Der Redakteur | 04.02.2025 Brauche ich Glasfaser-Internet und was muss ich beim Ausbau beachten?
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30. Januar 2025, 15:40 Uhr
Der Ausbau des schnellen Internet kommt in Thüringen nur langsam voran. Auch sind die Erfahrungen der Kommunen und Verbraucher recht unterschiedlich. Mal wird zügig und sauber gearbeitet, teilweise findet auch gar kein Ausbau statt oder die Baumaßnahmen werden unsauber ausgeführt. Wann ist Glasfaser sinnvoll, welche Geschwindigkeit reicht und was muss ich vertraglich beachten?
Inhalt des Artikels:
- Muss ich einen Vertrag abschließen, wenn mir Glasfaser angeboten wird?
- Welche Arten von Glasfaseranschlüssen gibt es?
- Wie schnell muss das Internet sein?
- Wer entscheidet über den Anschluss - Mieter oder Eigentümer?
- Muss ich für den Anschluss bezahlen?
- Bin ich an einen Anbieter gebunden?
- Kann ich meinen alten Router weiterverwenden?
- Was passiert mit meiner bisherigen DSL-Leitung?
- Kann ich meinen Anbieter wechseln, bevor mein alter Vertrag ausläuft?
Muss ich einen Vertrag abschließen, wenn mir Glasfaser angeboten wird?
Nein, ein Schreiben über den möglichen Ausbau bedeutet noch keinen verbindlichen Vertrag. In der Regel geht es erst darum, das Interesse in der Nachbarschaft zu prüfen. Erst wenn genug Haushalte Interesse zeigen, wird der Ausbau beschlossen.
Manchmal melden sich Firmen bei den Kommungen, manchmal schreiben Kommunen den Netzausbau aus. Oft wird ein Glasfasernetz nur verlegt, wenn eine Mindestanzahl der Haushalte (meist 30 bis 40 Prozent) in einer Straße zustimmt.
Welche Arten von Glasfaseranschlüssen gibt es?
- FTTC (Fiber to the Curb): Glasfaser bis zum Verteilerkasten in der Straße, ab dort Kupferkabel.
- FTTB (Fiber to the Building): Glasfaser bis ins Gebäude, innerhalb oft noch Kupferleitungen.
- FTTH (Fiber to the Home): Glasfaser bis in die Wohnung – die beste Lösung für schnelles Internet.
Wichtig: Liegt Glasfaser am Verteilerkasten an, gibt es in der Gegend meistens auch schnelles DSL. Wem das ausreicht, der kann entsprechend seinen "normalen" Vertrag aufstocken, etwa auf 50 Mbit oder 100 Mbit.
Wie schnell muss das Internet sein?
Faustregel: Zukunftsfähig sind Verträge mit 25 Mbit Download-Geschwindigkeit pro Nutzer im Haushalt. Damit könnten 4K-Videos, also fast vierfaches HD gestreamt werden. Für das aktuell von den TV-Sendern bereitgestellte HD reichen 16 Mbit völlig aus, da ist auch noch genügend Reserve zum Surfen.
Erst einmal mit einem kleineren Tarif anfangen und testen. Aufstocken ist in der Regel auch innerhalb der ersten zwei Vertragsjahre möglich.
Grundsätzlich sollte man immer nach dem "Flaschenhals" im Gesamtsystem suchen, also auch im Haus. Das kann das WLAN-Netz in der Wohnung sein oder das LAN-Netz, wenn es kabelgebunden ist. Das kann aber auch die LAN-Karte des Rechners sein oder der Router selbst, wenn er nicht glasfaserfähig ist.
Wenn zum Beispiel auch die Kinder viel streamen oder Videokonferenzen haben, ist es sinnvoll, etwa PCs und Fernseher über Kabel mit dem Router zu verbinden um Platz zu schaffen im W-LAN-Netz, denn dort teilen sich die Geräte die verfügbare "Geschwindigkeit". Alternativ: Geräte nutzen, die mindestens den W-LAN-Standard 5 (802.11ac) haben, besser noch W-LAN 6 (802.11ax).
Wer entscheidet über den Anschluss - Mieter oder Eigentümer?
Mieter müssen den Vermieter um Zustimmung bitten. Eigentümer können selbst entscheiden. In Eigentümergemeinschaften hängt es von den Beschlüssen der Gemeinschaft ab.
Muss ich für den Anschluss bezahlen?
Oft ist der Hausanschluss kostenlos, wenn man beim Anbieter, der den Ausbau vornimmt, einen Vertrag abschließt. Ohne Vertrag können Kosten zwischen 500 und 1.500 Euro entstehen.
Bin ich an einen Anbieter gebunden?
Zunächst ja, oft für mindestens zwei Jahre beim Anbieter, der das Netz gebaut hat. Danach kann man zu anderen Anbietern wechseln – wenn es alternative Angebote gibt.
Laut Auskunft der Bundesnetzagentur muss die Telekom wegen ihrer marktbeherrschenden Stellung Wettbewerbern Zugang zu ihrem Netz gewähren. Andere Anbieter müssen dies nur unter bestimmten Bedingungen tun, besonders wenn sie staatliche Förderungen erhalten haben.
Kann ich meinen alten Router weiterverwenden?
Für die volle Nutzung der Geschwindigkeit wird ein Glasfaser-Modem benötigt. Zwar ist es möglich, eine Art Adapter dazwischen zu schalten, der quasi die ankommenden Signale für den eigenen Router "übersetzt", nur das ist dann der Flaschenhals, der alles ausbremst. Manche Anbieter liefern Router mit oder erlauben die Nutzung eigener Geräte, sofern kompatibel.
Was passiert mit meiner bisherigen DSL-Leitung?
Kupferleitungen bleiben meist noch erhalten. Man kann auch weiterhin DSL nutzen, wenn man nicht auf Glasfaser umsteigen möchte.
Kann ich meinen Anbieter wechseln, bevor mein alter Vertrag ausläuft?
Nein, ein bestehender Vertrag bleibt bestehen. Man kann aber einen Glasfaseranschluss parallel nutzen, bis der alte Vertrag kündbar ist.
MDR (nir)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 04. Februar 2025 | 16:40 Uhr