Ausbreitung verhindern Schweinepest: Schießen Polens Polizisten bald auf Wildschweine?
Hauptinhalt
12. Dezember 2019, 15:33 Uhr
Im Kampf gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest will Polens Landwirtschaftsminister seiner Armee und Polizei den Abschuss von Wildschweinen erlauben. Kritiker sind alarmiert. Sie befürchten ein Massenabschießen von Wildschweinen.
Polens Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski will, dass auch Polizisten und Militär Wildschweine erschießen können. Er erhofft sich so eine Eindämmung der Schweinepest. Eine entsprechende Gesetzesänderung werde er bald ins Parlament einbringen, sagte der polnische Landwirtschaftsminister in einem Radiointerview.
Derzeit sind weder die Armee noch die Polizei berechtigt, Wildschweine zu schießen. Jäger können dies tun, müssen es aber nicht. Den Angaben des Ministers zufolge soll die Gesetzesänderung auch Jäger verpflichten, sich in von der Seuche betroffenen Gebieten am Abschuss des Schwarzwilds zu beteiligen.
Auf die Frage, ob Jäger dazu gezwungen werden könnten, Wildschweine abzuschießen, antwortete der Landwirtschaftsminister: "Bis jetzt war es nicht möglich, weshalb ich ein spezielles Gesetz vorgeschlagen habe, das mehrere andere Gesetze ändert und der Armee, der Polizei und den Jägern die Befugnisse zum Schießen verleiht. Der Woiwode* wird darüber entscheiden."
*Ein Woiwode bezeichnet den obersten Chef der Verwaltung einer "Woiwodschaft". Aktuell gibt es in Polen 16 dieser Verwaltungsbezirke.
Am Dienstag hatten mehrere hundert Schweinehalter vor der Niederlassung des Jagdverbandes in Warschau protestiert, weil sich die Jäger aus ihrer Sicht zu wenig am Schwarzwild-Abschuss beteiligen. Der Sprecher des Deutschen Jagdverbands, Torsten Reinwald, sieht den von Polen geplanten Einsatz von Polizei und Armee kritisch. "Polizisten und Soldaten sind nicht dafür ausgebildet, Wildschweine abzuschießen. Sie haben auch nicht die entsprechenden Waffen und die Munition dafür."
Umweltschützer fürchten Ausrottung der Wildschweine
Die rapide Zunahme von Wildschweinen in Polen macht es tatsächlich erforderlich, ihre Population zu verringern. Doch nach Ansicht der Polnischen Akademie der Wissenschaften reicht das nicht aus, um die Schweinepest in den Griff zu bekommen. Eine Stellungnahme dazu hatten Wissenschaftler der Akademie bereits im Januar 2019 veröffentlicht. Sie appellierten an die polnische Regierung, mehr gegen die Schweinepest zu unternehmen - in Form von Forschung und Aufklärung. Der Abschuss der Wildschweine allein, könne den Virus nicht eindämmen; er würde nur die Ausrottung einer gesamten Art bedeuten.
Ausmaß zu spät erkannt?
Es scheint, als ob Polens Regierung erst jetzt über das Ausmaß der Schweinepest in ihrem Land bewusst wird, obwohl sich das Virus seit Jahren ausbreitet. Anders als das Nachbarland Tschechien hat es Polen in den vergangenen Jahren nicht geschafft, das Virus einzudämmen. Im Gegenteil.
Bis vor wenigen Jahren grassierte die Afrikanische Schweinepest nur in Ostpolen, wo sie im Jahr 2014 erstmals aufgetreten war. Ende 2017 wurden erstmals auch verendete Tiere in der Umgebung von Warschau gemeldet, über 200 Kilometer weiter westlich. Seitdem wandert die Seuche immer weiter gen Westen: Während Mitte November noch in 80 Kilometer Entfernung von der deutschen Grenze mit der Pest infizierte Tiere gefunden wurden, waren Anfang Dezember Kadaver in der nur 50 entfernten Stadt Zielona Góra aufgetaucht. Als Gegenmaßnahme haben die Behörden die Wälder rund um die Fundstelle gesperrt.
(dpa/polskieradio24/PAN/adg)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 30. November 2019 | 11:15 Uhr