Verbreitung von Viren Corona & Zika: Küssen verboten?
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28. August 2020, 13:43 Uhr
Sars-CoV-2 kann durchs Küssen übertragen werden. Ulmer Forscher wollten herausfinden, ob das auch für das Zika-Virus gilt, das inzwischen auch in Deutschland angekommen ist. Ihre Ergebnisse halten für Liebende eine gute und schlechte Nachricht parat.
Dass das Coronavirus durchs Küssen übertragen werden kann, ist nicht neu - Stichwort "Tröpfcheninfektion". Aber das ist nicht bei allen Viren so, erklärt Janis Müller vom Institut für molekulare Virologie in Ulm: "Viren suchen sich immer ihre speziellen Routen, über die sie am Besten übertragen werden".
Übertragung über mitgebrachte Moskitos oder Sex?
Das Zikavirus zum Beispiel verbreitet sich über Moskitos. Müller und seine Kollegen wollten wissen, ob es noch andere Wege gibt. Denn obwohl sich das Virus über Moskitos und damit in wärmeren Regionen verbreitet, ist es 2016 auch hier in Deutschland angekommen.
Es gab Fälle, wo Reisende zurück nach Deutschland kamen und die dann ihren Partner infiziert haben. Da weiß man auch nicht, wie das genau funktioniert hat - ob die Moskitos mit dabei hatten oder ob es über Geschlechtsverkehr passiert ist. Über den Speichel hat man da überhaupt nichts gewusst.
Also haben sich die Forscher angesehen, welche Rolle Speichel - und damit auch das Küssen - bei der Übertragung des Zikavirus spielen könnte. Schnell haben sie festgestellt: Das Virus ist bei Infizierten im Speichel nachweisbar. Im nächsten Schritt haben sie dann geschaut, was passiert, wenn das Virus mit Speichel in die Mundschleimhaut eindringt.
Wir haben sehr eindeutig gesehen: Je mehr Speichel wir dann dazu geben, desto weniger infektiös ist das Virus, sodass eine Übertragung sehr unwahrscheinlich ist.
Extrazelluläre Vesikel sind der Schlüssel
Eine überraschende Beobachtung für Müller und seine Kollegen. Woran liegt das? Was im Speichel ist verantwortlich für diesen Effekt? Daran haben die Forscher eine Weile lang rumgerätselt, und dann entdeckten sie ihn: Einen Abwehrmechanismus im Speichel, der die Infektion verhindert. Sogenannte extrazelluläre Vesikel.
Da scheine eine Art Konkurrenz stattzufinden, erklärt Janis Müller. "Das heißt, die Vesikel möchten an die Zielzelle genauso wie die Viren. Und je mehr Vesikel wir haben, desto weniger kommen die Viren dann dran."
Abwehrmechanismus funktioniert nicht bei Corona
Da stellt sich natürlich die Frage: Funktioniert dieser Abwehrmechanismus bei allen Viren? Um das herauszufinden, haben die Forscher das neuartige Coronavirus untersucht. Und siehe da: Fehlanzeige. Weder Speichel noch Vesikel hatten einen Effekt auf das Virus. Müller erklärt, woran das liegt:
Viren unterscheiden sich sehr darin, wie sie in eine Zelle eindringen - auch beim Zika- und Coronavirus. Die Vesikel docken über verschiedene Rezeptoren an und scheinen eher mit dem Zikavirus zu überlappen, als mit dem Coronavirus.
Und damit ist das Coronavirus übers Küssen übertragbar. Das Zikavirus aber nicht. Eine schlechte und gute Nachricht für alle Verliebten.
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