Raumfahrt Ariane 6 erfolgreich gestartet – Zündung im Orbit schlug fehl
Hauptinhalt
11. Juli 2024, 08:51 Uhr
Die europäische Rakete Ariane 6 ist erstmals in Richtung All abgehoben. Bei ihrem ersten Start von Kourou in Französisch-Guayana aus hatte die neue Trägerrakete unter anderem Mikro-Satelliten von Universitäten und wissenschaftliche Experimente, darunter auch aus Deutschland an Bord. Kurz vor Ende der Mission kam es zu Problemen.
Dieser Neustart für die Europäische Raumfahrtagentur Esa ist geglückt. Am 9. Juli 2024 genau um 21 Uhr erklang das Wort, auf das die Esa seit zehn Jahren gewartet hatte: Décollage – Start. Falls Sie etwas für Parallelität der Ereignisse übrigen haben. Es war im selben Moment, als bei der Fußball-EM der Countdown beim Spiel Spanien-Frankreich in München endete und das Spiel begann (sorry Frankreich). Aber das war eher Zufall. Der ursprünglich auf 20 Uhr deutscher Zeit angesetzte Start wurde um eine Stunde nach hinten verschoben. Grund dafür sei ein "kleines Problem am Boden" gewesen, wie die Europäische Raumfahrtagentur auf der Plattform "X" mitteilte.
Nicht weniger als "Wir schreiben Geschichte" nannte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher den geglückten Start. Wir haben noch Arbeit vor uns, so Aschbacher, "aber die wichtigsten Etappen sind geglückt". Damit meinte er den Start, die Abtrennung der Triebwerke, die mehrfachen Zündungen der Triebwerke in der Orbitalstufe im All und das erfolgreiche Aussetzen der Satelliten an Bord.
Wir schreiben Geschichte.
Was Aschbacher zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht wusste: Die erneute Zündung der Rakete im Orbit war fehlgeschlagen. Am Ende des Flugs sollte der oberste Teil erneut zünden und diesen Teil quasi umdrehen. So sollte er wieder in die Erdatmosphäre eintreten und dabei verglühen. Weil die Wiederzündung nicht klappte, verbleibt diese Oberstufe nun im All. Raumfahrt-Experte Martin Tajmar wertete den Jungfernflug dennoch als "großen Erfolg". "Da kann viel schiefgehen, und ein bisschen was ist gegen Ende auch schiefgegangen, aber der Start und der Erfolg, dort hingekommen zu sein, wiegt alles auf", sagte Tajmar, der an der TU Dresden die Professur für Raumfahrtsysteme innehat und am Ariane-Projekt nicht beteiligt ist.
30 Flüge bereits gebucht
Die erste Nutzlast der Ariane 6 waren 17 Experimente. Darunter zwei, die den Wiedereintritt in die Atmosphäre überstehen sollten. Eines davon die Test-Raumkapsel Nyx Bikini von The Exploration Company mit Sitz in Planegg bei München. Diese beiden Experimente konnten durch die Zündungsprobleme nicht durchgeführt werden. Geklappt hat dagegen das Aussetzen der Satelliten OOV-Cube von Rapid Cubes aus Berlin und Curium One von Planetary Transportation Systems aus Kleinmachnow.
Der erste kommerzielle Flug soll vor Ende des Jahres abheben. Die erste größere Esa-Mission an Bord einer Ariane 6 soll Mitte des kommenden Jahres starten. Insgesamt liegen bereits Aufträge für 30 Flüge mit der Ariane 6 vor. Die Hälfte davon hat Amazon gebucht. Für das Unternehmen soll die Ariane 6 Kommunikationssatelliten seiner Konstellation Kuiper in den Orbit bringen.
dpa, dlr, esa, gp
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 10. Juli 2024 | 10:11 Uhr