Sicherheitstipps für den Alltag Unfälle zu Hause vermeiden und im Notfall richtig handeln
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18. März 2021, 19:12 Uhr
Nirgendwo passieren so viele Unfälle wie im Haushalt. Nicht selten auch beim Arbeiten im Homeoffice. Welche Gefahren in Küche, Bad und Wohnzimmer lauern, was im Notfall zu tun ist und wie Ersthelfer Leben retten, erklärt Gesundheitsexperte Dr. Thomas Dietz.
Inhalt des Artikels:
Wenn zu Hause Unfälle passieren
Erste Hilfe kann vieles bedeuten: Es kann das Blutstillen einer Wunde sein, das richtige Lagern einer Person, deren Kreislauf kurzzeitig zu schwach wurde, das Versorgen und Beruhigen ansprechbarer, verletzter Personen sowie ggf. das geeignete Absichern einer Unfallstelle.
Im Haushaltsumfeld sind es oft kleinere Verletzungen wie Schnitt- oder Schürfwunden, die mit einem Pflaster oder einer Kompresse versorgt werden müssen. Schürfwunden sollten nach Fremdkörpern abgesucht werden, die vor dem Verbinden aus dem Wundbereich entfernt werden müssen. Tiefe Wunden und stark blutende Verletzungen sind ein Fall für den Arzt, ebenso Verstauchungen, die von starken Schmerzen und Schwellungen begleitet werden.
"Das einzig Falsche ist, nichts zu tun"
Häufig wird unter der Begrifflichkeit "Erste Hilfe" jedoch eine bedrohliche Notsituation gemeint, die unverzügliches Handeln erfordert.
Jeder Führerschein-Inhaber musste sich damit einmal im Leben für kurze Zeit beschäftigen – mit der Wiederbelebung im Rahmen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes: "Jetzt etwas falsch zu machen, könnte tödlich enden!" – diese Befürchtung hält viele vom Handeln ab. Dabei lautet die Regel: Lieber schlecht gedrückt als gar nicht, wenn ein Kreislaufstillstand vorliegt.
Rettungskette: Im Notfall richtig verhalten
In einer Notsituation mit verletzten, vergifteten oder erkrankten Personen muss der Ersthelfer die Rettungskette in Gang setzten.
- Bei Verkehrs- und ggf. Arbeitsunfällen: Die Art des Notfalls einschätzen und den Eigenschutz gewährleisten. Nur ein unverletzter Helfer kann helfen, ein verletzter Helfer ist ein Geschädigter mehr! Unfallstelle absichern.
- Absetzen eines Notrufs: 112. Diese Nummer ist auch bei "Null Guthaben" zu erreichen.
- Eine selbständig atmende, jedoch bewusstseinsgetrübte oder bewusstlose Person wird in die stabile Seitenlage gebracht. Diese dient dazu, das versehentlichen Einatmen von Speichel, Erbrochenem oder Blut zu verhindern. Bewusstseinsgestörte erbrechen sich häufig unbemerkt und sind dadurch einer höheren Erstickungsgefahr ausgesetzt. Auch bei Verdacht auf eine Verletzung der Wirbelsäule wird diese Maßnahme angewendet; hier wird die Gefahr des Todes durch Ersticken höher bewertet als die weiterer Wirbelsäulen-Schädigungen.
- Eine bewusstlose Person ohne Atmung und Kreislauftätigkeit (kein Atemgeräusch, auch bei genauem Hinhören; keine Hebung/Senkung des Brustkorbes; kein Puls spürbar, weder am Hals noch am Handgelenk) muss solange reanimiert werden, bis der Rettungsdienst eintrifft. Dazu wird die Person auf festem Untergrund auf dem Rücken gelagert. Der Kopf wird nach hinten überstreckt, um den Atemweg freizuhalten. Ggf. vorhandene Hindernisse im Mundraum (z.B. Prothesen) werden, soweit möglich, entfernt. Danach wird der Brustkorb freigemacht. Der richtige Druckpunkt befindet sich in der Mitte des Brustkorbes auf dem Brustbein und lässt sich schnell finden. Jetzt beginnt die Herzdruckmassage mit ca. 100 Impulsen pro Minute und einer Drucktiefe von ca. 5 cm. Der Helfende platziert sich dazu aufrecht kniend neben dem Patienten; er drückt mit gestreckten Armen und durchgedrückten Ellbogen mit Hilfe des Gewichts seines Oberkörpers. Diese Tätigkeit ist anstrengend, man kann ggf., wenn weitere Personen zugegen sind, auch nach einigen Minuten wechseln.
Wem die Beatmung Probleme macht, der kann die Beatmung weglassen, wenn der Rettungsdienst bereits alarmiert ist. Wichtig: immer weiter drücken.
Wie geht Wiederbelebung in Zeiten von Corona?
- Als Erstes PRÜFEN: Die Person schütteln, ansprechen: "Hallo! Können Sie mich hören?" Reaktion?
- Nächster Schritt: Kontrolle der Atmung. Hebt und senkt sich der Brustkorb? Atmet der Mensch noch? Nicht zu dicht an den Mund oder die Nase des Patienten gelangen, damit ein mögliches Infektionsrisiko in Corona-Zeiten minimiert wird.
- Nächster Schritt: Notruf, 112, wählen!
- Nächster Schritt: KEINE Mund zu Mund Beatmung machen! Die auf jeden Fall weglassen! Stattdessen: Drücken, bis der Not-Arzt kommt! Herzdruckmassage ist das Wichtigste fürs Überleben! Und zwar so: Einen Handballen in die Mitte des Brustkorbs auf das Brustbein setzen. Die andere Hand darüber. Den Brustkorb mit gestreckten Armen eindrücken. 5 cm tief - Rund 100-mal Drücken pro Minute. Um sich zu schützen, kann man eine Maske aufsetzen und dem Bewusstlosen ein leichtes Tuch über den Mund legen.
- Wenn ein Defibrillator in der Nähe ist – inzwischen in vielen öffentlichen Gebäuden – den Betroffenen schocken.
Jeder, der in seiner Familie einen Herzkranken hat, sollte für den Fall der Fälle gerüstet sein. Die mit Abstand meisten Notfallsituationen mit Herz-Kreislauf-Stillstand bei bekannter Herzerkrankung finden in Anwesenheit eines engen Angehörigen statt – schön, wenn man dann weiß, was zu tun ist!
Bis zum Eintreffen des Rettungswagens dauert es hierzulande acht bis zwölf Minuten. Doch was tun, bis der Arzt kommt? Viele Menschen haben Angst, etwas falsch zu machen – und handeln dann lieber gar nicht.
Es gilt Nicht tun ist in jedem Fall falsch! Selbst wenn man kleine Fehler dabei macht, ist das die richtige Handlungsweise.
Tipps zur Vermeidung von Unfällen im Haushalt
Mögliche Gefahrenquellen im Haushalt ausschalten. Dies gilt umso mehr, wenn dort Kinder oder ältere Menschen verkehren: Stolperfallen entfernen, für gute Beleuchtung sorgen, Medikamente und chemische Substanzen sicher verwahren, Steckdosen mit Kindersicherungen ausrüsten und gefährliche Gegenstände außerhalb der Reichweite (neugieriger) Kinder aufbewahren.
Gefahrenquelle Fußboden
Quer über den Fußboden liegende Kabel sind eine Stolperfalle. Deshalb Kabel an der Wand entlang verlegen, eventuell auch mit einer Verlängerung. Rutschende Läufer oder aufgerollte Teppichränder sollten entweder befestigt oder entfernt werden, wenn sie eigentlich unnötig sind. Nass gereinigte Böden erst nach dem kompletten Abtrocknen betreten. Rutschfeste Schuhe anziehen.
Gefahrenquelle Leiter
Bei Arbeiten über Kopf sollte man eine rutschfeste, sicher stehende Leiter oder einen festen Tritt verwenden – vor allem beim Fensterputzen. Wer sich nur mal schnell auf das Fensterbrett stellt, verliert leicht das Gleichgewicht und stürzt.
Gefahrenquelle Treppen
Ausreichende Beleuchtung, stabiles Geländer, unbeschädigte Stufenkanten, ein rutschfester Belag machen das Treppensteigen sicher.
Elektrische Geräte
Eingeschaltete elektrische Geräte wie den Herd, Fritteuse oder das Bügeleisen nie aus dem Blick verlieren. Nach der Benutzung kontrollieren, ob alles wirklich ausgeschaltet ist.
Gefahrenquelle Chemikalien
Beim Umgang mit Chemikalien, ob Haushaltsreiniger, Mittel für die Gartenarbeit oder Farben – die Gebrauchsanleitung und die Warnhinweise lesen. Verwechslungen vermeiden. Chemikalien immer in der Originalflasche aufbewahren. Nie in Getränkeflaschen oder anderen Lebensmittelverpackungen.
Gefahren für Kinder
Sind Kleinkinder im Haushalt ist besondere Vorsicht geboten. Steckdosen mit Kindersicherungen versehen. Elektrische Geräte im Badezimmer wie Fön oder Rasierapparat immer aus der Steckdose ziehen. Produkte wie Arzneimittel, Reinigungsmittel oder Pflanzenschutzmittel sind kindersicher zu verstauen, möglichst in einem abschließbaren Schrank oder mit Kindersicherungen.
Giftige Pflanzen können für Kinder gefährlich sein. Kinder dürfen keinen Zugang zu heißen, spitzen und scharfen Gegenständen haben. Alle kennen den Spruch: "Messer, Schere, Gabel, Licht – sind für kleine Kinder nicht."
Was tun bei einer möglichen Vergiftung?
Symptome bei Vergiftungen können u.a. sein: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schockzustand, Bauchschmerzen, Schwindel, Halluzinationen, Beschleunigung oder Verlangsamung des Pulses, gerötete Haut, Hitzegefühl, Bewusstlosigkeit, Atemnot bis zum Atem-, oder Herz-Kreislaufstillstand
Giftnotrufnummer Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder (GGIZ) Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen in Erfurt Telefon: 0361 730 730
Welche Fragen stellt die Giftnotrufzentrale?
- Wer ist betroffen? Kind, Erwachsener?
- Was wurde eingenommen? Genaue Bezeichnung des Mittels (was steht auf der Packung), Firma, Name der Pflanze.
- Wie viel wurde eingenommen? Wie viel Stück waren in der Packung? Wie viel ist noch vorhanden? Wie viel kann das Kind maximal eingenommen haben? Wie war es verpackt?
- Wie wurde es eingenommen? Geschluckt? Eingeatmet? Auf die Haut? Ins Auge?
- Wann wurde es eingenommen? Gesicherte Zeitangabe oder Vermutung?
- Wie alt ist das Kind?
- Wie viel wiegt das Kind (ungefähr)?
- Wie geht es dem Kind?
- Name und Telefonnummer? Für den Rückruf.
Weitere Informationen zum Giftnotruf finden Sie hier.
Quelle: MDR um 4
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 18. März 2021 | 17:00 Uhr