Tipps vom Finanz-Experten Tagesgeld, Festgeld oder Aktien: Welche Geldanlagen jetzt sinnvoll sind
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19. Januar 2024, 13:36 Uhr
Wer beim Kassensturz am Jahresende noch Geld auf dem Girokonto übrig hat, sollte über Alternativen nachdenken. Denn lässt man das Geld dort, nagt die Inflation am Wert. Mit rund vier Prozent Zinsen auf Tages- und Festgeld-Konten lässt sich zumindest der Wertverlust ausgleichen. Welche Vorteile und Nachteile es gibt und wie sicher das Geld dort ist, erklärt Hendrik Buhrs, Redakteur beim Geldratgeber Finanztip.de.
Der Wechsel zum Tagesgeldkonto kann sich lohnen, vor allem der erste Wechsel ist in aller Regel lukrativ. Ein Rechenbeispiel: Wer 5.000 Euro statt auf das Girokonto auf ein gut verzinstes Tagesgeldkonto legt, kann sich pro Jahr über 150 bis 200 Euro Zinsen freuen, umgerechnet 3 bis 4 Prozent – je nach Bank. Wer ein einjähriges Festgeld wählt, liegt aktuell sogar im besten Fall bei rund 215 Euro, das entspricht 4,3 Prozent Zinsen.
Die schlechte Alternative, wenn es um Zinsen geht Das Girokonto ist in aller Regel komplett unverzinst. Auch viele Tagesgeldkonten für Bestandskunden werfen Ende 2023 nur magere Zinsen ab. Renditen unter einem Prozent pro Jahr sind keine Seltenheit.
Was ist das Besondere am Tagesgeld?
Grob gesagt ist ein Tagesgeldkonto eine zeitgemäße Variante des klassischen Sparbuchs. Es gibt aber ein paar Unterschiede. Insbesondere beim Zins schneidet das Tagesgeld fast immer besser ab, denn auch wenn es durchaus mager verzinste Tagesgeldkonten gibt – beim Sparbuch sieht es in aller Regel noch düsterer aus, mit 0,1 Prozent Jahreszins oder weniger.
Auch bei der Flexibilität ist Tagesgeld vorn. Normalerweise ist das ganze Guthaben kurzfristig verfügbar, während beim Sparbuch eine dreimonatige Kündigungsfrist gilt. Nur Beträge bis 2.000 Euro können beim Sparbuch unmittelbar ausgezahlt werden. Wer mehr abheben möchte, muss meist eine Gebühr zahlen.
Bei der Bedienung ähnelt Tagesgeld aber eher einem Girokonto mit Onlinebanking. Die Banken mit den günstigsten Konditionen wickeln alle Vorgänge per Internet ab. Mit wenigen Klicks können man sich über den Kontostand informieren, die derzeitigen Zinsen sowie die letzten Umsätze einsehen.
Tagesgeld ist allerdings genausowenig wie ein Sparbuch für den alltäglichen Zahlungsverkehr geeignet.
Tagesgeld ist allerdings genausowenig wie ein Sparbuch für den alltäglichen Zahlungsverkehr geeignet. Der Weg des eigenen Geldes führt immer zuerst auf das Girokonto, das man bei Eröffnung des Tagesgeldkontos angegeben hat. Zahlungen an Dritte, zum Beispiel für die Miete oder für Einkäufe, sind also nicht direkt möglich. Die Zwischenstation Girokonto beansprucht je nach Banklaufzeit mindestens einen Arbeitstag.
Wichtig zu wissen: Der Tagesgeldzins ist veränderlich. Banken können ihn beliebig anheben, aber auch senken.
Was ist Festgeld – und lohnt es sich?
Wer sich einen aktuellen Zins für längere Zeit sichern möchte, kann zum Festgeld greifen. Banken bieten unterschiedliche Laufzeiten an, zwischen wenigen Monaten bis zu zehn Jahren. Im Moment unterscheiden sich die Zinsen für lange Laufzeiten kaum von denen für kurze, was im langfristigen Vergleich eher untypisch ist. Normalerweise gilt die Faustregel: "Je länger der Anlagezeitraum, um so höher der Zinssatz." Ende 2023 sind einjährige Festgelder aber oft besser verzinst als mehrjährige. Dahinter steht die Erwartung der Banken, dass sich das allgemeine Zinsniveau in den nächsten Jahren wieder senkt.
Vor Vertragsende kommt man nicht an das Geld heran.
Somit müssen Sparerinnen und Sparer abwägen, ob sie sich für den konkreten Zeitraum binden möchten. Vor Vertragsende kommt man nämlich nicht an das Geld heran. Einzelne Banken bieten für Festgeld eine vorzeitige Kündigung an, dann bekommt man aber einen niedrigeren oder sogar gar keinen Zins. Ein Kompromiss besteht darin, mehrere Laufzeiten zu mischen und auch den flexiblen Tagesgeld-Anteil nicht zu niedrig zu wählen, um für unvorhergesehene Ereignisse vorzusorgen.
Sollte ich Aktionszinsen trauen?
Einige Tagesgeld-Angebote, seltener auch Festgeld-Angebote, bieten einen besonderen Zins für Neukundinnen und Neukunden. Hier kommt es auf die genauen Konditionen an. Meist darf man in einem bestimmten Zeitraum kein Konto bei der Bank gehabt haben. Teilweise kommt auch hinzu, dass nur Einzahlungen von einer anderen Bank für den Sonderzins berücksichtigt werden. Wer also beim selben Institut neben dem Girokonto auch ein Tagesgeldkonto eröffnet und auf einen Aktionszins hofft, sollte vorher auf das Kleingedruckte achten. Manchmal gelten Aktionszinsen zudem nur bis zu einem maximalen Guthaben.
Ein Aktionszins beim Tagesgeld bindet aber nur die Bank. Wer vor Ablauf des garantierten Zins-Zeitraums sein Geld abziehen möchte, kann das tun – die Rendite wird tagesgenau von der Bank abgerechnet. Beim Festgeld ist ein vorzeitiges Abheben nicht möglich.
Wie sicher ist mein Geld?
Bei Tagesgeld und Festgeld gilt das Gleiche wie bei Sparbüchern und dem Girokonto: Für den Fall einer Bankpleite ist das Geld durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Der gesicherte Betrag liegt pro Kunde beziehungsweise Kundin bei 100.000 Euro. Er bezieht sich außerdem auf alle Konten, die derjenige bei derselben Bank hat – diese werden im Pleitefall zusammengerechnet. Manche Banken sind nicht eigenständig, sondern gehören zum selben Institut. Wer beispielsweise bei Postbank und Deutscher Bank Konten hat, sollte darauf achten, insgesamt nicht über die Sicherungsgrenze zu kommen.
Wer beispielsweise bei Postbank und Deutscher Bank Konten hat, sollte darauf achten, insgesamt nicht über die Sicherungsgrenze zu kommen.
In Deutschland existieren über den gesetzlichen Schutz noch weitere Sicherungssysteme. Die Sparkassen haben ihre eigene Institutssicherung, ebenso die Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken). Bei beiden sind nach eigenen Angaben Guthaben in unbegrenzter Höhe gesichert. Zahlreiche, jedoch nicht alle, deutschen Privatbanken haben ebenfalls ein zusätzliches Auffangnetz.
Auch in den anderen EU-Mitgliedsländern gilt die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Person und Bank.
Banken in welchen Ländern sind sicher?
Die Krisenfonds sind in jedem Land separat organisiert. Es gibt zwar einheitliche Regeln, aber mehrere Töpfe. Die Einlagensicherung beispielsweise in Malta ist unabhängig von der französischen oder der in Deutschland. Daraus folgt, dass Sparerinnen und Sparer überlegen sollten, für wie belastbar sie die gesetzliche Garantie im Fall einer größeren Bankenpleite oder -krise halten, zumal viele Zinsangebote von eher kleinen und unbekannten Banken kommen. Die Stiftung Warentest rät dazu, nur Banken aus wirtschaftsstarken Ländern wie etwa Österreich, den Niederlanden, Frankreich oder Schweden zu wählen. Die Ratgeberseiten veröffentlichen auch aktuelle Zinsübersichten.
Welche Aktien sind sinnvoll?
Wer ein Notfallpolster angelegt hat, um auch überraschende Ausgaben davon bezahlen zu können – hier sind mindestens drei Monatgehälter empfehlenswert – sollte sich auch mit der Geldanlage am Aktienmarkt beschäftigen. Denn auch wenn die Teuerungsrate in Deutschland wieder gesunken ist und mit 3,2 Prozent im November 2023 (im Jahresvergleich) sogar unter den besten Zinsangeboten lag, ist es im langfristigen Zeitverlauf meist umgekehrt: Das Sparguthaben verliert dann an Kaufkraft.
Mit einem Online-Wertpapierdepot kann man auch schon mit Kleinstbeträgen einen monatlichen Sparplan anlegen. Wichtig ist hier, dass der Depotwert stark schwanken kann und sich die Investition erst über 15 Jahre oder länger mit einer höheren Wahrscheinlichkeit lohnt. Dafür gab es historisch gesehen aber Jahresrenditen um die sieben Prozent. Außerdem ist es nicht nötig, einzelne Aktien auszuwählen.
Mit einem günstigen Fonds, einem sogenannten ETF, der einen weltweiten Aktienindex wie den MSCI World nachbildet, landen über 1.500 der relevantesten Unternehmen im eigenen Depot. Das schützt vor individuellen Fehleinschätzungen und sichert den Durchschnitt der internationalen Börsenrendite.
MDR (lk) Erstmals erschienen am 05.12.2023.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 05. Dezember 2023 | 17:00 Uhr