Sturmopfer Sven Rettungsaktion für schwer verletzten Storch im Wartburgkreis
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17. April 2024, 15:10 Uhr
In Barchfeld im Wartburgkreis ist am Montag durch eine starke Sturmböe ein brütender Storch samt Nest mit drei Eiern von einem Industrieschornstein abgestürzt. Inzwischen wird das Tier in einer Storchenstation in Hessen gepflegt und hat den Namen "Sven" erhalten.
Der kurze, aber heftige Sturm hat am Montagabend ein tierisches Opfer in Barchfeld-Immelborn (Wartburgkreis) gefordert. Ein brütendes Storchenmännchen wurde vermutlich von einer Windböe überrascht und zusammen mit dem Storchennest von einem alten Fabrikschornstein in der Nürnberger Straße gefegt.
Schwer verletzt blieb der Weißstorch am Straßenrand liegen. Das Nest wehte es mehrere Meter weiter auf einen Gehweg. Die drei Storcheneier, die im Nest lagen, wurden bei dem Absturz zerstört.
Zuerst nach Lebenszeichen gesucht
Der Barchfelder Toni Blum war um kurz vor 20 Uhr gerade auf dem Heimweg vom Einkaufen, als er den verletzten Storch auf der Straße fand. Viele Autofahrer seien nur um ihn herumgefahren, erzählte er. Toni Blum selbst zögerte aber keine Sekunde und stellte sofort die Einkaufstaschen ab, um dem Storch zu helfen. "Er lag dort leblos und was sollte ich machen? Ich bin tierlieb und musste natürlich gleich handeln", sagte Toni Blum.
Er lag dort leblos und was sollte ich machen? Ich bin tierlieb und musste natürlich gleich handeln.
Also packte er das Tier vorsichtig und brachte es in die Werkstatt seines Vaters Thomas Blum, die sich gleich in der Nähe der Unglücksstelle befindet. "Wir haben ihn dann erstmal in unser Hundekörbchen gelegt und zugedeckt."
Über zwei Stunden kümmerten sich die beiden Barchfelder in der Werkstatt um den Storch. "Wir haben erst einmal geschaut, ob sich die Augen vom Storch noch bewegen, aber die hatten sich zum Glück bewegt. Die Atmung war anfangs noch gut, verschlechterte sich aber später", erzählte Toni Blum. "Also trockneten wir vorsichtig das Gefieder, machten den Schnabel etwas sauber und veränderten immer wieder die Lage vom Storch, damit er den Kopf hochhalten konnte", so Vater Thomas Blum weiter.
Während der Rettungsaktion auf der Straße hielt noch ein weiterer Mann aus Meiningen mit seinem Auto an. Er half den beiden Barchfeldern bei der Versorgung und rief die Polizei.
Polizisten kümmern sich um Storch
Als die Polizisten vor Ort ankamen, kümmerten auch sie sich laut Thomas Blum rührig um den Storch: "Die Polizeiinspektion Bad Salzungen hat sich sehr viel Mühe gegeben, dass das Tier gut versorgt wird. Sie haben einen tierlieben Beamten. Er kümmerte sich wie ein kleines Kind um den Storch."
Vorsichtig wurde das hilflose Storchenmännchen in einen großen Käfig gelegt und von den Polizisten nach Eisenach zu einer Tierpflegerin gebracht. Dort verbrachte er die Nacht.
Barchfelder Storch heißt jetzt "Sven" und lebt in Hessen
Am Dienstag kam der Storch von Eisenach aus in die Storchenstation nach Wabern in Hessen. Dort kümmert sich jetzt Andrea Krüger-Wiegand um das Tier, das sie auf den Namen "Sven" getauft hat. Wie sie sagte, erlitt der Storch durch den Absturz eine schwere Gehirnerschütterung und mehrere Prellungen.
Deshalb könne er derzeit nicht fliegen und sei sehr wackelig auf den Beinen. "Momentan reagiert er nicht auf mich, wenn ich mich nähere", sagte die Tierpflegerin. Laut Krüger-Wiegand ein Zeichen, dass es Sven nicht so gut geht. Deshalb benötige er jetzt viel Ruhe und wurde von den anderen Störchen in der Station separiert.
Rückkehr nach Barchfeld durchaus möglich - doch bleibt Weibchen treu?
"Im schlimmsten Fall kann es vier bis fünf Wochen dauern, bis der Storch wieder fit ist und fliegen kann", so die Tierpflegerin. Dann hoffe sie, dass sich das Barchfelder Storchenweibchen in der Zwischenzeit aber kein anderes Männchen gesucht hat. Bei Störchen ist es üblich, dass Weibchen und Männchen sich beim Brüten abwechseln. Zum Zeitpunkt des Sturms war damit offenbar das Männchen betraut.
Im schlimmsten Fall kann es vier bis fünf Wochen dauern, bis der Storch wieder fit ist und fliegen kann.
Wie Krüger-Wiegand erklärte, kann es durchaus passieren, dass Sven nach der Genesung wieder zurück nach Barchfeld-Immelborn fliegt und das Weibchen mit einem anderen Partner inzwischen ein neues Nest auf dem Fabrikschornstein gebaut hat.
Storchenretter Toni Blum wird das auf jeden Fall ganz genau im Auge behalten. Schließlich hat man nicht jeden Tag die Gelegenheit, einem Storch das Leben zu retten.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 16. April 2024 | 13:30 Uhr
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