Ägypten Mumie: Wer war die schreiende Frau im Grab von Königin Hatschepsut?
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02. August 2024, 16:07 Uhr
Ein ägyptisches Forschungsteam hat die Mumie der "schreienden Frau" aus dem Jahre 1458 v. Chr. mit modernsten Methoden untersucht. Dabei haben sie vieles über sie, ihren Tod und die aufwendige Einbalsamierung zutage gebracht.
Bei einer Ausgrabung im Jahr 1935 wurde in Deir el-Bahari in der Nähe von Luxor, der Stätte des antiken Theben, ein erschreckender Fund gemacht. In einer separaten Grabkammer des berühmten Königinnen-Grabs von Hatschepsut (1479-1458 v. Chr.) befand sich ein Holzsarg mit der Mumie einer älteren Frau. Sie trug eine schwarze Perücke und zwei Skarabäus-Ringe aus Silber und Gold. Doch ihr Mund war weit geöffnet, weswegen sie die "schreiende Frau" genannt wurde.
Ein ägyptisches Forschungsteam hat die schreiende Frau nun mit modernsten wissenschaftlichen Techniken und CT-Scans untersucht und mehr über ihr Leben und ihren Tod erfahren.
"Hier zeigen wir, dass sie mit teurem, importiertem Einbalsamierungsmaterial einbalsamiert wurde", erklärt Sahar Saleem (Radiologie am Kasr Al Ainy Hospital der Universität Kairo) in einer Pressemitteilung. "Dies und das gut erhaltene Aussehen der Mumie widersprechen der traditionellen Annahme, dass die Nichtentfernung der inneren Organe auf eine schlechte Mumifizierung schließen lässt."
Die schreiende Frau – So war sie vor ihrem Tod
Der Frau fehlten mehrere Zähne, die sie wahrscheinlich vor dem Tod verloren hatte, denn es gab Anzeichen von Knochenresorption, die auftritt, wenn ein Zahn herausfällt und die Zahnhöhle heilt. Andere Zähne waren abgebrochen oder wiesen Abnutzungserscheinungen auf.
Sie war zu Lebzeiten ungefähr 1,54 Meter groß. Anhand der Morphologie des Gelenks zwischen den beiden Beckenknochen, die mit zunehmendem Alter weicher wird, schätzte Saleem, dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes etwa 48 Jahre alt war. Sie hatte an einer leichten Arthrose der Wirbelsäule gelitten, wie das Vorhandensein von Osteophyten oder Knochenspornen an den Wirbeln zeigt.
Wie starb die schreiende Frau?
"Der schreiende Gesichtsausdruck der Mumie in dieser Studie könnte als Kadaverkrampf gedeutet werden, was darauf hindeutet, dass die Frau vor Schmerz oder Qual schreiend gestorben ist", vermutet Saleem.
Ein Kadaverspasmus ist eine seltene Form der Muskelversteifung, die typischerweise mit gewaltsamen Todesfällen unter extremen physischen Bedingungen und intensiven Emotionen in Verbindung gebracht wird. Eine offensichtliche Todesursache gab es jedoch nicht. Es ist ebenfalls auszuschließen, dass beim Einbalsamieren einfach vergessen wurde, ihren Mund zu schließen.
Nach dem Tod: Zeit der Einbalsamierung
Die FTIR-Analyse (Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie) ihrer Haut ergab, dass sie mit Wacholder und Weihrauch einbalsamiert worden war – teuren Materialien, die aus dem östlichen Mittelmeerraum, Ostafrika und Südarabien nach Ägypten importiert werden mussten.
Auch ihr natürliches Haar war mit Henna und Wacholder gefärbt worden. Die lange Perücke aus den Fasern der Dattelpalme war außerdem mit Quarz-, Magnetit- und Albitkristallen behandelt worden, wahrscheinlich um die Locken zu versteifen und ihnen die schwarze Farbe zu verleihen, die von den alten Ägyptern bevorzugt wurde, weil sie für Jugend stand.
Es wurden keine Einbalsamierungsschnitte gefunden, was im Einklang mit der Entdeckung stand, dass Gehirn, Zwerchfell, Herz, Lunge, Leber, Milz, Nieren und Darm noch vorhanden waren. Dies war eine Überraschung, da die klassische Methode der Mumifizierung im Neuen Reich (1550-1069 v. Chr.) die Entfernung all dieser Organe, mit Ausnahme des Herzens, vorsah.
Links/Studien
Die Studie wurde am 2. August 2024 in der Fachzeitschrift Frontiers in Medicine veröffentlicht: Paleoradiological and Scientific Investigations of the Screaming Woman Mummy from the area beneath Senmut's (1479-1458 BC) Theban Tomb (TT71) (Paläoradiologische und wissenschaftliche Untersuchungen der Mumie der schreienden Frau aus dem Bereich unter dem thebanischen Grab von Senmut (1479-1458 v. Chr.) (TT71)).
pk
Dieses Thema im Programm: MDR+ | DW Doku | 11. Juli 2024 | 09:00 Uhr
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