Astronomie Corona Borealis: Hier explodiert bald ein Stern – wahrscheinlich
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03. September 2024, 10:10 Uhr
Sehen wir am Nachthimmel demnächst eine Explosion? Astrofans weltweit warten seit Monaten darauf, dass es am Sternbild Corona Borealis zu einer Nova kommt. Die Zeit ist reif, sagt die Nasa. Hier sammelt sich jede Menge Masse an, beobachten auch Astronomen in Thüringen. Aber vielleicht kommt die Explosion auch erst im Januar.
Irgendwann oder demnächst oder vielleicht schon heute Nacht könnte am Himmel ein heller, neuer Stern erscheinen, eine Nova, eine gewaltige Sternenexplosion. Dieses Ereignis wird so hell sein, dass wir es mit bloßem Auge von der Erde aus sehen, sagt die Nasa, dabei findet die Explosion in fast 3.000 Lichtjahren Entfernung statt.
Angst müssen wir also nicht haben. Aber fasziniert dürfen wir sein. "Das ist ein einmaliges Ereignis, das viele neue Astronomen hervorbringen wird", sagt Rebekah Hounsell, Astrophysikerin am Goddard Space Flight Center der Nasa. Denn wer solch ein Ereignis selbst erlebt, wird es nie mehr vergessen. "Es wird die nächste Generation von Wissenschaftlern antreiben", ist sich Hounsell sicher.
Aber was passiert da in den Tiefen des Alls? Und warum wissen wir, dass es passieren wird? Die Antwort lautet ganz einfach: Wir haben es bereits gesehen. Zuletzt am 9. Februar 1946, davor am 12. Mai 1866. Möglicherweise wurden weitere Novae bereits 1217 und 1787 entdeckt, schreibt die Thüringer Landessternwarte (TLS) in Tautenburg. Und deshalb sind sich die Astronomen sicher, dass wir es 2024 wieder erleben werden. Einige glauben, dass die Explosion noch vor Ende des Sommers passieren wird. Es bleibt also nicht viel Zeit.
Was explodiert da im All?
Die Nova wird auf T Coronae Borealis (kurz T CrB) passieren, einem Doppelstern im Sternbild Corona Borealis, der Nördlichen Krone. Das System ist 2.688 Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht aus einem Weißen Zwerg, etwa so groß wie die Erde, und einem alten Roten Riesen. Der Zwerg ist viel schwerer und entzieht dem Riesen durch seine Gravitationskraft Wasserstoff. "Die starke Gravitation komprimiert, diese Atmosphäre, die hauptsächlich aus Wasserstoff besteht, und heizt diese auf", erklärt Dr. Veronika Schaffenroth im Blog der Thüringer Landessternwarte Tautenburg den Prozess. "Wenn eine kritische Temperatur erreicht wird, setzt eine unkontrollierte Wasserstofffusion ein und die plötzliche Energieproduktion verursacht das gewaltsame Ausstoßen der flachen Atmosphäre in den umgebenden Raum." Deshalb erleben wir alle 80 Jahre eine thermonuklearen Explosion. Nicht vergleichbar mit einer Supernova, bei der ein sterbender Stern explodiert und sich selbst zerstört, ist diese Nova nicht weniger bemerkenswert.
Bei einem Nova-Ereignis, so die Nasa, bleibt der Zwergstern nämlich intakt und schleudert das angesammelte Material in einem blendenden Blitz in den Weltraum. Dieser Zyklus wiederholt sich und kann Zehntausende oder sogar Hunderttausende von Jahren andauern. "Es gibt einige wiederkehrende Novae mit sehr kurzen Zyklen, aber normalerweise erleben wir nicht oft einen wiederholten Ausbruch in einem Menschenleben und selten einen so relativ nahe an unserem eigenen System", sagte Hounsell. "Es ist unglaublich aufregend, so in der ersten Reihe zu sitzen."
Wer schaut hin?
Vermutlich warten tausende von Hobby-Astronomen weltweit auf die Nova. Auch die Profis schauen ganz genau hin. So beobachten die Astronomen an der Thüringer Landessternwarte in den letzten Monaten eine Verstärkung der sogenannten Hα Spektrallinie. "Diese Emissionslinie wird von der Akkretionsscheibe um den weißen Zwerg verursacht und ihre Stärke ist zu der Massenakkretionsrate gekoppelt. In den letzten Monaten wurde diese Linie wieder stärker, was eine stärker werdende Akkretion vermuten lässt", schreibt TLS-Forscherin Veronika Schaffenroth. (Für das Diagramm klicken Sie auf das Bild unter diesem Absatz.) Die Akkretion ist die Ansammlung von Masse um ein kosmisches Objekt und die Hα Spektrallinie steht für Wasserstoff. Wir erinnern uns: Der Weiße Zwerg sammelt Wasserstoff von seinem Begleiter, bis es genug ist für eine Explosion.
Wo kann ich das sehen?
Jetzt, zum Ende des Sommers, steht das Sternbild am frühen Abend im Westen. T CrB, der Nova-Doppelstern, befindet sich links neben der eigentlichen Krone, unweit von Epsilon Coronae Borealis. Normalerweise ist er nur mit einem Fernrohr zusehen. Wenn es zur Nova kommt, wird er bis zu 2 mag hell werden, und damit so hell wie Gemma (α Coronae Borealis), der hellste Stern der Corona Borealis. Vergleichbar ist auch der Polarstern.
Vermutlich wird er mehrere Tage mit bloßem Auge zu sehen sein, dann nimmt die Helligkeit wieder ab. Noch ein paar Tage könnte er mit einem Fernglas zu sehen sein, dann nur noch mit einem Teleskop. Und das bleibt er dann – für die nächsten 80 Jahre.
Und was, wenn die Nova erst im November explodiert?
Ab Oktober wird es zunehmend schwerer, die Nördliche Krone von Mitteldeutschland aus zu beobachten. Dann wandert das Sternbild abends immer näher an den Horizont. Erst nach dem Jahreswechsel ist Corona Borealis und damit T CrB wieder besser am Nachthimmel zu sehen, dann morgens in Richtung Osten, ungestört vom Mond, der bereits abends untergegangen ist. Die Astronomen in Tautenburg hoffen deshalb, dass die Nova erst im Januar hochgeht.
gp/nasa/tls
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 02. Juni 2024 | 06:22 Uhr
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