Der Komet C2023-A3 (Tsuchinshan-ATLAS), in etwa 160 Millionen Kilometern Entfernung, aufgenommen von dem Nasa-Astronauten Matthew Dominick von der ISS aus.
Bildrechte: picture alliance/dpa/NASA/JSC | Matthew Dominick

Astronomie Komet C/2023 A3 ist im Oktober der neue Abendstern

24. Oktober 2024, 09:54 Uhr

Der Oktober präsentiert uns einen neuen Kometen. Mitte des Monats wird er wie ein Abendstern am Himmel zu sehen sein: Komet Tsuchinshan-Atlas, C/2023 A3. Lesen Sie hier, wie Sie ihn entdecken, welche Sternwarten zur Beobachtung einladen und was Astronomen der Esa sich vom Kometen erhoffen.

Noch steht der Komet von uns aus gesehen zwischen Erde und Sonne. Doch zum Wochenende steigt die Chance, das wir Tsuchinshan-Atlas, C/2023 A3, am Abendhimmel Richtung Westen entdecken. Vielleicht haben wir Glück, und die Wolken reißen auf und gewähren uns einen zumindest gelegentlich freien Blick Richtung Westen. Das MDR Wetter sagt für morgen einen Sonne-Wolken-Mix voraus.

Der kosmische Besucher stammt aus den äußersten Weiten unseres Sonnensystems und wird von Deutschland aus mit bloßem Auge gut beobachtbar sein. Der Komet Tsuchinshan-Atlas – auch C/2023 A3 genannt – nähert sich zurzeit der Erde. Noch sei seine Beobachtung von Deutschland aus eher etwas für versierte Hobby-Astronomen, betont Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. In der ersten Oktoberwoche könnten sie den Himmelskörper im Osten kurz vor Sonnenaufgang erspähen, wobei die Sicht von Tag zu Tag besser wird. 

Knackt Komet Tsuchinshan-Atlas den Rekord?

Nach dem 5. Oktober verschwand er vom Morgenhimmel und zieht seither dicht an der Sonne vorbei. Aber zum Wochenende (12./13. Oktober) hin wird er am Abendhimmel wieder auftauchen. Während dieser Phase passiert er das Sichtfeld des Sonnen- und Heliosphären-Observatoriums (Soho). Die Beobachtung ist für den Satelliten nur möglich, weil die helle Sonne bei diesen Aufnahmen durch eine Scheibe in der Bildmitte abgedeckt wird. So haben die Wissenschaftler in den vergangenen Tagen Bilder des Kometen aufgenommen. Die letzte Aufnahme stammt vom 9. Oktober. "Heute erreicht der Komet seine erwartete maximale Helligkeit", schreibt die Nasa dazu auf ihrem Sun & Space Kanal auf X. Die Forscher der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa, die Soho zusammen mit der Nasa betreiben, spekulieren bereits, ob Tsuchinshan-Atlas C/2023 A3 der hellste Komet sein wird, den ihr Sonnenobservatorium je aufgenommen hat. Bisheriger Rekordhalter ist der Komet McNaught (C/2006 P1), der im Januar 2007 von Soho gesehen wurde.

Aufnhame des Kometen Tsuchinshan-Atlas durch Solar and Heliospheric Observatory
Tsuchinshan-Atlas C/2023 A3. Aufgenommen vom Sonnen- und Heliosphären-Observatoriums (Soho) am 9. Oktober 2024. Bildrechte: Esa/Nasa/Soho

Etwa ab dem 10. oder 11. Oktober sollte der Komet von Deutschland aus mit bloßem Auge gut erkennbar sein. Unser Abendstern, die Venus, ist da im Südwesten gerade untergegangen. Dafür bekommen wir, bei freier Sicht auf den Horizont, den Kometen zu sehen. Je dunkler der Standort, umso besser. Weil der Komet gerade die Sonne passiert habe und daher viel Material verdampfe, könnte sein Schweif besonders ausgeprägt sein, erläutert Liefke. Der letzte so helle Komet war Neowise.

Beste Sicht ab Mitte Oktober

Am besten dürfte der Anblick an den Abenden des 12. oder 13. Oktober sein. Am 13. erreicht die Bahn des Kometen ihren erdnächsten Punkt mit etwa 70 Millionen Kilometern Abstand – das entspricht knapp der halben Entfernung der Erde zur Sonne. Ab November lässt sich der Besucher vermutlich nicht mehr mit bloßem Auge erkennen. Wie gut die Beobachtbarkeit tatsächlich sein wird, lasse sich allerdings nicht völlig sicher vorhersagen, betont Liefke.

Der Komet C2023-A3 (Tsuchinshan-ATLAS), über der Erde, in etwa 160 Millionen Kilometern Entfernung, aufgenommen von dem Nasa-Astronauten Matthew Dominick von der ISS aus.
Nasa-Astronaut Matthew Dominick hatte Mitte September bereits einen spektakulären Blick auf den Kometen C2023-A3. Kein Wunder, wenn man aus dem Fenster der ISS schauen darf. Bildrechte: picture alliance/dpa/NASA/JSC | Matthew Dominick

Kometenbeobachtung in Sachsen und Sachsen-Anhalt

Die Vereinigung der Sternenfreunde, Sternwarten, Vereine, Planetarien, Forschungsinstitute, Museen, Schulen und einzelne Amateurastronomen laden am 19. Oktober bundesweit zum Astronomietag – Komet inklusive, wenn das Wetter mitspielt. Das Interesse der Astronomiefans scheint groß zu sein. Die Kometenbeobachtung der Sternwarte Nordsachsen in Eilenburg am 19. Oktober ist bereits ausgebucht.

Der Astroclub Radebeul e.V. öffnet jeden Freitagabend die großen Teleskope an der Sternwarte. Hier könnten Sie also auch am 11. oder 18. Oktober versuchen, einen Blick auf Tsuchinshan-Atlas zu bekommen. Der Astronomietag am 19.10. beginnt um 15 Uhr.

Die Volkssternwarte Drebach im Erzgebirge lädt am 11. und 19. Oktober um 20 Uhr zum Blick auf die Sterne – und vielleicht auch auf den Kometen.

Die Sternwarte Quedlinburg ist am 18. Oktober ab 19 Uhr bereits zum Beobachtungsabend geöffnet und ebenfalls am 19. Oktober zum Astronomietag. Auch hier stehen die Chancen gut, den Kometen zu erleben.

Die Astronomische Gesellschaft Magdeburg beginnt den 19. Oktober um 14 Uhr und richtet ab 19 Uhr die Teleskope in den Nachthimmel.

Weitere Veranstaltungen in ganz Deutschland können Sie hier suchen.

2 Meter Teleskop in Thüringen

Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg lädt am 26. Oktober zur Langen Nacht der Sterne. Da gibt es die Sterne ganz nahe. "Bei gutem Wetter ist es möglich, Beobachtungen des Sternhimmels mit dem 2-Meter-Spiegelteleskop direkt zu erleben", heißt es im Programm, Komet inklusive: "Ein besonderes Highlight wird die Beobachtungen des Kometen Tsuchinshan-ATLAS (C/2023 A3) sein. Der Komet ist nach Sonnenuntergang zu sehen (wenn das Wetter mitspielt)."

Entdeckt wurde Tsuchinshan-Atlas Anfang 2023 – der Name stammt von den Teleskopanlagen in China und Südafrika, die ihn zuerst erspäht hatten. Der Himmelskörper zählt zu den nicht-periodischen Kometen, die – wenn überhaupt – erst nach längeren Zeiträumen wieder in Erdnähe kommen. "In absehbarer Zeit wird Tsuchinshan-Atlas wohl nicht wiederkehren", sagt Liefke. Der Besucher stammt demnach aus der Oortschen Wolke, einer kugelförmigen Ansammlung von Objekten am äußersten Rand des Sonnensystems.

gp, dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 27. September 2024 | 14:20 Uhr

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