Die Erde, aus dem Weltall betrachtet, zur Hälfte sichtbar. Im Hintergrund leuchtet die Sonne rötlich knapp über Erde, heller Lichtstrahl nach links und rechts. 3 min
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Die Wintersonnenwende ist mehr als ein Datum – sie ist ein bedeutendes astronomisches Phänomen, das seit Jahrhunderten fasziniert. Auch, weil der früheste Sonnenuntergang schon Tage vorher ist. von Valeria Bajaña Bilbao

MDR AKTUELL Do 12.12.2024 00:00Uhr 03:03 min

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Wintersonnenwende Am kürzesten Tag geht die Sonne nicht am frühesten unter

20. Dezember 2024, 15:10 Uhr

Warum fällt der kürzeste Tag des Jahres nicht mit dem frühesten Sonnenuntergang zusammen? Viele kennen die Wintersonnenwende, doch nur wenige wissen, dass der früheste Sonnenuntergang bereits davor stattfindet. Die Erklärung liegt in der Neigung der Erdachse und der elliptischen Umlaufbahn der Erde – faszinierende Phänomene, die die Menschheit seit Jahrtausenden beschäftigen.

Die Sonne strahlt am Morgen hoch am Himmel, doch die Schülerinnen und Schüler des Astronomieunterrichts sitzen im Dunkeln. Unter dem funkelnden Firmament des Planetariums lauschen sie aufmerksam ihrem Lehrer. Peter Schilling, seit 31 Jahren im Astronomischen Zentrum in Schkeuditz bei Leipzig tätig, erklärt mit Leidenschaft die Weihnachtsgeschichte – ein traditionelles Dezemberthema. Ein weiteres bedeutendes astronomisches Ereignis in diesem Monat ist die Wintersonnenwende.

Vielen Menschen ist dieser Tag bekannt als der kürzeste des Jahres: ein Lichtblick für diejenigen, die sich nach Frühling und Sommer sehnen. Aber anders als Sie vielleicht denken, ist das nicht der Tag, an dem die Sonne am spätesten auf- und am frühesten untergeht. Der Tag mit dem frühesten Sonnenuntergang ist bereits am 12. Dezember, also neun Tage vor der Wintersonnenwende. Dafür liegt der späteste Sonnenaufgang nach dem kürzesten Tag, erst am 30. Dezember. Diese zeitliche Verschiebung hat ihren Ursprung in der asymmetrischen Bahnbewegung der Erde, die auch die Grundlage für die Wintersonnenwende bildet. 

Wie entsteht die Wintersonnenwende?

Unsere Erde ist im Bezug zur Sonne keine aufrechtstehende Kugel. Stünde sie senkrecht, wie an einem Faden am Nordpol aufgehängt, wären die Tage überall gleich lang. Doch die Erdachse ist geneigt, und Deutschland liegt auf der Nordhalbkugel. Während die Erde auf ihrer elliptischen Umlaufbahn die Sonne umrundet, neigt sich die Nordhalbkugel in einem Teil des Jahres von der Sonne weg. 

Der kürzeste Tag, die Wintersonnenwende, fällt auf den 21. Dezember. An diesem Tag steht die Sonne so flach über dem Horizont wie an keinem anderen im Jahr. Sie geht spät auf und früh unter. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger. Rechnerisch gesehen ist die Wintersonnenwende der Tag mit den wenigsten Lichtstunden. 

Die Rolle der Erdbewegung

Allerdings ist der Tag der Wintersonnenwende nicht der, an dem die Sonne über Mitteldeutschland am frühesten untergeht. "Diese Abweichung wird durch die sogenannte Zeitgleichung erklärt", sagt Dirk Schlesier, Leiter des Planetariums in Halle. Wie Schilling verfolgt er das Ziel, astronomisches Wissen auch für junge Menschen verständlich zu machen. Schlesier erklärt die Diskrepanz durch zwei unterschiedliche Zeitsysteme: Da ist die mittlere Sonnenzeit, die eine gleichmäßige Zeit misst und die wir im Alltag verwenden, da alle unsere Uhren diese anzeigen. Anders verhält es sich bei Sonnenuhren, die die wahre Sonnenzeit messen, die sich nach der tatsächlichen Bewegung der Sonne richtet. Würden wir uns nach der wahren Sonnenzeit richten, hätten wir ständig Zeitprobleme. Aber warum ist das so?

Ein Mann mit Brille steht im Inneren der Sternwarte in Schkeuditz. Er blickt durch einen sogenannten Refraktor. Im oberen Bereich des Bildes ist ein Teil des Himmels durch die offene Kuppel sichtbar.
Astronomielehrer Peter Schilling Bildrechte: MDR/Valeria Bajaña Bilbao

Zum einen liegt es daran, dass die Erde sich in einer Ellipse um die Sonne bewegt. Dadurch ist die Geschwindigkeit der Erde um die Sonne nicht gleichmäßig. Der zweite Grund ist die geneigte Achse der Erde. "Im Grunde läuft die Sonne unserer Zeit, die wir mit der Uhr messen, phasenweise ein wenig hinterher oder voraus", erklärt Schlesier. "Das sind im Prinzip die beiden Hauptursachen für diese Zeitabweichung", führt Schlesier aus. "Und weil die Sonne an einigen Tagen ein paar Minuten vor- oder nachgeht, erleben wir das Phänomen, dass der früheste Sonnenuntergang einige Tage vor der eigentlichen Wintersonnenwende liegt." 

Die Sonnenuhr geht "falsch" Um die Tag-und-Nacht-Gleichen im Frühling und Herbst verändert sich die Position der Sonne stark. In dieser Zeit steigt oder fällt die Sonne jedoch langsamer in Bezug auf den Äquator. Im Gegensatz dazu bleibt die Sonne rund um die Sonnenwenden im Sommer und Winter fast auf der gleichen Höhe, bewegt sich aber schneller.
Diese Unterschiede entstehen durch zwei Faktoren: die Neigung der Erdachse und die elliptische Form der Erdumlaufbahn. Daher stimmen die mittlere Sonnenzeit und die wahre Sonnenzeit selten überein.
Als Ergebnis können Sonnenuhren bis zu 16 Minuten vor- oder 14 Minuten nachgehen.

Für viele Menschen, die selten unter freiem Himmel sind, sind diese Veränderungen kaum spürbar, erklärt Schlesier. Dennoch können die exakten Zeitpunkte von Sonnenauf- und -untergang präzise berechnet werden. Auch wenn diese Unterschiede wenig Einfluss auf unseren Alltag haben, betont der Leiter des Planetariums in Halle die Relevanz des Wissens hinter diesen Phänomenen.

Astronomielehrer Schilling sieht das ähnlich. Er unterstreicht die Bedeutung des Verständnisses für die Bewegung der Erde um die Sonne, die nicht nur unseren Tagesrhythmus, sondern auch Phänomene wie zum Beispiel die Jahreszeiten beeinflusst. Er bedauert jedoch, dass das Interesse junger Menschen in der Schule abnimmt: "Es gibt heute leider nicht mehr so viele junge Menschen, die sich dafür begeistern." Trotzdem bleibt die Wintersonnenwende für ihn ein wichtiges Thema: "Das hat die Menschen nicht nur jetzt, sondern schon vor 7000 Jahren fasziniert. Diese Phänomene gehören einfach zur Geschichte unserer Zivilisation."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. Dezember 2024 | 00:00 Uhr

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