Proteste in Frankreich Demonstranten rammen Haus von Bürgermeister
Hauptinhalt
02. Juli 2023, 17:03 Uhr
In Frankreich ist es auch in der Nacht zum Sonntag zu Krawallen und Plünderungen gekommen. Anscheinend war die Lage aber weniger angespannt als zuvor. In einem Vorort von Paris wurde allerdings das Haus des dortigen Bürgermeister attackiert. Die Großmutter des bei einer Verkehrskontrolle erschossenen Jugendlichen rief zur Ruhe auf.
In Frankreich haben Demonstranten mit einem Auto das Haus eines Bürgermeisters in einem Vorort von Paris gerammt. Danach sollen sie auch Feuer gelegt haben, teilte Vincent Jeanbrun, Bürgermeister von L'Haÿ-les-Roses bei Twitter mit. Seine Frau und eines seiner zwei Kinder seien verletzt. Er sei währenddessen im Rathaus der Stadt südlich von Paris gewesen.
Behörden zufolge gab es in der fünften Protestnacht landesweit mindestens 719 Festnahmen, 45 verletzte Polizisten und Gendarmen. Demnach brannten mehr als 570 Fahrzeuge, 74 Gebäude und 871 Straßenfeuer. Trotzdem sagte Innenminister Gérald Darmanin, "dank des entschlossenen Vorgehens der Ordnungskräfte" sei die Nacht auf Sonntag ruhiger gewesen. Von Freitag auf Samstag hatte es landesweit mehr als 1.300 Festnahmen gegeben.
Massive Polizeipräsenz
Darmanin hatte am Samstagabend angekündigt, im ganzen Land rund 45.000 Polizisten und Gendarme einzusetzen. Vorwiegend in Paris, Marseille, Nizza und Lyon kam es dennoch erneut zu Sachschäden und Plünderungen.
Besonders in Marseille, Lyon und Grenoble verstärkte die Polizei ihre Einsatzkräfte. Nach der Plünderung einer Waffenkammer in Marseille war sie dort nun mit gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern und auch mit Spezialtruppen im Einsatz.
Großmutter von 17-jährigem Todesopfer ruft zu Ruhe auf
Auslöser der gewaltsamen Proteste war der Tod eines 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag in der Pariser Vorstadt Nanterre. Dessen Großmutter rief unterdessen zur Ruhe auf. Sie sagte am Sonntag im französischen Fernsehen, die Demonstranten hätten den Tod ihres Enkels als Vorwand genommen. Auch sie sei wütend auf den Beamten, der den Jungen erschossen habe, wolle aber nicht verallgemeinern. Er werde bestraft werden wie jeder andere auch: "Ich habe Vertrauen in die Justiz."
AFP, dpa (mak/ksc)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Juli 2023 | 06:00 Uhr