Wissen-News Leipziger Forscher: Frühkeltische Fürsten in Baden-Württemberg vererbten Thronfolge
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03. Juni 2024, 17:24 Uhr
Neueste genetische Analysen bestätigen enge Verwandtschaft zweier keltischer Fürsten und geben neue Einblicke in die Machtstrukturen der frühen keltischen Eliten.
Die Fürstengräber von Eberdingen-Hochdorf und Asperg-Grafenbühl mit ihren Goldfunden und kunstvollen Bronzegefäßen zählen zu den reichsten Bestattungen der deutschen Vorgeschichte. Es wurde bereits lange vermutet, dass die zwei Fürsten, etwa zehn Kilometer voneinander entfernt begraben, biologisch miteinander verwandt waren. Eine neue genetische Analyse keltischer Grabhügel aus der Zeit um 500 vor Christus des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat diese Vermutung nun bestätigt.
Für die genetischen Analysen wurden Zähne und Schädelknochen des Innenohrs von 31 Individuen mit modernsten Methoden entnommen. Die verbliebene DNA wurde sequenziert, um ihr Genom zu rekonstruieren. Die zwei zentralen Bestattungen heben sich durch ihre enge Verwandtschaft vom Rest der Gruppe ab. Das Forschungsteam hat alle Verwandtschaftsverhältnisse, die in Frage kommen, untersucht: Brüder, Halbgeschwister, Großvater und Enkel sowie Onkel und Neffe. "Auf der Grundlage der ziemlich genauen Sterbedaten, der Schätzungen des Alters zum Zeitpunkt des Todes und der genetischen Ähnlichkeit der beiden Fürsten kommt nur ein Szenario als Onkel und Neffe in Betracht. Genauer: Die Schwester des Hochdorfer Fürsten war die Mutter des Asperger Fürsten", erklärt Stephan Schiffels vom Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
Kelten bildeten breites Netzwerk
Mit diesem Ergebnis lassen sich außerdem Rückschlüsse auf die politische Verfasstheit der keltischen Gesellschaft schließen: Höchstwahrscheinlich wurde politische Macht durch biologische Nachfolge vererbt und ist daher vergleichbar mit einer Dynastie. Dafür sprechen auch die Belege für Verwandtschaftsbeziehungen zwischen anderen Individuen aus den beiden Grabhügeln sowie aus dem viel weiter entfernten Grabhügel Magdalenenberg, der etwa 100 Jahre früher errichtet wurde. "Insgesamt scheinen wir es bei den Kelten in Baden-Württemberg mit einem breiten Netzwerk zu tun zu haben, in dem die politische Macht durch biologische Verwandtschaft gestützt wurde", sagt Joscha Gretzinger, ein weiterer Studienautor.
Die Studie ist ein wichtiges Puzzlestück zum Verständnis der europäischen Geschichte in der mittleren und späten Eisenzeit. Im Gegensatz zur römischen und zu anderen, frühmittelalterlichen Epochen liegen hier kaum schriftliche Quellen zur Erforschung vor.
Links/Studien
Die Studie "Evidence for dynastic succession among early Celtic elites in Central Europe" ist im Fachjournal "Nature Human Behaviour" erschienen.
tvo/pm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | das Radio | 14. Februar 2021 | 03:56 Uhr
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