Bildungsprogramme zur Demokratie
Sehr aktiv ist auch die "grüne" politische Heinrich-Böll-Stiftung. Sie ist um die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Belarus bemüht. Mit diesem Ziel führte sie in Berlin mehrmals eine Sommerschule für Aktivisten der oppositionellen belorussischen Jugendorganisationen durch. Einer von ihnen, Vertreter der gesellschaftlichen Vereinigung "Gay-Allianz von Belarus" Alexander Polujan, will ein Internet-Portal betreiben: "In unserem Land sind viele Homosexuellen gegenüber feindlich eingestellt. Ich will, dass so viele Weißrussen wie möglich verstehen, dass nichts Schlechtes an der Tatsache ist, dass man eine andere sexuelle Orientierung hat."
Die junge Sozialdemokratin Jewgenija Koptina hat vor, ein Bildungsprogramm über die Demokratie durchzuführen: "Es geht um die Erweiterung der Horizonte belarussischer Schüler. Viele von ihnen wissen nicht, was Demokratie, ein faires Gerichtsverfahren, Gleichheit vor dem Gesetz sind. Ich werde mit ihnen darüber reden", erklärt die Aktivistin. Oder Alexej Martschuk vom "Belorussischen Kongress demokratischer Gewerkschaften": "Unsere Generation strebt Veränderungen an, aber weiß nicht, wie man sie erreicht. Daher war unser Treffen in Berlin sehr wichtig."
Es ist bekannt, dass ausländische Stiftungen oppositionelle belorussische Bewegungen auch direkt finanzieren. So kam im Sommer 2014 der bekannte Menschenrechtler Ales Beliazkij vorzeitig aus dem Straflager. Sein Menschenrechtszentrum "Wjasna" bekam Zuwendungen aus dem Ausland. Und als das Konto in Litauen entdeckt wurde, wanderte Beliazkij hinter Gitter - als Steuerhinterzieher.
Russland startet "sputnik.by"
Interessiert an der jungen Generation der Belarussen zeigt sich auch der große Nachbar Russland. Er ist darauf erpicht, hier kein Maidan nach Kiewer Vorbild entstehen zu lassen. "Nach dem Verlust der Ukraine hat Russland nicht vor, Belarus aus seinem Informationseinfluss zu entlassen", ist der Politologe der Belorussischen Analytischen Werkstatt mit Sitz in Warschau Andrej Fjodorow überzeugt.
Deshalb wird die russische mediale Präsenz verstärkt. Mitte Dezember 2014 kündigte die Internationale Nachrichten-Agentur "Russia Today" die Eröffnung einer Multimedia-Zentrale für die Herstellung von Informationsprodukten über die Website "sputnik.by"in Minsk an. Während der Präsentation des Medianetzes bestätigte der Generaldirektor von "Russia Today", Dmitrij Kisseljow, dass dieses Projekt nicht beabsichtigt, sich nur auf reine Lieferung von Sachverhalten zu beschränken. "Wir werden alternative Interpretationen geben, die in der Welt gefragt sind. Wir sind der Meinung, dass die Welt das Aufnötigen eines unipolaren Standpunktes satt hat", sagte Kisseljow und fügte hinzu: "Sputnik redet darüber, wovon andere schweigen."
Bis jetzt hat Sputnik nicht viel gebracht: Wie polnische und litauische Soziologen herausgefunden haben, stagnieren die pro-russischen Empfindungen der jungen Belarussen, allerdings auf einem hohen Niveau - bei ca. 60 Prozent. Und die Anzahl der Befürworter der EU ist Ende 2014 ist auf knapp 30 Prozent leicht gestiegen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 29. März 2015 | 16:05 Uhr