Madelaine Böhme, Paläontologin der Universität Tübingen, steht in der Tongrube «Hammerschmiede» auf der mit Folie abgedeckten Fundstelle des rund 11,6 Millionen Jahre alten Menschenaffen «Udo». Im Jahr 2021 haben Forscher dort 3732 Fossilien gefunden.
Madeleine Böhme (Archivbild) und andere Forscher haben in der Tongrube "Hammerschmiede" Überreste des Ur-Pandas gefunden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Wissen-News Ur-Panda in Tongrube im Allgäu entdeckt

30. September 2024, 13:13 Uhr

Erst Menschenaffe "Udo", nun ein Verwandter des heutigen Pandas: Die Tongrube "Hammerschmiede" ist für Forscher eine Fundgrube und gibt Aufschluss über die Evolution des Bambus-Fressers.

Als spektakulärster Fund in der "Hammerschmiede" im Allgäu wurden im Jahr 2019 Skelettteile des Menschenaffen "Udo" bekannt, der vor rund 11,6 Millionen Jahren gelebt haben soll. Jetzt entdeckten Forscher dort einen Ur-Verwandten des heutigen Pandas, der andere Essgewohnheiten als sein pflanzenfressender Nachfahr hatte.

Zähne verraten die Speisekarte

Die einzige bislang in der "Hammerschmiede" gefundene Bärenart mit dem Namen Kretzoiarctos beatrix wird als ältester Verwandter des modernen Großen Pandas (Ailuropoda melanoleuca) angesehen. Denn Form und Gestalt seiner Zähne weisen Ähnlichkeiten mit denen des chinesischen Bären auf. Dieser ernährt sich bekanntermaßen ausschließlich von Bambus. Die Ernährung des Ur-Pandas glich dagegen eher der pflanzlich-tierischen Mischkost heutiger Braunbären. Der Ur-Panda war kleiner als seine modernen Verwandten, wog aber immerhin mehr als 100 Kilogramm. "Die heutigen Großen Pandas gehören in der zoologischen Systematik zu den Fleischfressern. Tatsächlich ernähren sie sich aber ausschließlich von Pflanzen. Sie haben sich auf harte pflanzliche Nahrung, insbesondere Bambus spezialisiert", berichtet Erstautor Nikolaos Kargopoulos.

Die Ernährung des Bären aus der Grube in Pforzen im Ostallgäu enthielt sowohl pflanzliche als auch tierische Bestandteile. "Diese Ergebnisse sind wichtig für unser Verständnis der Evolution von Bären und der Entwicklung des Veganismus bei den Großen Pandas", sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Madeleine Böhme von der Universität Tübingen. "Kretzoiarctos beatrix, die ältesten Großen Pandas, waren demnach Generalisten. Eine Spezialisierung in der Ernährung der Pandas erfolgte erst spät in ihrer Evolution." Wissenschaftler forschen in dem schwäbischen Ort bereits seit 2011. Dabei wurden Tausende Überreste von Fossilien und Dutzende Pflanzenarten gefunden. Herausragend war der Fund von fossilen Resten des Menschenaffen "Udo" (Danuvius guggenmosi), der Annahmen zur Entwicklung des aufrechten Gangs infrage gestellt hatte.

dpa/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 29. September 2024 | 07:45 Uhr

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