Nach Ausschreitungen Nato verstärkt Truppen im Kosovo

30. Mai 2023, 21:39 Uhr

Nach den Ausschreitungen am Montag will die Nato mehr Soldaten im Kosovo stationieren. Bei den Protesten waren Mitglieder der intenationalen Schutztruppe KFOR angegriffen und verletzt worden. Anlass für die Demonstrationen waren die Kommunalwahlen, die die serbischen Einwohnern des Kosovo boykottiert hatten. Die EU verurteilte die Gewalt bei den Protesten scharf.

Nach gewaltsamen Protesten im Norden des Kosovo verstärkt die Nato die dort stationierte internationale Schutztruppe KFOR um mehrere hundert Soldaten. Ein Nato-Kommandeur erklärte am Dienstag, das sei eine Vorsichtsmaßnahme, "um sicherzustellen, dass die KFOR über die Fähigkeiten verfügt, die sie zur Aufrechterhaltung der Sicherheit [...] benötigt". Er forderte zudem ein Ende der Gewalt. Aus Militärkreisen in Brüssel hieß es, die Truppen würden um etwa 700 Mann aufgestockt. Aktuell sind rund 3.800 Soldaten der Schutztruppe KFOR im Kosovo stationiert, darunter auch circa 70 Deutsche.

Ausschreitungen im Norden des Kosovo

Bei Protesten in Zvecan im Norden des Kosovo hatten sich italienische und ungarische KFOR-Soldaten am Montag serbischen Demonstrierenden entgegengestellt, die die Stadtverwaltung stürmen wollten. Die Soldaten wurden mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen angegriffen. Die kosovarische Polizei setzte Tränengas ein. Bei den Zusammenstößen sind nach Angaben der KFOR neunzehn ungarische und elf italienische Soldaten verletzt worden.

Am Dienstag versammelten sich erneut serbische Demonstrierende vor der Stadtverwaltung in Zvecan. KFOR-Soldaten stellten eine Metallbarriere auf und hinderten hunderte Serben daran, in das Gebäude einzudringen.

Kommunalwahlen als Anlass der Ausschreitungen

Hintergrund des wieder aufgeflammten Konflikts zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo sind die Kommunalwahlen vom 23. April. Die Serben, die im nördlichen Landesteil die Mehrheit der Bevölkerung stellen, hatten die Wahlen boykottiert. In der Folge wurden auch in mehrheitlich serbisch bewohnten Gemeinden albanische Bürgermeister gewählt. Zu deren Amtsantritten am Montag versammelten sich die Serben zu Demonstrationen.

Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Rund 120.000 Serben leben im Kosovo, vor allem im Norden des Landes. Die Demonstranten fordern den Abzug der kosovarischen Sicherheitskräfte aus der Region und die Absetzung albanischer Bürgermeister.

EU verurteilt Gewalt im Kosovo

Die EU hat die Ausschreitungen im Kosovo aufs Schärfste verurteilt. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Dienstag, die Gewalttaten gegen Bürger, gegen Medien, gegen Strafverfolgungsbehörden und die KFOR-Truppen seien absolut inakzeptabel. Sie führten zu "einer sehr gefährlichen Situation". Beide Parteien müssten unverzüglich alles dafür tun, um zu deeskalieren und wieder für Ruhe zu sorgen. Konkret forderte Borrell von den kosovarischen Behörden, die Polizeieinsätze einzustellen und von den gewaltsam protestierenden Serben, sich zurückzuziehen.

"Wir haben schon jetzt zu viel Gewalt in Europa. Wir können uns keinen weiteren Konflikt leisten", sagte er. Der EU-Politiker versucht derzeit, zwischen den Regierungen Serbiens und des Kosovos zu vermitteln. Beide Länder sind an diesem Donnerstag auch zum zweiten Gipfeltreffen der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft eingeladen. Es wird in Moldau organisiert und soll einen engeren Austausch der EU-Länder mit Partnern außerhalb der EU ermöglichen.

Reuters/afp/dpa, MDR (akq)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. Mai 2023 | 15:06 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/cb72f969-a86d-41e0-b34c-a14c877b7039 was not found on this server.

Mehr Politik in Osteuropa

Logo MDR 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 26.08.2024 | 11:13 Uhr

Die Hälfte der ukrainischen Oblasten sind nach Angaben von Ministerpräsident Denys Schmyhal am frühen Montagmorgen von Russland angegriffen worden. In Kiew brachten sich die Menschen in Schutzräumen in Sicherheit.

Mo 26.08.2024 09:02Uhr 00:39 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-ukraine-angriffe-russland-schutz-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Osteuropa

Hochwasserschäden im polnischen Ort Glucholazy 1 min
Bildrechte: mdr
1 min 26.09.2024 | 10:29 Uhr

In Polen geht das Hochwasser inzwischen langsam zurück. An vielen Orten laufen die Aufräumarbeiten. In der Stadt Glucholazy sind die Schäden immens. Der Bürgermeister schätzt sie auf rund 60 Millionen Euro.

Do 26.09.2024 08:20Uhr 00:27 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-hochwasser-polen-aufraeumen100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Eine Tatra Straßenbahn steht in braunem Wasser 1 min
So ist beispielsweise die Donau in der slowakischen Hauptstadt Bratislava an vielen Stellen über die Ufer getreten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 18.09.2024 | 17:53 Uhr

Die Donau ist in der slowakischen Hauptstadt Bratislava an vielen Stellen über die Ufer getreten. Zwar zieht sich das Wasser in einigen Regionen Europas zurück, in anderen wird der Höchststand aber noch erwartet.

Mi 18.09.2024 15:24Uhr 00:35 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-hochwasser-bratislava-slowakei-hoehepunkt-donau-flut-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Ein mit einer Drohne aufgenommenes Foto zeigt die überflutete niederschlesische Kleinstadt im Südwesten Polens 1 min
Im Nordosten Tschechiens begannen am Montag schon teilweise die Aufräumarbeiten. Bildrechte: picture alliance/dpa/PAP | Maciej Kulczynski
1 min 16.09.2024 | 20:32 Uhr

Die starken Niederschläge haben auch zu schwerem Hochwasser in den Nachbarländern geführt. In Polen brach ein Staudamm und flutete eine Stadt. In Tschechien mussten 250.000 Menschen evakuiert werden.

Mo 16.09.2024 17:31Uhr 00:52 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-polen-tschechien-hochwasser-flut-aufraeumen-dammbruch-katastrophenzustand100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video