Marlishausen | Waltershausen Mit Supernasen im Einsatz: Rettungshundestaffel probt Ernstfall im Seniorenheim

27. April 2025, 15:13 Uhr

Dass jemand vermisst wird, kommt in Pflege- und Seniorenheimen immer wieder vor. Bei der Suche können Hunde helfen - wenn sie eine gute Spur aufnehmen können. Damit dies gelingt, ist auch das Personal der Pflegeheime gefragt.

Wenn Menschen vermisst werden, zählt jede Minute. Bei der Suche nach ihnen unterstützt auch die Rettungshundestaffel Ortungstechnik Thüringen "RHOT" aus Marlishausen. Über 20 ehrenamtlich aktive Hundeführerinnen und Hundeführer sowie rund 20 vierbeinige Spürnasen gehören zur Einheit aus dem Ilm-Kreis.

Damit bei Einsätzen alle Abläufe möglichst reibungslos funktionieren, muss regelmäßig trainiert werden. Am Samstag übte das Team der Rettungshundestaffel einen Ernstfall im Diakonie-Pflegestift Geizenberg in Waltershausen. Es zeigt sich: Nicht nur Hundeführer und Suchhunde müssen trainiert und vorbereitet sein - sondern auch das Pflegepersonal.

Frau in roter Signalkleidung mit Schäferhund an der Leine
Hündeführerin Ulrike Brand arbeitet seit zehn Jahren mit Schäferhündin Bella zusammen. Bildrechte: MDR/Lisa Wudy

Spürhund folgt Geruch eines Kleidungsstücks

Bevor die Suche beginnt, wird im Zimmer der vermissten Seniorin ein Kleidungsstück sichergestellt - die Geruchsprobe ist für den sogenannten Mantrailer, einen Personenspürhund, entscheidend. Dann nimmt Schäferhündin Bella vor dem Eingang des Pflegeheims die Spur auf. Für sie und ihre Hundeführerin Ulrike Brand ist das ein routinierter Ablauf - das Team arbeitet seit zehn Jahren gemeinsam in der Rettungshundestaffel.

Wichtig für ihre Arbeit: An dem Kleidungsstück sollte möglichst kein Fremdgeruch haften. Heiße Sommertage erschweren zudem die Suche: "Je heißer es wird, desto heißer wird der Asphalt - und desto mehr Geruchspartikel, die die Person verloren hat, können verbrennen", erklärt Brand.

An diesem vergleichsweise kühlen Apriltag war das kein Problem. Die Schäferhündin konnte der Spur folgen und entdeckte die Seniorin unweit des Pflegeheims.

Für Ulrike Brand sind das Ehrenamt und die gemeinsame Arbeit mit ihrer Hündin eine Leidenschaft: "Das Besondere daran ist, dass man gemeinsam mit seinem Hund wächst - und in der Gemeinschaft."

Personen in Feuerwehruniform gehen mit einem Schäferhund auf einer Straße.
Auf Vermisstensuche: Mitglieder der Rettungshundestaffel Marlishausen. Sie ist eine Facheinheit der Feuerwehr Arnstadt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bis zu 100 Einsätze im Jahr mit Spürhunden

Neben den "Mantrailern" kommen bei der Rettungshundestaffel aus Marlishausen auch speziell ausgebildete Flächen- und Trümmersuchhunde zum Einsatz. Die Ausbildung dazu läuft zwei bis drei Jahre. Unterstützt werden die Vermisstensuchen durch moderne Technik wie Drohnen und Ortungsgeräte.

Im vergangenen Jahr wurde das Team zu 40 Einsätzen gerufen – vergleichsweise wenig, denn in den Vorjahren waren es durchschnittlich rund 100 Suchaktionen. "Wir kommen zum Einsatz, wenn die Polizei mit ihren Mitteln nicht mehr weiterkommt. Dann werden wir alarmiert", sagt Hundeführerin Cathleen Schneider. Die meisten der vermissten Personen seien Menschen mit Demenzerkrankungen aus Pflegeeinrichtungen.

Gerade deshalb sei es wichtig, den Ernstfall gemeinsam mit den Einrichtungen zu proben, betont Schneider. Sie kennt beide Seiten - als Mitglied der Rettungshundestaffel und als Mitarbeiterin der Diakonie-Einrichtung. Ebenso entscheidend sei, dass das Pflegepersonal entsprechend geschult ist, um im Notfall schnell und richtig reagieren zu können. Doch genau daran mangele es im Alltag oft.

Ein Frau spricht in ein Mikrofon.
Hundeführerin Cathleen Schneider betont, wie wichtig die Zusammenarbeit der beteiligten Personen ist. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Auch Personal in Pflegeheimen sollte geschult sein

"Wir haben viele Einsätze in anderen Pflegeheimen, wo keiner mehr weiß, wer was berührt hat, wo wir überhaupt noch einen sauberen Geruchsträger finden - manchmal gibt es nicht einmal ein Foto der vermissten Person. Keiner weiß, was sie zuletzt anhatte, und so weiter", sagt Schneider. Situationen wie diese erschweren die Arbeit der Rettungshundestaffel erheblich.

Besonders in den ersten Tagen nach dem Einzug ins Pflegeheim sei die Gefahr groß, dass Seniorinnen und Senioren verschwinden. Das Haus in Waltershausen trifft deshalb Vorkehrungen: "Da zieht die Diakonie zum Beispiel am ersten Tag direkt Kompressen. Damit wir wenigstens die Möglichkeit haben, im Notfall auf irgendetwas unsere Suche aufzubauen. Die Leute werden dann mit sterilen Tüchern abgerieben, die Tücher werden in Tüten gepackt und in Gläser eingeschraubt - damit wir einen sauberen Geruchsträger haben“, erklärt die Hundeführerin.

Das spart im Ernstfall wertvolle Zeit - und erhöht die Chance, vermisste Personen schnell und sicher zu finden.

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MDR (wdy/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. April 2025 | 19:00 Uhr

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