Ein israelischer Hubschrauber fliegt am Schauplatz eines Raketenangriffs aus dem Libanon in der drusischen Stadt Madschd al-Schams in den israelisch besetzten Golanhöhen zu sehen.
Auf den Golanhöhen sind bei einem Raketenangriff zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden – der Hubschrauber kreist über dem Schauplatz. Bildrechte: picture alliance/dpa/JINI via XinHua | Ayal Margolin

Nahost Israel attackiert Hisbollah im Libanon – Iran warnt

28. Juli 2024, 20:34 Uhr

Nach dem Angriff auf die israelisch-kontrollierten Golanhöhen mit mindestens zwölf Toten hat Israel reagiert und Hisbollah-Ziele im Libanon attackiert. Der Iran warnte Israel vor "neuen Abenteuern" im Libanon. Unterdessen wurden bei Raketenangriffen auf eine Schule im Gazastreifen mindestens 30 Palästinenser getötet.

Ein Raketenangriff auf die israelisch-besetzten Golanhöhen mit zwölf Toten droht Israel und die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah an den Rand eines offenen Kriegs zu bringen. Israel macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich und griff nach Angaben seines Militärs noch in der Nacht eine Reihe von Terrorzielen der Miliz im Libanon an.

Das israelische Militär teilte bei Telegram mit, unter den Zielen hätten sich auch Waffenlager sowie terroristische Infrastruktur befunden. Dazu veröffentlichte es Videoaufnahmen, die die Angriffe zeigen sollen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Als Reaktion auf die israelischen Angriffe äußerte sich am Sonntagmorgen der Iran und warnte Israel vor den Konsequenzen eines neuen militärischen "Abenteuers" im Libanon. Außenministeriumssprecher Nasser Kanani erklärte, Israel werde für "die unvorhergesehenen Konsequenzen und Reaktionen auf solch dummes Verhalten" verantwortlich sein.

Zwölf tote Kinder auf den Golanhöhen

Zuvor waren am Samstag bei einem Raketenangriff in der Ortschaft Madschd al-Schams auf den israelisch-kontrollierten Golanhöhen mindestens zwölf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 16 Jahren ums Leben gekommen. Eine Rakete iranischer Bauart schlug nach israelischen Angaben auf einem belebten Fußballplatz ein. Das Geschoss sei aus einem Ort in der Nähe des Dorfes Cheebaa im Südlibanon abgeschossen worden.

Hisbollah weist Vorwürfe zurück

Die Hisbollah teilte in einer Erklärung mit, man habe mit dem Angriff nichts zu tun und wies die Vorwürfe kategorisch zurück. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari bezeichnete dies als eine "Lüge". Bei dem Geschoss habe es sich um eine iranische Rakete vom Typ Farak-1 gehandelt, die nur die Hisbollah verwende. Das hätten forensische Untersuchungen ergeben.

Die israelische Militärexpertin Sarit Zehavi verwies darauf, dass die Schiiten-Miliz zuvor Angriffe auf eine israelische Militärbasis auf dem Berg Hermon für sich reklamiert habe. "Es ist sehr leicht, die Basis auf dem Berg Hermon mit ungenauen Raketen, wie etwa der Farak, zu verfehlen", erklärte Zehavi. Madschd al-Schams liege unmittelbar darunter. 

UN besorgt – Warnung vor Eskalation

Der Vorfall löste international Angst vor einer Eskalation der Gewalt in der Region aus. Die Vereinten Nationen riefen beide Parteien nachdrücklich zu "größtmöglicher Zurückhaltung" auf. Der Chef der UN-Friedenstruppe im Libanon, Aroldo Lázaro, sagte, ein Flächenbrand in der Region müsse vermieden werden.

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock verurteilte den Angriff. "Dass dabei Kinder und Jugendliche getötet wurden, die einfach nur Fußball spielen wollten, ist entsetzlich", erklärte Baerbock im Onlinedienst X. Sie forderte ein Ende der Hisbollah-Angriffe auf Israel. Mit Blick auf eine befürchtete Ausweitung des Konflikts in der Region mahnte sie, es gelte jetzt, "mit kühlem Verstand zu agieren".

Netanjahu droht mit Vergeltung

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte: "Die Hisbollah wird einen hohen Preis dafür bezahlen, einen Preis, den sie bislang noch nicht bezahlt hat." Der Regierungschef wolle am Sonntag nach seiner Rückkehr aus den USA das Sicherheitskabinett einberufen, hieß es weiter. Netanjahu hatte in den USA eine Rede vor dem Kongress gehalten und US-Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump getroffen. Seine Abreise aus Washington zog er um mehrere Stunden vor. 

Krieg im Gazastreifen

Am Samstag setzte Israel unterdessen seinen Krieg im Gazastreifen fort. Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde, die unter der Kontrolle der Terrororganisation Hamas steht, griff Israel eine Schule in Deir-al-Balah an. Dabei seien mindestens 30 Palästinenser getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden.

Das israelische Militär erklärte, es habe ein Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas auf dem Gelände der Chadidscha-Schule getroffen. Zur Begründung hieß es von Israel, die Schule werde für Angriffe und als Waffenlager genutzt.

dpa/AFP/Reuters (cga)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Juli 2024 | 07:00 Uhr

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