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Audio - Sachsen und andere Bundesländer haben bereits den Abschuss von "Problemwölfen" erleichtert. Bildrechte: picture alliance / Zoonar | DesignIt
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Tierschutz Europarat senkt Schutzstatus für Wölfe

03. Dezember 2024, 14:42 Uhr

Der Wolf hat sich in Europa ausgebreitet, immer mehr Nutztiere werden gerissen. Seit Jahren streiten Tierschützer und Landwirte, ob die streng geschützten Wölfe leichter abgeschossen werden dürfen. Auf Antrag der EU-Länder hat nun der Europarat den Schutzstatus aufgeweicht.

Der Europarat hat den Weg für ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe freigemacht. Der zuständige Ausschuss stimmte einem entsprechenden Antrag der EU-Staaten zu, den Schutzstatus von "streng geschützt" auf "geschützt" abzusenken. Somit kann der Wolf grundsätzlich bejagt und der Bestand reguliert werden. Bisher dürfen Wölfe in der EU nur abgeschossen werden, wenn sie eine Gefahr für Menschen oder Weidetiere darstellen.

Hintergrund ist, dass sich nach EU-Angaben die Zahl der Wölfe in Europa binnen zehn Jahren fast verdoppelt hat. Die Zahl vom Wolf getöteter Nutztiere wie Schafe und Ziegen wird auf mindestens 65.500 pro Jahr geschätzt. Bis die Neuregelung in Deutschland gilt, müssen aber noch Gesetze geändert werden. 

Der Unterschied zwischen Europarat und EU-Gremien

Der Europarat ist von der EU unabhängig. Zu seinen 50 Mitgliedern zählen die EU-Staaten, aber auch Länder wie Großbritannien oder die Türkei. Das Gremium kümmert sich um die Wahrung der Menschenrechte, ist aber auch für die Einhaltung der Berner Konvention zuständig, einem 1979 verabschiedeten völkerrechtlichen Vertrag zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen. Demnach galt der Wolf bislang als "streng geschützt". Staaten müssen Maßnahmen zur Erhaltung des Wolfs ergreifen, die Tiere dürfen nicht absichtlich getötet werden dürfen. 

Bundesregierung hat ihre Haltung geändert

Die EU-Staaten hatten nach langer Diskussion im September eine Aufweichung der strengen Schutzauflagen für den Wolf beantragt. Der neue Status "geschützt" beinhaltet zwar immer noch strenge Regeln. Eine Jagd auf problematische Wölfe wäre dann aber unter bestimmten Umständen einfacher möglich.

Mit der Zustimmung zu dem Vorhaben änderte auch die Bundesregierung ihren Kurs in der Wolfspolitik. Begründet wurde das damit, dass sich die Wolfsbestände in den vergangenen Jahren immer mehr erholt hätten. Außerdem häuften sich zuletzt Risse von Nutztieren wie Schafen und Rindern. Abwehrmechanismen wie etwa hohe Zäune werden von Wölfen immer wieder überwunden.

Kritik vom Nabu: Auffällige Tiere dürfen bereits jetzt getötet werden

Der Umweltschutzverband Nabu rügte, die Entscheidung des Europarats basiere nicht auf Fakten, sondern sei ausschließlich politisch getrieben. Laut Nabu-Expertin Marie Neuwald braucht es funktionierende Regelungen, wann und in welchem Rahmen ein Wolf mit auffälligem Verhalten getötet werden darf. Das sei "jedoch auch im bestehenden Recht möglich". 

Nun folgt Gesetzgebungsprozess

Die Entscheidung des Europarats-Gremiums bedeutet aber nicht automatisch, dass die Tiere in Deutschland jetzt einfach geschossen werden dürfen. Die Änderung tritt drei Monate nach ihrer Annahme in Kraft, sofern nicht ein Drittel der Vertragsparteien Einspruch erhebt.

Anschließend kann die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus des Wolfs im EU-Recht vorlegen. Dieser Vorschlag braucht nochmals eine Mehrheit unter den EU-Staaten und eine Mehrheit im Europaparlament. Änderungen am Vorhaben sind noch möglich.

Der Wolf war in weiten Teilen Europas ausgerottet

Der Wolf galt in Westeuropa und damit auch in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgerottet. Er überlebte nur im Osten und Süden Europas. Mit dem strengen Schutz seit einigen Jahren haben sich die Bestände erholt und der Wolf ist wieder nach Westen vorgedrungen. 

Nach Angaben der EU stieg die Zahl der Wölfe in Europa von 11.193 im Jahr 2012 auf  20.300 im Jahr 2023. In Deutschland wurden zuletzt 209 Wolfsrudel nachgewiesen. Demnach hatte Brandenburg mit 58 die meisten Wolfsfamilien, gefolgt von Niedersachsen (48) und Sachsen (37).

dpa(ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 03. Dezember 2024 | 13:00 Uhr

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