Aufstellerfiguren, die wie eine Demonstration wirken, ein Mädchen hält ein Schild mit der Aufschrift "Climate Change is real" 4 min
Thüringen wird als das grüne Herz Deutschlands gesehen. Doch es gibt Herzprobleme. Die Ausstellung "SOS Grünes Herz" im Herzoglichen Museum geht den Folgen des Klimawandels nach. Ulrich Böhme berichtet im Audio über die Schau. Bildrechte: Friedenstein Stiftung Gotha

"SOS Grünes Herz" Ausstellung in Gotha klärt zur Klimakrise in Thüringen auf

28. April 2024, 04:00 Uhr

Thüringen gilt als das grüne Herz Deutschlands. Doch die Klimakrise setzt der Natur zu. Die Ausstellung "SOS Grünes Herz. Unsere Natur im Wandel" im Herzoglichen Museum von Schloss Friedenstein in Gotha geht diesem Befund nach. Dabei werden die Folgen für die Umwelt ebenso betrachtet wie die teils aufgeheizte Debatte um den Klimawandel, wie die Kritik an Windkraft.

  • Die Ausstellung "SOS Grünes Herz. Unsere Natur im Wandel" beleuchtet den Klimawandel und seine Debatten.
  • In der Ausstellung auf Schloss Friedenstein in Gotha können die Besucher auch interaktiv agieren.
  • Neben der Ausstellung gibt es ein Zusatzprogramm mit Exkursionen und Vorträgen.

Mit den Veränderungen in der Natur beschäftigt sich die neue Ausstellung "SOS Grünes Herz. Unsere Natur im Wandel" im Herzoglichen Museum von Schloss Friedenstein in Gotha.

Denn das Grüne Herz Deutschlands – das ist Thüringen. Auch wenn es nicht die offizielle Werbemarke des Landes ist, werden doch gern Natur und prosperierende Landwirtschaft damit assoziiert. Doch ganz so grün ist das alles nicht mehr, große Waldflächen sind kahl, Felder sind mal zu trocken und dann wieder zu feucht.

Aufgeheizte Debatte zur Klimakrise

Die Ausstellung beginnt da, wo die Debatte um Wandel und Klima in letzter Zeit auch stattfindet: auf der Straße, mit einer Demonstration, symbolisch dargestellt auf einer Tafel mit lebensgroßen Figuren gleich gegenüber dem Eingang. Eine wütende junge Frau appelliert auf ihre Art: Den Klimawandel gibt es wirklich! – Climate Change is Real! Daneben stehen weitere Schilder mit Zitaten von bekannten Leuten.

Aufstellerfiguren, die wie eine Demonstration wirken, ein Mädchen hält ein Schild mit der Aufschrift "Climate Change is real"
Auch der Protest gegen den Klimawandel wird in der Schau dargestellt. Bildrechte: Friedenstein Stiftung Gotha

Auch den Bereich im Mittelpunkt der Schau prägt eine Straße: Sie durchschneidet den Naturraum. Kurator Christian Göcke und sein Team haben da die Thüringer Natur im Kleinen dargestellt, eine stilisierte Dioramen-Landschaft aus Stadt, Land Wald und Wasser, teils mit echten Bäumen und mit Tierpräparaten aus den Sammlungen des Museums.

Persönlicher CO2-Abdruck am interaktiven Bildschirm

Die Ausstellung ist nicht als Rundgang angelegt. In den Nischen um den zentralen Raum werden thematische Schwerpunkte veranschaulicht, wie Land- und Forstwirtschaft, Klima und Energie oder Tier- und Pflanzenwelt – zum Schauen, Lesen und Probieren.

Eine Ausstellungstafel mit Diagrammen und einem Erklärtext.
Die Beschriftungen sind sowohl auf Deutsch wie auch auf Englisch für internationale Besucher lesbar. Bildrechte: Friedenstein Stiftung Gotha; Foto: Boris Hajdukovic

Modellhaft können die Besucherinnen und Besucher mit Hilfe einer Waage herausbekommen, wie viel CO2 verbraucht wird, um zum Beispiel 100 Gramm Reis oder 100 Gramm Rindfleisch auf den Teller zu bekommen. Beim Reis sind es 300 Gramm, beim Fleisch 1.000 Gramm mehr, also 1,3 Kilogramm. Wer weiter ins Detail gehen will, kann seinen persönlichen CO2-Abdruck an einem interaktiven Bildschirm ausrechnen lassen.

Kritik und Mythen zur Windkraft

An einem anderen Bildschirm kann man sich als Forstwirt ausprobieren. Fichte, Buche oder Mischwald, im Tal, in mittleren Lagen oder auf dem Gipfel: welcher Wald hat eine Zukunft? Da dürfen auch Windräder nicht fehlen – nein, nicht direkt im Wald.

Verschiedene Demonstrationsplakate mit Sprüchen.
Es finden sich in der Schau Sprüche wie "Die Welt hat genug für Jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für Jedermanns Gier" von Mahatma Gandhi. Bildrechte: Friedenstein Stiftung Gotha; Foto: Boris Hajdukovic

Doch der Streit um diese Art der Energiegewinnung bestimmt auch einen Teil der Ausstellung. Die Macher setzen sich mit fundierter Kritik auseinander, aber auch mit den Mythen, die nach Jahren erfolgreicher Windkraftnutzung auf einmal durch die Echokammern schallen.

Führungen, Vorträge und Ausflüge

Die Stiftung Friedenstein will mit der Ausstellung aktive Beschäftigte, junge Leute und Familien ansprechen. Dazu trägt das vielfältige Rahmenprogramm bei. Zum Beispiel Kurzführungen in der Mittagspause und Kultur zum Feierabend, aber auch Vorträge und Exkursionen in den Hainich, ins Wildkatzendorf Hütscheroda oder in den Schlosspark gleich neben dem Museum. Denn auch hier haben die großen alten Bäume mit dem Wandel zu kämpfen.

Luftbild des Herzoglichen Museums und des Schlosses Friedenstein in Gotha mit umgebenden Schlosspark.
Im Schlosspark können die Folgen des Klimawandels vor Ort untersucht werden. Bildrechte: Marcus Glahn

Wer nun gedacht hat, die paar Räume im linken Flügel des Gebäudes seien schon alles gewesen, hat allen Grund, auch noch die herzogliche Treppe empor zu steigen. Dort in der Gemäldegalerie hat das Museum eine künstlerische Intervention zum Thema "Natur im Wandel" platziert.

Zwischen den klassischen Gemälden hängen zeitgenössische Bilder. Zum Beispiel zeigt "Our Generation – Echoes of Tomorrow" des Weimarer Künstlers Simon Surjasentana wütende junge Leute. Kurator Timo Trümper hat es den Porträts niederländischer Meister der Renaissance entgegengesetzt.

Ausstellung, Aufstellerfiguren von Menschen, ein ausgestopfter Hirsch, Holzstämme und andere Objekte.
Großdioramen wie dieses sollen die Ausstellungsthemen sinnlich und visuell zugänglich gestalten. Bildrechte: Friedenstein Stiftung Gotha

Die Ausstellung

SOS Grünes Herz. Unsere Natur im Wandel
Ausstellung

28. April bis 27. Oktober 2024

Ausstellungshalle des Herzoglichen Museums Gotha
Schlossplatz 2, 99867 Gotha

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr
montags geschlossen, an Feiertagen geöffnet

Quelle: MDR KULTUR (Ulrich Böhme)
Redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 29. April 2024 | 13:10 Uhr

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