Mehrere Männer stehen in der Innenstadt von Gotha.
orgen-Meeting mit der "schnellen Eingreiftruppe", wie Logistikchef Stefan Dittmayer sein Team nennt. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Veranstaltungen Vor dem Thüringentag in Gotha: Dauerstress für Logistik-Truppe

30. April 2025, 18:04 Uhr

Die 20 Männer sprechen untereinander nur noch in Wortgruppen. Kein Meeting dauert länger als zwei Minuten. Alle Anrufe müssen unter 30 Sekunden erledigt sein. Und trotzdem hat "die schnelle Eingreiftruppe" um Logistik-Chef Stefan Dittmayer Spaß an der Arbeit.

Es ist Mittwochmorgen, 8 Uhr, noch zwei Tage, bis Thüringens größte Fete beginnt. Ich bin mit Logistikchef Stefan Dittmayer auf dem Hauptmarkt verabredet. Ich will mal zwei Stunden mit ihm mitlaufen und nur beobachten. Er kommt zehn Minuten zu spät, weil seine zwei Kinder (drei und sieben Jahre alt) heute etwas länger brauchten, um in den Kindergarten und in die Schule zu kommen. Wenigstens konnte Stefan das Pausenbrot von seiner Tochter abstauben, weil sie es nicht wollte. Er braucht es später noch.

Und so beginnt ein Meeting in einer Schnelligkeit, wie ich es noch nie erlebt habe. Fast alle der 20 Männer aus dem Logistikteam sind an der Wasserkunst versammelt. Erste Frage von Stefan Dittmayer ans Team: "Was habt ihr gestern alles nicht geschafft"? Eine kurze Antwort: "Eine weiße Plane fehlt noch auf einem der Türme, die auf die Themen-Meilen hinweisen."

Die Zeit ist unser härtester Gegner.

Stefan Dittmayer

Da klingelt das Handy von Stefan das erste Mal. Es ist 8.15 Uhr. Es ist der Vertragspartner für die Werbebanner, die heute auch noch angebracht werden müssen. Gespräch in 20 Sekunden erledigt. Was ich bis dahin noch nicht weiß: Stefan Dittmayer telefoniert nie länger als 20 Sekunden.

Seine Meetings dauern nie länger als zwei Minuten, außer die Arbeitseinteilung am Morgen. Und in der "schnellen Eingreiftruppe", wie er sein Logistik-Team nennt, sprechen die Männer untereinander nur noch in Wortgruppen. Da ist keine Zeit für Befindlichkeiten. "Die Zeit ist unser härtester Gegner", sagt der 37-Jährige.

Ein Mann hält ein Klemmbrett in der Hand.
Thüringentag-Logistikchef Stefan Dittmayer und "seine Waffe" - das Klemmbrett. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Logistik beim Gothardusfest seit 2004

Im "richtigen Leben" ist Stefan Dittmayer Bühnenmeister und Veranstaltungstechniker auf Schloss Friedenstein. Er kommt aus Gotha, war und will hier nie weg. "Ich bin glücklich in meiner Heimatstadt, Punkt". Seit 2004 kümmert sich Stefan um die Logistik beim Gothardusfest.

Angefangen hat er mit vier Leuten, jetzt sind es 20. Die meisten haben Urlaub für diesen Nebenjob genommen. Sie kennen sich seit Jahren. "Ohne dieses Team würde nichts gehen", sagt einer aus der schnellen Eingreiftruppe. Es ist Ronny Wolf mit dem Funkgerät, in das er auch schon wieder reinsprechen muss.

Ich bin glücklich in meiner Heimatstadt, Punkt.

Stefan Dittmayer

Das Meeting auf dem oberen Hauptmarkt dauert erst ein paar Minuten, da klingelt das Handy von Stefan Dittmayer schon wieder. Ein Sponsor für Planen, Gerüste und Arbeitshandschuhe ist dran. "Gut, dass wir den haben", meint der Logistikchef. Nach fünf Minuten teilt der 37-Jährige die Arbeiten auf.

Ohne dieses Team würde nichts gehen.

Ronny Wolf

Das geht schnell. Muss es auch, denn das Handy klingelt schon wieder. Der Elektriker ist dran. In der Nacht wurden bereits verlegte Kabel geklaut. "Das regt keinen mehr auf, ist beim Gothardusfest auch immer so." Das Logistik-Team teilt sich auf und ein. Jeweils zwei Männer bauen ein Zelt auf dem Neumarkt auf. Zwei andere müssen in der ganzen Stadt Möbel für die acht Backstage-Bereiche einsammeln und 100 Handtücher dort verteilen.

Der Rest kümmert sich um das Aufstellen von Bauzäunen und die Fluchtschilder, die dazu gehören. Bevor alle losfahren, kommt noch Judith von der KultourStadtGotha vorbei. Sie braucht Kabelbinder. Sie bekommt sie aus einem der Transporter. Um 8.40 Uhr setzt sich die Transporter-Kolonne in Bewegung.

Ein Mann legt Kabelbrücken auf einen Weg.
Stefan Dittmayer verlegt Kabelabdeckungen am Herzoglichen Museum. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Stress durch ungeplante Dinge

Stefan Dittmayer hat heute noch nichts gegessen. Zum Glück hat er das Pausenbrot seiner Tochter. Er beißt ins Knäckebrot mit Nougatcreme und atmet mal kurz durch. Er guckt mich an und meint, dass die ungeplanten Dinge dazwischen Stress verursachen. Es gibt eine neue Anweisung, eine Drei-Felder-Halle mit Linoleum auszulegen.

Doch wer das macht, muss Stefan erst mal beiseiteschieben. Denn der Elektriker will mit ihm über die geklauten Kabel noch einmal sprechen. Es ist 8.43 Uhr, Stefan hat nur dreimal vom Knäckebrot abgebissen. Um 8.50 Uhr fahren wir in die Büros der KultourStadtGotha GmbH.

Strenges telefonieren, schreiben und diskutieren in jedem der voll besetzten Büros. Auf meine Frage, wer in den vergangenen Tagen seinen Job in 8,5 Stunden geschafft hat, bekomme ich nur ein Grinsen geschenkt. Niemand. Dann muss ich meinen Morgenkaffee "wegbringen". In der Zeit erledigt der Logistikchef fünf weitere Anrufe.

Ein Mann steht vor einem Hochseil. Unter dem Seil ist ein Fallnetz gespannt.
urzes Meeting von unten nach oben bei den Geschwistern Weisheit. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

So viel Sicherheit wie noch nie

Um 9 Uhr wollen wir auf den Hof von Schloss Friedenstein fahren. Dort wird grade die MDR-Bühne aufgebaut. Doch wir kommen vom Hauptmarkt nicht runter. Es ist alles zugepollert. "Die ganze Innenstadt ist abgeriegelt. So viel Sicherheit hatten wir noch nie", meint der Stefan und besorgt einen Pollerschlüssel innerhalb von 30 Sekunden.

Da platzt wegen der Orga einem schon mal der Kopf.

Stefan Dittmayer

Während der kurzen Fahrt erzählt er mir, dass die schlimmsten Tage für ihn, die vor dem Aufbau sind. "Da platzt wegen der Orga einem schon mal der Kopf". Aber so pragmatisch und organisiert er arbeitet, kann er auch mit seinen Gedanken umgehen. "Wenn der Thüringentag rum ist, ist er auch für mich rum. Dann gehts in den Urlaub."

In der Parkallee gibt es ein, wie kann es anders sein, Zwei-Minuten-Gespräch mit der Artistenfamilie "Geschwister Weisheit". Es geht um die Abwasserfrage. Schnell geklärt. Und schon wieder klingelt Stefans Handy. Ich weiß nicht mehr, wie oft es war.

Wenn der Thüringentag rum ist, ist er auch für mich rum. Dann gehts in den Urlaub.

Stefan Dittmayer

Ich kann nur noch schätzen. Es gibt ein neues Problem: Für die Thüringenmeile sind die neu gedruckten Banner aus Heiligenstadt noch nicht angekommen. Nächstes Telefonat mit Orga-Chef Candy Wetterhahn. Der muss sich darum kümmern. Macht er. Es ist 9.22 Uhr, Stefan ruft Paul aus seinem Team an und fragt, ob der Zeltaufbau auf dem Neumarkt begonnen hat. Hat er.

Schellenbrunnen am Hauptmarkt, Gotha 45 min
Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Sylvio Dittrich

35 Anrufe in zwei Stunden

Wir fahren hoch in den Hof von Schloss Friedenstein. Dort wollen wir Bauzäune aufstellen. Doch Stefans Handy klingelt mittlerweile alle drei Minuten. Er hat geklärt, wer das Linoleum aus Ohrdruf holt und in der Gothaer Sporthalle verlegt. Im Schlosshof warten vier Bühnenbauer mit ihren Fragen.

Es ist 9.30 Uhr. Die Sonne platzt langsam auf die Köpfe. Stefan trinkt die zweite Flasche Wasser. Fürs Radio zeichnen wir noch eine Reportage auf, schleppen ein paar Bauzäune. Um 9.53 Uhr kommt noch Candy Wetterhahn vorbei und sagt, dass die Banner in Heiligenstadt geholt werden.

Nach den zwei Stunden bin ich nur vom Zuschauen fix und fertig. Der Logistikchef gibt mir die Hand zum Abschied. "Mach´s gut, bis Freitag. Wir müssen heute noch Hauptmarkt und Schlosshof fertig bekommen. Und: Es waren 35 Anrufe in zwei Stunden. Ich habe mitgezählt."

Mehr zum Thüringentag in Gotha

MDR (ad/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 30. April 2025 | 15:10 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/776fa238-8a30-4d47-9917-4250ab2d4fbd was not found on this server.

Mehr aus der Region Gotha - Arnstadt - Ilmenau

Mehr aus Thüringen