Wissen-News Bewohner der Osterinsel kamen lange vor Kolumbus nach Amerika
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12. September 2024, 14:13 Uhr
Ein internationales Forschungsteam hat sehr alte DNA von Osterinsel-Bewohnern analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Rapanui schon im 13. bis 15. Jahrhundert mit amerikanischen Indigenen in Kontakt kamen – und die Bevölkerungszahl später nicht durch Missmanagement der Ressourcen kollabierte.
Die Wissenschafter von den Unis in Wien, Lausanne und Kopenhagen konnten nun endgültig zwei viel diskutierte Annahmen über die Rapanui, die Bewohner der gleichnamigen Insel Rapanui (auch als Osterinsel bekannt), widerlegen. Einerseits konnten sie beweisen, dass die Rapanui bereits lange Zeit vor den Europäer in Kontakt mit indigenen Amerikaner waren – bereits im Zeitraum vom 13. zum 15. Jahrhundert. Außerdem widerlegten die Wissenschafter die bisher populäre Theorie, dass die Rapanui-Bevölkerung infolge von ökologischer Ausbeutung der Insel kollabiert sei.
Kein starker Bevölkerungsrückgang im 16. Jahrhundert auf Rapanui
Bisher umstritten war, ob die Rapanui jemals Amerika erreicht haben. Frühere Studien, die auf geringen Mengen alter DNA von Polynesiern beruhten, hatten jedoch die Hypothese verworfen, dass Transpazifikfahrten tatsächlich stattfanden. Diese Ergebnisse stellten also in Frage, ob die Polynesier je Amerika erreicht hatten, und legten nahe, dass der auf heutigen genetischen Daten beruhende Kontakt durch die europäischen Kolonialaktivitäten nach 1722 zustande kam. Die Wissenschafter konnten nun den untersuchten Genpool entscheidend vergrößern und stellten fest, dass etwa zehn Prozent des Rapanui-Genpools von Native Americans stammt. Vor allem aber konnten sie feststellen, dass beide Populationen bereits vor der Ankunft der Europäer auf der Insel und in Amerika aufeinandertrafen.
Bei der zweiten überprüften Theorie geht es um einen vermuteten Bevölkerungskollaps durch "Ökozid" im 16. Jahrhundert. Laut der "Ökozid"-Theorie führte eine Bevölkerung von mehr als 15.000 Rapanui ökologische Veränderungen herbei, die zu einer Periode der Ressourcenknappheit, Hungersnöten, Kriegen und sogar Kannibalismus führten und schließlich in einem katastrophalen Bevölkerungskollaps gipfelten. Um diese These zu überprüfen, untersuchten die Forscher die alten Genome der Rapanui-Individuen in der Erwartung, eine genetische Signatur eines Populationskollaps zu finden, etwa einen plötzlichen Rückgang der genetischen Vielfalt.
Doch überraschenderweise enthielten die Daten keine Hinweise auf einen Kollaps der Population im 17. Jahrhundert. "Unsere genetische Analyse zeigt, dass die Population vom 13. Jahrhundert bis zum Kontakt mit den Europäer im 18. Jahrhundert stabil wächst. Diese Stabilität ist von entscheidender Bedeutung, denn sie widerspricht direkt der Vorstellung eines dramatischen Bevölkerungskollaps vor dem Kontakt", erklärt die Studienautorin Bárbara Sousa da Mota
Links/Studien
Die Studie "Ancient Rapanui genomes reveal resilience and pre-European contact with the Americas" ist im Fachjournal "Nature" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 18. März 2021 | 07:30 Uhr
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