Donnerstag, 03.08.2022: Italiener

Glaube geht, Glaube kommt. Liebe Hörerinnen und Hörer, manchmal kommt ganz unversehens noch was dazu. Bei mir die monatliche Messe für die italienische Communità in Dresden. Begegnung steht im Mittelpunkt.

Der Gottesdienst wird in bekannter italienischer Lockerheit gefeiert. Ich habe da meist zwei Ministranten, die im Italienischen chierichetti, also kleine Kleriker, heißen. Sie wissen nie, wohin sie laufen sollen, oder was gerade dran ist. Doch das macht nichts. Beide sprechen auch fließend Deutsch, sodass ich ihnen einmal sagte: "Vielleicht werdet ihr ja mal richtige chierichetti, aber Ministranten wohl nie!". Sie haben herzlich gelacht. Nach der Messe trifft man sich zum gemeinsamen Essen. Jede und jeder hat was mitgebracht. Es herrscht ein reger Austausch.

Es wird deutlich, dass Gemeinde da lebendig ist, wo Menschen sich angenommen spüren. Beim letzten Gottesdienst tauchten vier Geschwister aus Neapel in der Messe auf. Alle schon im vorgerückten Alter. Ihre verstorbene Mutter stammte aus Dresden und hatte nach der Wende ihr Elternhaus zurückbekommen. Hierher pilgert nun die Geschwisterschar mindestens einmal im Jahr. Einem Bruder, der auch recht gut deutsch sprach, gefiel es so bei uns, dass er sich kurzerhand zum gemeinsamen Grillen einlud. Kein Problem!

Die Glaubenserfahrungen von Menschen, die zu uns kommen und sei es auch einem Krieg geschuldet, bereichern unsere Gottesdienste und das Gemeindeleben. Ihre oft selbstverständliche Frömmigkeit beeindruckt, ihre Treue, mit der sie regelmäßig kommen, obwohl sie sooft nichts verstehen in der ihnen fremden Sprache. Und es macht etwas mit den Gläubigen selbst. So erzählte unser Bischof, wie er bei einer seiner Visitationen eine Gemeinde erlebte, die geradezu neu erwachte, weil sie sich aufopferungsvoll für die ukrainischen Flüchtlinge einsetzte, die staatlicherseits ihrer Stadt zugewiesen worden waren. Missionarischer Eifer im besten Sinne trat zutage. Man entdeckt: Es ist einfach schön, miteinander Christ zu sein. - Glaube wird einsamer, aber Glaube sucht auch neu Gemeinschaft.

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gesprochen von Pfarrer Andreas Martin

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 03.08.2023 05:45Uhr 02:32 min

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Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Pfarrer Dr. Andreas Martin

Pfarrer Dr. Andreas Martin

geboren am 2. Juli 1957 in Greiz | erlernter Beruf: Bautischler | Studium "Mathematische Methoden und Datenverarbeitung in der Wirtschaft" | 1985 Abschluss als Diplomwirtschafter | 1998 Magisterstudium "Katholische und evangelische Theologie und Philosophie | von 2004-2006 Mitarbeiter im "St. Benno Verlag" | parallel Dissertation an der TU Dresden, Religionsphilosophie | ab Oktober 2006 Diplomstudien-Tagung Katholische Theologie und Dissertation im Fach Theologie an der Universität Erfurt | 2009 Diakonweihe und Dienst in Radebeul | 2010 Promotion zum Dr. theol. | 2010 bis 2015 Pfarrer in Altenburg/Thüringen | 2016-2020 Pfarrer in Markkleeberg und Leipzig | seit Oktober 2020 Caritasrektor des Bistums, er ist zuständig für die geistliche Begleitung und religiöse Weiterbildung von Mitarbeitern der Diözesancaritas | zudem priesterliche Dienste in der Pfarrei Meißen.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.