Nahost-Krieg Weitere Gruppe von Gaza-Geiseln freigelassen

27. November 2023, 05:14 Uhr

Die Hamas hat nach israelischen Armeeangaben eine weitere Gruppe von Geiseln freigelassen. 13 Israelis sowie drei Ausländer wurden demnach dem Roten Kreuz im Gazastreifen übergeben. Derweil erreichten im Laufe des Sonntags auch erstmals Hilfskonvois den besonders umkämpften Norden des Palästinenser-Gebietes. Bundespräsident Steinmeier versicherte unterdessen Israel bei seinem Besuch die volle Solidarität Deutschlands.

Die Hamas hat nach israelischen Militärangaben im Gazastreifen eine weitere Gruppe von Geiseln dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben. 13 der von der radikalislamischen Hamas verschleppetn Israelis seien nach ihrer Freilassung in Israel angekommen, teilte ein Armeesprecher am Sonntagabend mit. Vier weitere von der Hamas freigelassene Geiseln waren demnach auf dem Weg nach Ägypten. Die Hamas hatte zuvor von 13 übergebenen Israelis, drei Thailändern und einem Russen gesprochen.

Unter den freigelassenen Geiseln ist nach den Worten von US-Präsident Joe Biden auch ein vierjähriges Kind aus den USA. Vorausgegangenen ägyptischen Angaben zufolge sollten laut einer übermittelten Liste am Sonntag außer 13 Israelis auch 39 in Israel gefangene Palästinenser freigelassen werden.

Verzögerungen bei Geisel-Freilassung am Samstag

Bereits am Freitag und Samstag waren insgesamt 26 israelische Geiseln zusammen mit mehreren thailändischen Staatsbürgern freigekommen. Eine zweite Gruppe von 17 Geiseln war am späten Samstagabend freigelassen worden. Darunter waren vier deutsche Doppelstaatler. Im Gegenzug ließ Israel 39 palästinensische Gefangene frei.

Ursprünglich war die Übergabe der zweiten Geiselgruppe für Samstagnachmittag vorgesehen, doch die Hamas verzögerte die Übergabe. Als Grund gab sie an, Israel hätte nicht wie vereinbart ausreichend Hilfslieferungen auch in den nördlichen Teil des Gazastreifens ermöglicht. Berichten zufolge drohte Israel daraufhin mit einem Ende der Feuerpause. Nach Einschreiten Katars lenkte die Hamas am späten Samstagabend jedoch ein.

Erster Hilfskonvoi erreicht Norden des Gazastreifens

Am Sonntag erreichten unterdessen erstmals auch Hilfsgüter den heftig umkämpften Norden des Gazastreifens. Nach Angaben der Hilfsorganisation Roter Halbmond handelte es sich dabei um 61 Lastwagen mit Wasser, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung. Für den gesamten Gazastreifen war nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA für Sonntag die Einfahrt von 200 Lastwagen geplant gewesen. Weil die Güter vorher genau kontrolliert werden, verzögerte sich die Einfahrt jedoch teilweise.

Laut OCHA waren am Samstag insgesamt 187 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen eingetroffen. Dabei seien auch 129.000 Liter Diesel und vier Tanks mit Gas zum Kochen geliefert worden. Das Palästinenserhilfswerk UNRWA teilte mit, man wolle die Feuerpause nutzen, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen seien durch die Kämpfe im Gazastreifen vertrieben worden. Wegen der kälter werdenden Nächte gebe es großen Bedarf an warm haltendem Material wie Matratzen, Decken und winterfesten Zelten.

Katar hofft auf Verlängerung der Feuerpause

Das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar hofft nach Angaben seines Außenministeriums derweil, die Feuerpause zwischen Israel und der Hamas über die vereinbarten vier Tage hinaus verlängern zu können. Die aktuelle Kampfpause soll gemäß einer Vereinbarung mindestens bis Montag dauern. Bis dahin sollen insgesamt 50 Geiseln freigelassen und Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert werden. Katar zufolge wäre eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage möglich.

Die Hamas teilte in einer Erklärung mit, sie sei zu einer Verlängerung der Kampfpause bereit, wenn ernsthafte Anstrengungen unternommen würden, um die Zahl der aus Israel freigelassenen palästinensischen Gefangenen zu erhöhen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte in einem Gespräch mit US-Präsident Biden hingegen mit, seine Offensive im Gazastreifen mit voller Kraft fortsetzen zu wollen. Netanjahu sagte jedoch auch, dass er eine Verlängerung des Waffenstillstands begrüßen würde, wenn dadurch die Freilassung von täglich zehn zusätzlichen Geiseln ermöglicht würde.

Steinmeier versichert Israel deutsche Solidarität

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas trafen unterdessen in Israel ein. Am Rande eines Treffens mit Israels Staatspräsident Izchak Herzog sagte Steinmeier dem Land die unverbrüchliche Solidarität Deutschlands zu. Der Bundespräsident betonte, habe "jedes Recht, sich selbst zu verteidigen und seine Existenz zu sichern". Herzog dankte im Gegenzug Steinmeier und der Bundesregierung für ihre "klare Haltung".

Weitere Stationen der Reise der beiden deutschen Spitzenpolitiker sind der Süden Israels und Ost-Jerusalem. Bas besucht zudem am Montag das israelische Parlament in Jerusalem, wo sie unter anderem an einer Sitzung der Knesset teilnimmt. Nach seinem Besuch in Israel reist Steinmeier am Dienstag in das Sultanat Oman. Am Mittwoch wird der Bundespräsident dann zu Gesprächen in Katars Hauptstadt Doha erwartet.

Hinweis zur Berichterstattung Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

AFP/dpa/Reuters (lmb/efa/akq/dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. November 2023 | 10:00 Uhr

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