Menschen stehen im Flüchtlingslager Dschabalija im Norden des Gazastreifens nach Essen an. 2 min
Audio: Reichen zehn Milliarden Euro, um den Hunger in der Welt zu stoppen? Bildrechte: picture alliance/dpa | Mahmoud Issa
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Was ist dran an der Aussage von Thüringens BSW-Co-Chef Steffen Schütz?

MDR AKTUELL Mi 19.03.2025 06:54Uhr 02:25 min

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Faktencheck Wie viel Geld braucht man, um den Hunger zu beenden?

19. März 2025, 07:11 Uhr

Im Zusammenhang mit immensen Ausgaben für die Verteidigung, die von der künftigen Bundesregierung geplant sind, hat Thüringens BSW-Co-Chef Steffen Schütz darauf verwiesen, dass es nur zehn Milliarden Euro brauchen würde, um den Hunger in der Welt zu stoppen. Doch laut Experten ist diese Summe viel zu gering. Hunger könne außerdem nicht allein mit Geld bekämpft werden.

Es ist eine fast schon verstörend große Zahl: Nach Angaben der Vereinten Nationen leiden weltweit derzeit über 730 Millionen Menschen Hunger. Darunter fallen Menschen, die chronisch und damit dauerhaft unterernährt sind, die also weniger Nahrung aufnehmen, als der Körper bräuchte.

Dann gibt es den akuten Hunger. Dazu sagt Martin Rentsch, Sprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Berlin: "Aktuell haben wir 343 Millionen Menschen, die akut Hunger leiden. Sie wissen nicht, was sie heute Abend ihrer Familie auf den Tisch bringen können."

Hunger nicht einfach mit Geld zu lösen

Laut Rentsch ist das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen die größte Organisation im Kampf gegen den Hunger. Mit einem Budget von rund 10 Milliarden Euro hätte die Organisation im vergangenen Jahr 140 Millionen Menschen erreicht: "Das heißt, mit 10 Milliarden kann man viel ausrichten." Aber vereinfacht gesagt, klebe man damit jedes Jahr nur neue Pflaster auf eine klaffende Wunde.

Man würde sicher die Hungrigsten vor dem Tod bewahren, sagt Rentsch. Letztendlich sei Hunger aber ein systemisches Problem und nicht einfach mit Geld zu lösen. Aber eben auch davon wäre deutlich mehr nötig, um sinnvoll agieren zu können.

Die Zahlen kennt Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe: "Es gibt seriöse Studien aus den letzten Jahren, die zu dem Schluss gekommen sind, dass es ungefähr 30 bis 90 Milliarden US-Dollar pro Jahr braucht, um den Hunger in der Welt zu beenden." Je nachdem, wo und wie umfangreich man ansetzt.

Investitionen in langfristige Maßnahmen nötig

Dabei seien die kurzfristigen Maßnahmen, die Nothilfe, natürlich sehr wichtig, sagt Mogge: "Gleichzeitig muss man aber auch investieren in längerfristige Maßnahmen wie zum Beispiel in die Landwirtschaft, in die Bewässerung, in Beratungsdienste, in die Alphabetisierung gerade von Frauen." Allerdings bräuchten diese Maßnahmen Zeit. Sie seien aber genauso wichtig, wie unmittelbare Nothilfeprojekte.

Ähnlich formuliert das Martin Rentsch vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Man könne den Hunger nicht nur mit humanitärer Hilfe heilen, sagt Rentsch: "Sondern man muss das systemische Problem angehen. Das heißt, dass man Menschen dazu befähigen muss, auf eigenen Beinen zu stehen – durch einfache Landwirtschaft ihr eigenes Auskommen zu bestreiten." Nur so sei der Hunger insbesondere in ärmeren, afrikanischen Ländern zu bekämpfen.

Das koste sicher mehr als 10 Milliarden Euro, sagt Rentsch. Gemessen an den Beträgen, die weltweit für Rüstung ausgegeben werden, sei die dafür nötige Summe aber immer noch verschwindend gering.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. März 2025 | 06:54 Uhr

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