Kampf um die Zukunft des Landes

Das Beispiel Ukraine direkt vor Augen, fragen sich nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die politischen Eliten in Belarus, in der EU und in Russland: Was kommt, wenn Alexander Lukaschenko, der bereits seit zwei Jahrzehnten das Land regiert, abdankt? Rein rechtlich kann "Bazka", "der Vater", unendlich lange regieren (die Verfassung des Landes hat er entsprechend geändert). Trotzdem: Wie sieht es danach aus?

Der Kampf um die Köpfe der Generation "500 Dollar" ist entfacht. Lukaschenko will seinen politischen Erben selbst erziehen. Er unterstützte deshalb die BRSM, Belorussische Republikanische Jugendunion, die sich als Nachfolger des Leninschen Komsomol aus Sowjetzeiten sieht. Der Präsident meint, ein neuer Komsomol solle dem ausländischen politischen Einfluss Paroli bieten. "Die belarussische Jugend muss sich den zerstörerischen Aktivitäten der verschiedenartigen ausländischen Polittechnologen widersetzen", sagte das Staatsoberhaupt auf der Tagung der Union im Januar 2015.

In Anbetracht der Geschehnisse in der Ukraine betonte Lukaschenko: "Belarus, vor allem die junge Generation, sollte allen ausländischen Gauklern von der Politik klar und deutlich sagen: Ihr Schauspiel auf den Straßen und Plätzen der Städte in der ganzen Welt betrachten wir ausschließlich als handgemachtes künstliches Szenario." Der Präsident glaubt, dass der Zweck des ausländischen Einflusses sei, die Jugend heranzubilden zu "einer blinden zerstörerischen Kraft, die den ausländischen Marionetten hilft, die Macht zu ergreifen und auf Kosten künftiger Generationen zu profitieren, in dem sie das Land ausrauben".

Die Jungkommunisten sehen sich wohl als Helfer des Präsidenten, unter anderem auch bei der Präsidentschaftswahl 2015. Sie hätten mehr Ahnung als alte Menschen, was die Mobilisierung durch die sozialen Netzwerke angehe oder die soziologischen Untersuchungen im Internet-Raum, sagt einer ihrer Anführer Andrej Beljakow.

Westen stärkt die Opposition

Zurzeit läuft in Belarus ein Programm >The European Scholarship Scheme for Young Belarusians< (ESSYB), mit dem junge Belarussen von 18 bis 30 an europäischen Universitäten studieren können. Das Programm wird durch die Europäische Kommission und den Nordischen Rat (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden) finanziert. Die Bedingungen klingen in belorussischen Ohren wie Engelsgesang: Die spendablen Organisatoren bezahlen Sprachkurse in Belarus, Studiengebühren, monatliche Stipendien von 1.000 Euro, jährliche Reisekostenzuschüsse von 800 Euro, und 100 Euro Versicherungskosten gibt es noch dazu. Wer von 500 Dollar träumt, ist von den Summen überwältigt.

Welche Ziele verfolgen aber die Gastgeber, fragt sich so mancher im Land, sind dies Investitionen in die freie Zukunft der Republik ohne politischen Eigennutz? Oder wollen sie die besten Köpfe aus dem Land abschöpfen, und diejenigen, die zurückkehren, für ihre eigenen Interessen einspannen?

Einige in Belarus meinen, der Westen setzt auf die Stärkung der Oppositionsbewegung im Lande, die Alexander Lukaschenko nicht mehr an der Spitze des Landes sehen will.

Solche Programme für junge belorussische Aktivisten betreiben auch einige deutsche Stiftungen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU z. B. bietet, vorwiegend in Litauen, Programme für junge Multiplikatoren - Studenten, Hochschullehrer, Wirtschaftswissenschaftler und Journalisten aus Belarus an. Im Oktober 2014 klärten junge deutsche Christdemokraten ihre belorussischen Gleichgesinnten über Wahlkampf und Kampagnenarbeit auf.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 29. März 2015 | 16:05 Uhr

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