Nancy Faeser
Bundesinnenministerin Nancy Faeser fordert, dass die Plattformen härter gegen strafbare Inhalte vorgehen. Bildrechte: picture alliance/Chris Emil Janßen

Vor der Bundestagswahl Faeser verlangt von Online-Plattformen Durchgreifen gegen Desinformation

22. Januar 2025, 20:40 Uhr

Einen Monat vor der Bundestagswahl hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Betreiber der großen Online-Plattformen bei einem Treffen an ihre Verpflichtungen erinnert. Sie forderte, dass sie gegen Hasskriminalität und Desinformationskampagnen vorgehen, die auf den Wahlprozess oder die Kandidierenden abzielen. Sicherheitsbehörden rechnen mit Cyberattacken und Sabotageaktivitäten vor der Wahl.

Um den Schutz der Bundestagswahl vor illegitimer Beeinflussung zu gewährleisten, nimmt Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Betreiber sozialer Netzwerke in die Pflicht. Im Mittelpunkt eines Treffens der SPD-Politikerin mit Vertretern von Google, Meta, Microsoft, Tiktok und X am Mittwoch standen nach Angaben ihres Ministeriums Maßnahmen gegen Hasskriminalität sowie gegen Desinformationskampagnen, die etwa auf den Wahlprozess oder die Kandidierenden abzielen.

"Die Prüfung von strafbaren Inhalten muss verstärkt und darf nicht eingeschränkt werden", mahnte Faeser nach der Gesprächsrunde. Weitere Themen waren die Kennzeichnung politischer Werbung und manipulierter Inhalte, die durch Künstliche Intelligenz erstellt wurden.

Faeser: Vorgehen der Plattformen nicht ausreichend

Faeser machte nach dem Treffen deutlich, dass sie mit dem aktuellen Vorgehen der Plattformen noch nicht zufrieden sei: "Straftaten wie Morddrohungen müssen schneller und konsequenter an Ermittlungsbehörden gemeldet und von den Plattformen gelöscht werden."

Die großen Internetplattformen tragen aus Sicht der Bundesinnenministerin Verantwortung für das, was auf ihren Plattformen geschieht. Die Prüfung strafbarer Inhalte müsse verstärkt und dürfe nicht eingeschränkt werden. Notwendig sei zudem "mehr Transparenz über die Algorithmen, damit diese nicht gefährliche Radikalisierungsprozesse insbesondere bei Jugendlichen befeuern".

Verstöße gegen rechtliche Vorschriften

Faesers Ministerium verwies nach dem Treffen auf bestehende rechtliche Vorschriften, die es einzuhalten gelte – etwa den Digital Services Act (DSA). Gegen die Plattform X des US-Milliardärs Elon Musk laufen auf EU-Ebene mehrere Verfahren wegen mutmaßlicher Verstöße gegen den DSA. Ein Sprecher der EU-Kommission hatte vergangene Woche mitgeteilt, die Plattform werde aufgefordert, "uns interne Dokumente über alle kürzlich vorgenommenen Änderungen an Algorithmen zu übermitteln".

Digital Services Act Der Digital Services Act verpflichtet Plattformen, die mindestens 45 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in der EU haben, strafbare Inhalte an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden zu melden. Außerdem müssen die Plattformen gegen die künstliche verstärkte Verbreitung oder sonstige technische Manipulation von Inhalten (zum Beispiel durch Bots oder Fake-Accounts) vorgehen. Die Aufsicht zur Einhaltung dieser Vorgaben liegt bei der EU-Kommission. Bundesinnenministerium

Zuletzt sorgte Mark Zuckerberg mit seinem Konzern Meta, zu dem neben Facebook auch Instagram, WhatsApp und der Kurznachrichtendienst Threads gehören, für Aufsehen. Er beendete nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump zum US-Präsidenten in den USA die Kooperation mit Faktencheckern.

Cyberattacken und Sabotageaktivitäten

Rund einen Monat vor dem Bundestags-Wahltermin haben die deutschen Behörden keine Erkenntnisse über eine konkrete Gefährdung. Allerdings sei "von einem grundsätzlichen Interesse zur möglichen illegitimen Beeinflussung von Wahlen durch fremde Staaten auszugehen", hieß es aus Sicherheitskreisen in Berlin.

Eine zentrale Rolle spielen dabei die sozialen Medien, insbesondere mit künstlicher Intelligenz (KI) erstellte, täuschend echt wirkende Bilder, Video- und Audiodateien. Ziel dieser Aktivitäten ist es, Wählerinnen und Wähler zu täuschen.

Die Sicherheitsbehörden rechnen mit Cyberattacken und weiteren Sabotageaktivitäten. Bei den Versuchen der ausländischen Einflussnahme sei "derzeit Russland der auffälligste Akteur", hieß es aus Faesers Ministerium.

AFP/dpa/MDR (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Das Nachrichtenradio | 22. Januar 2025 | 19:30 Uhr

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