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Die Illustration von 1882 zeigt die britische Königin Boudica, einen Druiden sowie Krieger der Keten. Bildrechte: IMAGO/UIG

Anthropologie Keltische "Frauenpower" im Großbritannien der Eisenzeit

16. Januar 2025, 14:57 Uhr

Die Kelten im Großbritannien der Eisenzeit waren "matrilokal" organisiert. Das heißt, Männer zogen in die Gesellschaft ihrer Frauen und auch das Land wurde in weiblicher Linie vererbt. Das ist das Ergebnis einer bahnbrechenden DNA-Studie unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Frauen und nicht Männer standen im Mittelpunkt der sozialen Netzwerke der keltischen Gesellschaft im Großbritannien der Eisenzeit. Und auch das Land wurde über die weibliche Linie vererbt. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Genetiker- und Archäologen-Teams unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Erster Fall von "Matrilokalität" in Europa

Durotrigianisches Begräbnis einer jungen Frau aus Langton Herring
Durotrigianisches Begräbnis einer jungen Frau aus Langton Herring. Bildrechte: Universität Bournemouth

Die Autoren sprechen vom ersten dokumentierten Fall von "Matrilokalität" in der europäischen Vorgeschichte. Bei diesem sozialen System zogen die Ehemänner in die Gemeinschaften ihrer Frauen und nicht umgekehrt. Die Forscher analysierten die Genome von 57 Individuen aus Begräbnisstätten im südenglischen Dorset, die vor und nach der römischen Eroberung 43 n. Chr. genutzt wurden. Sie fanden heraus, dass die meisten Individuen über die mütterliche Linie verwandt waren und dass nichtverwandte Individuen, die auf dem Friedhof gefunden wurden, überwiegend männlich waren. Es wird daher angenommen, dass die Männer nach der Heirat in die Gegend ausgewandert waren und auch das Land durch die weibliche Linie weitergegeben wurde.

2000 Jahre altes keltisches Büschelquinar 1 min
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In Sachsen-Anhalt ist zum ersten Mal eine keltische Silbermünze entdeckt worden. Das Alter: etwa 2.000 Jahre. Was über das antike Stück bekannt ist.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 05.09.2024 06:58Uhr 00:54 min

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Beispiele in ganz Großbritannien

Die Studienautoren fanden auch heraus, dass das soziale Organisationssystem der "Matrilokalität" nicht nur auf Dorset beschränkt war. Auch die Daten aus früheren genetischen Untersuchungen des eisenzeitlichen Großbritanniens zeigten demnach das gleiche Muster. Wie der Populationsgenetik-Professor Dan Bradley vom federführenden Trinity College Dublin sagte, waren in ganz Großbritannien Friedhöfe zu sehen, auf denen die meisten Individuen mütterlicherseits von einer kleinen Gruppe weiblicher Vorfahren abstammten: "In Yorkshire zum Beispiel war eine dominante Matrilinie bereits vor 400 v. Chr. etabliert worden. Zu unserer Überraschung war dies ein weit verbreitetes Phänomen, das auf der Insel tief verwurzelt war."

Britische Königinnen gegen Rom Als die Römer ab 55 v. Chr. nach Großbritannien kamen, das sie 43 n.Chr. schließlich auch eroberten, waren sie erstaunt, dort Frauen in Machtpositionen vorzufinden. Zwei der frühesten überlieferten Herrscherinnen waren die Königinnen Boudica († um 61 n. Chr.) und Cartimandua († um 69 n. Chr.), die auch Armeen befehligten.

(dn)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 05. September 2024 | 06:58 Uhr

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