Jäger und Sammler auf dem Weg nach Malta (Illustration)
Bildrechte: Daniel Clarke/ MPI-GEA

Archäologie Mit dem Einbaum übers Mittelmeer: Schon Jäger und Sammler kamen nach Malta

10. April 2025, 14:56 Uhr

Schon mehr als 1.000 Jahre, bevor die ersten sesshaften Bauern Malta erreichten, wagten sich Jäger und Sammler über das offene Meer – und "besiedelten" die Insel. Mit einfachen Booten müssen sie mehr als 100 Kilometer zurückgelegt haben.

Es ist eine große Überraschung für die beteiligten Forscher: Schon vor rund 8.500 Jahren machten sich Gruppen von Jägern und Sammlern auf den Weg über das offene Mittelmeer – in einfachen Booten, vermutlich Einbäumen. Ihr Ziel: die Insel Malta, rund 100 Kilometer südlich von Sizilien und damals noch völlig unbewohnt. Was bislang für unmöglich gehalten wurde, ist nun durch archäologische Funde belegt.

Höhle Latnija im Norden Maltas
Die Höhle Latnija im Norden Maltas. Hier wurden die Funde gemacht. Bildrechte: Huw Groucutt

Eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung der Archäologin Eleanor Scerri vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena hat in der Höhle Latnija im Norden Maltas Spuren dieser frühen Seefahrer entdeckt. Darunter waren Feuerstellen, fein gearbeitete Steinwerkzeuge und Überreste von Tieren wie Vögeln, Fischen, Robben, Schnecken und einer kleinen, mittlerweile auf Malta ausgestorbenen Hirschart. Die Datierung ergab ein Alter von rund 8.500 Jahren – also etwa 1.000 Jahre vor der Ankunft der ersten sizilianischen Bauern auf der Insel.

Besiedlungsgeschichte Maltas muss neu geschrieben werden

Die bisherigen Annahmen gingen davon aus, dass nur sesshafte Ackerbauern mit ausreichender Vorratshaltung die unwirtlichen Bedingungen der abgelegenen Mittelmeerinseln meistern konnten. Die neuen Erkenntnisse widerlegen diese Vorstellung: Offenbar waren bereits mobile Wildbeuter in der Lage, sich an karge Landschaften anzupassen – und dabei erstaunliche Seereisen zu meistern.

Jäger und Sammler im Übergang zwischen Mittel- und Jungsteinzeit waren also nicht nur primitive Nomaden, sondern geschickte Seefahrer mit erstaunlicher Ortskenntnis, Anpassungsfähigkeit und Mut. "Die Seeleute waren auf die Oberflächenströmungen und Winde angewiesen, zur Navigation dienten Landmarken, die Sterne und andere Praktiken. Eine Überquerung von 100 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 4 km/h ist daher plausibel", sagt Nicholas Vella von der Universität Malta und Co-Investigator der Studie. "Doch selbst an den längsten Tagen mussten die frühen Seefahrer mehrere Stunden bei völliger Dunkelheit auf hoher See verbringen."

Figarino: Eine Gruppe von Steinzeitmenschen 25 min
Bildrechte: IMAGO / Allstar / Mary Evans AF Archive Warner Bros

rr/pm

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. April 2025 | 10:33 Uhr

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