Montag, 31.07.2023: Caritas

Glaube geht, Glaube kommt. Liebe Hörerinnen und Hörer, das erfahre ich seit gut zwei Jahren als Caritasrektor hier im Bistum Dresden-Meißen. Ich bin Seelsorger für Mitarbeiter in den verschiedenen Diensten dieser immer noch sehr geschätzten Einrichtung der katholischen Kirche in Deutschland. Die Zusammensetzung dieser Mitarbeiter sieht bei uns im Osten so aus, dass da (noch) eine katholische Leitung besteht, vielleicht ein, zwei aus der Ökumene, alle anderen aber ohne religiöse Bindung dort arbeiten. Da gestalten sich religiöse Angebote schon eher schwierig.

Doch diese ungetauften Mitarbeiter sind gern bei uns, sie tun ihre Arbeit mit ganzem Einsatz und viel gutem Willen. Freilich sind ihnen viele Vollzüge unbekannt. Was ist Gebet? Wie betet man? Was feiert die Kirche und warum zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. Das verlangt ein Dazulernen und dabei kommt es manchmal zu besonderen Highlights.

Bei einer regulären Weiterbildung für Mitarbeiterinnen von Kindertagesstätten wurde ich zu einer Nachmittagsrunde gebeten, um priesterliche Aufgaben zu erklären. Die Leiterin des Kurses machte mich gleich zu Beginn darauf aufmerksam, dass es wohl eine besondere Gruppe sei, denn sie hätten sehr viele Fragen. Und so war es auch. Ich wurde geradezu "gelöchert". Dabei waren es alles echte und existentielle Anliegen. Die Zusammensetzung auch hier: Eine Katholikin, zwei Orthodoxe mit nur noch schwacher Anbindung an die Religion ihrer Heimatländer, eine evangelische Teilnehmerin und zehn weitere ohne Konfession. Eine Frau sagte: "Ich würde ja gern katholisch werden, aber wenn ich dann die Schwächen vieler in der Kirche sehe, schreckt mich das ab!" - "Wie machen Sie das denn mit Ihrem Mann?", fragte ich zurück, "was, wenn eins ihrer Kinder straffällig würde, würden sie sie nicht weiter lieben und Opfer für sie bringen? Hier beginnt gelebter Glaube, wenn wir Sühne leisten und Hingabe auch in und für die Kirche leben." War das zu viel, zu dick aufgetragen? Nein. Die Frau antwortete: "Das werde ich jetzt sehr gut bedenken! Danke." - Glaube verdunstet, aber Glaube bricht auch wieder aus den Herzen der Menschen hervor.

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gesprochen von Pfarrer Dr. Andreas Martin

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mo 31.07.2023 05:45Uhr 02:40 min

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Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Pfarrer Dr. Andreas Martin

Pfarrer Dr. Andreas Martin

geboren am 2. Juli 1957 in Greiz | erlernter Beruf: Bautischler | Studium "Mathematische Methoden und Datenverarbeitung in der Wirtschaft" | 1985 Abschluss als Diplomwirtschafter | 1998 Magisterstudium "Katholische und evangelische Theologie und Philosophie | von 2004-2006 Mitarbeiter im "St. Benno Verlag" | parallel Dissertation an der TU Dresden, Religionsphilosophie | ab Oktober 2006 Diplomstudien-Tagung Katholische Theologie und Dissertation im Fach Theologie an der Universität Erfurt | 2009 Diakonweihe und Dienst in Radebeul | 2010 Promotion zum Dr. theol. | 2010 bis 2015 Pfarrer in Altenburg/Thüringen | 2016-2020 Pfarrer in Markkleeberg und Leipzig | seit Oktober 2020 Caritasrektor des Bistums, er ist zuständig für die geistliche Begleitung und religiöse Weiterbildung von Mitarbeitern der Diözesancaritas | zudem priesterliche Dienste in der Pfarrei Meißen.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.