Modellrechnung Heutiger Nahrungsbedarf kann nicht regional gedeckt werden
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28. April 2020, 16:36 Uhr
Viele Lebensmittel werden heute tausende Kilometer zum Verbraucher transportiert. Könnten diese Wege kürzer werden, um Klima und Ressourcen zu schonen? Nur sehr begrenzt, haben Forscher errechnet.
Dank dem globalen Lebensmittelhandel sind viele Menschen heute unabhängiger vom Ernteerfolg vor Ort. Sie können ihren Bedarf auch mit importierter Nahrung decken. Andererseits werden sie dadurch verletzlicher für die Entwicklungen am globalen Markt, etwa plötzliche Preissprünge.
Außerdem werde das Nahrungsangebot weltweit gleichförmiger, Diversität gehe verloren, sagen Kritiker wie etwa die Organisation Slow Food. Hinzu kommen die Umweltkosten des globalen Transports. Aber kann die heutige Lebensmittelnachfrage auch aus lokaler Produktion gedeckt und die Lieferkette deutlich verkürzt werden? Dieser Frage sind Forscher der Universitäten Göttingen und Aalto in Finnland in einer Modellrechnung nachgegangen. Und haben ihre Ergebnisse jetzt im Magazin "nature veröffentlicht.
Sechs Lebensmittelarten analysiert
Die Wissenschaftler modellierten für sechs Grundlebensmittel, wo sie produziert und wo sie konsumiert werden. Bei ihrer Analyse betrachteten sie:
- Getreide aus klimatisch gemäßigten Zonen (Weizen, Gerste Hafer)
- Reis
- Mais
- Tropische Getreide (Hirse, Sorghum)
- Tropische Wurzeln (Maniok)
- Hülsenfrüchte
Im Ergebnis zeigt die Rechnung, dass zwischen elf bis 28 Prozent der Weltbevölkerung ihren Bedarf aus Lebensmitteln decken können, die in weniger als 100 Kilometern Entfernung produziert wurden. Ein viel größerer Teil allerdings, zwischen 26 und 64 Prozent der Menschheit, benötigt Lebensmittel, die über 1.000 Kilometer Transportweg zurückgelegt haben.
Reis und Weizen müssen am weitesten transportiert werden
Am günstigsten ist das Verhältnis noch für Mais, der in vielen Weltregionen angebaut wird. Im Schnitt ist er 1.300 Kilometer unterwegs vom Produktionsort zum Ziel. Bei Getreide aus der gemäßigten Zone hingegen öffnet sich eine weite Spanne. Während 50 Prozent der Weltbevölkerung ihren Bedarf innerhalb von 900 Kilometern um ihren Lebensort decken können, sind es bei den 25 Prozent mehr als 5.200 Kilometer.
Auch bei Reis öffnet sich eine Spanne. 50 Prozent der Nachfrage können innerhalb von 650 Kilometern befriedigt werden, bei den übrigen 50 Prozent ist der Reis im Schnitt 2.700 Kilometer unterwegs. So stammen etwa die rund 137.000 Tonnen Reis, die Deutschland 2019 importiert hat, vor allem aus Indien, Thailand und Vietnam, den Hauptexportländern weltweit.
Regionale Lebensmittel können derzeitigen Konsum nicht decken
Die Forscher sehen ein paar Möglichkeiten, die Distanzen etwas zu verkürzen, vor allem in Südamerika und in Afrika. So könnten einerseits die Erträge verbessert und andererseits die Lebensmittelverschwendung reduziert werden. Dennoch sei ein globaler Lebensmittelhandel notwendig um eine stabile Versorgung zu gewährleisten, schreiben sie. "Die Nachfrage aus lokaler Produktion zu decken ist mit den derzeitigen Konsum- und Produktionsmustern nicht erreichbar", lautet ihr Fazit.
(ens)
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