Dienstag, 01.08.2023: Strukturreform

Glaube geht, Glaube kommt. Liebe Hörerinnen und Hörer, viele Bistümer nicht nur in Deutschland greifen zu mehr oder weniger wirksamen Maßnahmen, um dem Glaubens- und Gläubigenschwund zu wehren, den die Kirche in diesen Tagen auf drastische Weise erlebt. Die einfachste, aber auch wirkungsloseste Methode ist die der Flächenvergrößerung: Auf zurückgehende Mitarbeiter- und Kirchenmitgliederzahlen kommt eine größere Verwaltungs- und Seelsorgefläche. Dabei werden schon auch geistliche Erneuerungsprozesse angemahnt, doch mangelt es oft an Visionen für deren Umsetzung und an dem Willen, von alten pastoralen Konzepten Abschied zu nehmen. Vielfach fehlt auch einfach die Kraft, neben der schon bestehenden Arbeit Neues in Angriff zu nehmen. Das Glaubensrückgangsmodell bleibt so für die Zukunft bestimmend.

Andererseits setzt eine Suchbewegung ein: Priester, die nicht resignieren wollen oder Dienst nach Vorschrift wählen, machen sich auf den Weg, neue pastorale Modelle kennenzulernen – und das weltweit. Und es gibt viele Neuaufbrüche, die aber oft nicht bekannt sind oder deren Umsetzung man sich in der hiesigen Kirche (noch) nicht vorstellen kann. Manchmal sind es Initiativen von Laien in unseren Pfarreien, die Referenten einladen, die helfen sollen, neues religiöses Leben in ihrer Gemeinde zu wecken: Alphakurse und Initiativen der Neuevangelisierung werden angedacht und umgesetzt. Erste Früchte sind zu sehen.Auch totgeglaubte Frömmigkeitsformen erleben eine Renaissance. So werden neu Anbetungszeiten eingeführt, die durch Lobpreisgesänge und neue Formen der Christusbegegnung auch für junge Menschen ganz neu attraktiv werden.

Stellvertretend nenne ich Nightfever, eine Initiative junger Christen, die Menschen von der Straße in einen würdig geschmückten Kirchenraum einladen. Hier gibt es Gesprächsangebote, aber auch Raum für Stille und Gebet. Meditative Musik erklingt, begleitet von Gesängen. In einer dezent ausgestrahlten Kirche ist die Monstranz ausgesetzt. Man kann eine Kerze mit seinem Gebetsanliegen nach vorn bringen, ein paar Körnchen Weihrauch vor dem Altar einlegen. Menschen werden dort oft tief im Herzen berührt. - Glaube dünnt aus, doch Glaube verdichtet sich auch neu.

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gesprochen von Pfarrer Andreas Martin

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 01.08.2023 05:45Uhr 02:43 min

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Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Pfarrer Dr. Andreas Martin

Pfarrer Dr. Andreas Martin

geboren am 2. Juli 1957 in Greiz | erlernter Beruf: Bautischler | Studium "Mathematische Methoden und Datenverarbeitung in der Wirtschaft" | 1985 Abschluss als Diplomwirtschafter | 1998 Magisterstudium "Katholische und evangelische Theologie und Philosophie | von 2004-2006 Mitarbeiter im "St. Benno Verlag" | parallel Dissertation an der TU Dresden, Religionsphilosophie | ab Oktober 2006 Diplomstudien-Tagung Katholische Theologie und Dissertation im Fach Theologie an der Universität Erfurt | 2009 Diakonweihe und Dienst in Radebeul | 2010 Promotion zum Dr. theol. | 2010 bis 2015 Pfarrer in Altenburg/Thüringen | 2016-2020 Pfarrer in Markkleeberg und Leipzig | seit Oktober 2020 Caritasrektor des Bistums, er ist zuständig für die geistliche Begleitung und religiöse Weiterbildung von Mitarbeitern der Diözesancaritas | zudem priesterliche Dienste in der Pfarrei Meißen.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.