iF Design Award 2024 Preisgekrönte Ausstellung in Erfurt zeigt lange Wege von Lebensmitteln
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29. April 2024, 21:00 Uhr
Das Deutsche Gartenbaumuseum in Erfurt ist mit einem der wichtigsten Design-Preise weltweit ausgezeichnet worden: Für seine Dauerausstellung "Garten! Vom Paradies ins Einkaufsregal" hat es den renommierten iF Design Award 2024 in der Kategorie Innenarchitektur erhalten. In der interaktiven Ausstellung können Besucherinnen und Besucher per App virtuell einkaufen und erfahren, welche weiten Wege Lebesmittel infolge der Globalisierung zum Teil hinter sich haben.
- Die preisgekrönte Ausstellung im Erfurter Gartenbaumuseum informiert interaktiv und digital über alles, was mit Gärten zu tun hat.
- In einem nachgebauten Supermarkt kann man per App virtuell einkaufen und erfahren, welche weiten Wege Lebensmittel hinter sich haben.
- Die Ausstellung wurde mit der Bundesgartenschau 2021 eröffnet und erhält mit dem iF Award den dritten Design-Preis in Folge.
Es beginnt mit einer Ahnengalerie. Die Besucher stehen im Halbdunkel, an den Wänden hängen Gemälde. Die Bildnisse von historischen Gartenpersönlichkeiten sind in Gold gerahmt. So weit, so bekannt. Doch plötzlich bewegen sich die Gartenhelden, erzählen und zwinkern einem zu. Sie sind nicht in Öl gemalt, sondern digital animiert und so begrüßt kein Geringerer als André Le Nôtre, der Gestalter von Versaille, die Museumsbesucher.
Auch ein Marktweib heißt die Gäste willkommen und stellt sich vor: "Ich bin eine einfache Marktfrau aus dem Mittelalter. Schaut, ich habe frische Äpfel und Birnen und Erbsen bester Güte. Das kann ich bezeugen, habe ich sie doch selbst angebaut." Schon ist man mittendrin und möchte jetzt eigentlich mit ihr weiter plaudern. Sie hatte ja noch keinen Supermarkt mit Riesenregal. Vor dem steht man dann später noch.
Mit App interaktiv durch die Gartenausstellung
Kuratorin Alieda Halbersma präsentiert die Gerätschaften, die man so im Garten braucht. Per App geht man mit ihr auf Tour – überall in der Ausstellung hängen oder stecken Tablets. Mit ihnen kann man sich beispielsweise über Gartenwerkzeuge, wie die Astschere, informieren. Es wird erklärt, wie sie funktioniert und wie sie benutzt wird. Teilweise sind kleine Videos zu sehen.
Im Museum einkaufen wie im Supermarkt
Die Ausstellung verzichtet auf die üblichen Glasvitrinen und Erklärtexte. Interaktiv klickt sich der Besucher durch die Menüs, kann Schubläden öffnen und alles anfassen. Im Supermarktregal sind Gemüse und Obst aufgereiht. Zwiebeln oder Auberginen sind aus Plastik, sehen aber täuschend echt aus. "Tatsächlich haben wir auch so etwas wie eine eingeschweißte Gurke. Die ist absichtlich da, um auch kontroverse Erlebnisse zu schüren", erklärt Kuratorin Alieda Halbersma MDR KULTUR.
Auch Gewürze, Smoothies und sogar eine Erdbeertorte hängen in der Ausstellung. In die Torte und Macarons möchte man fast reinbeißen, so täuschend echt sehen sie aus. Auch Pfannkuchen gibt es, allerdings ist der Puderzucker fast weg, so Halbersma: "Weil die Leute immer gucken, ist das echt? Haben die hier wirklich Süßigkeiten angeklebt? Aber nein, das ist da, um zu zeigen, auch in den Süßigkeiten ist Gartenbau drin."
Interaktive Ausstellung zeigt Gärten der Zukunft
Die Szenerie der interaktiven Schau hat das Berliner Architekturbüro "stories within architecture" entworfen. Bis vor vier Jahren war das Deutsche Gartenbaumuseum im Erfurter Ega-Park ein verstaubtes Heimatmuseum. Es wurde 1961 eröffnet. Seit der Bundesgartenschau 2021 führt es nun ins Paradies – mit Adam und Eva.
In einem Raum stehen die Besucher im Dschungel, lauschen an Hörstationen, um ein paar Räume weiter die Zukunft zu erleben. Unter anderem werden ausgefallene Projekte aus der ganzen Welt gezeigt, erklärt die Kuratorin. Beispielsweise aus Italien, wo Menschen unter Wasser etwas anbauen.
Klimaschutz beim Essen und Einkaufen
Nach 17 Themenräumen bekommt man die Quittung. Mit meiner virtuell eingekauften Avocado hat man eine Menge Flugbenzin und einen CO2-Berg mit im Korb. Zum Glück findet sich im letzten Raum eine Wiese zum Ausruhen und Nachdenken.
"Wir haben auch schon ein paar Gäste beim Schlafen entdeckt", sagt Kuratorin Alieda Halbersma. Dazu war unsere Reporterin zu aufgewühlt – wie bunt, wie groß das Thema Gartenbau doch sein kann! Im Vorjahr erlebten das 35.000 Besucher und dabei ist das Museum nur von Frühjahr bis Herbst geöffnet.
Weitere Informationen
Dauerausstellung "Garten! Vom Paradies ins Einkaufsregal"
Deutsches Gartenbaumuseum Erfurt
Cyriaksburg, Gothaer Straße 50
99094 Erfurt
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Feiertag: 10 bis 18 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten Kompakt | 29. April 2024 | 08:30 Uhr