Zahnfund des Buronius manfredschmidi in der Hammerschmiede im Ostallgäu
7,7 Millimeter groß ist der Zahn, der jetzt zur Beschreibung einer neuen Menschenaffenart im Allgäu geführt hat. Bildrechte: Universität Tübingen

Wissen-News Kleine Menschenaffenart im Allgäu entdeckt

10. Juni 2024, 15:35 Uhr

In einer Tongrube im Ostallgäu, der sogenannten Hammerschmiede, haben Forscher bereits eine zweite, bisher unbekannte Menschenaffenart entdeckt. Der kleine Verwandte bevölkerte die Region vor über elf Millionen Jahren.

Schon 2019 fanden Wissenschaftler an der Grabungsstätte zwischen Pforzen und Kaufbeuren einen Menschenaffen. Der Danuvius guggenmosi, "Udo" genannt, sorgte für weltweiten Aufruhr, galt er als unser ältester Verwandter, der Anpassungen an den aufrechten Gang aufwies. Der jetzt entdeckte kleinere Buronius manfredschmidi wurde in unmittelbarer Nähe gefunden. Genauer gesagt, gruben die Forscher der Universitäten Tübingen und Toronto zwei winzige Zähne und eine Kniescheibe aus.

Unterschiedliches Fressverhalten ermöglichte Zusammenleben

Die Größe der Funde deute darauf hin, dass Buronius nur etwa zehn Kilogramm wog und damit deutlich leichter war als die heute lebenden Menschenaffen, die zwischen 30 und 200 Kilogramm wiegen. Dazu war Buronius auch kleiner als "Udo", der wohl zwischen 15 und 46 Kilogramm wog. Beide lebten aber parallel, erklärte Grabungsleiter Thomas Lechner: "Die Ablagerungsbedingungen lassen den Schluss zu, dass beide Menschenaffen zur gleichen Zeit dasselbe Ökosystem besiedelten." Der Zahnschmelz des neu entdeckten Buronius ließe dazu auf seine Ernährung schließen, der wegen seiner geringen Dicke auf einen Blattfresser schließen lasse. Danuvius hingegen sei Allesfresser gewesen.

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Bildrechte: MDR Wissen/ Panthermedia

Diese unterschiedliche Ernährungsweise habe es beiden Arten erlaubt, sich einen Lebensraum zu teilen. Diese Syntopie genannte Koexistenz hätten die Wissenschaftler bei Menschenaffen in Europa erstmals nachweisen können. Ähnliche Nachbarschaft kenne die Forschung eher aus Sumatra, wo Orang-Utans vergleichbar mit dem Danuvius umherschweifen, während die deutlich kleineren Gibbons eher in den Baumwipfeln verbleiben. Eine ähnliche Aufteilung des Lebensraums und vergleichbare Aufteilung des Futterverhaltens vermuten die Wissenschaftler auch in der Hammerschmiede und deren Umgebung vor elf bis zwölf Millionen Jahren.


idw/jar

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Brisant | 08. Juni 2024 | 17:15 Uhr

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