Inhaltliche Neuausrichtung Friedenstein Stiftung Gotha will national bedeutendes Museum werden
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06. Februar 2024, 11:41 Uhr
Im Herbst 2023 hatte die Friedenstein Stiftung Gotha sich einen neuen Namen gegeben, nun soll die inhaltliche Neuausrichtung folgen. Das Ziel ist, bis 2027 den Rang eines national bedeutenden Museums zu erreichen. Mit weiterem Geld vom Bund sollen dazu zunächst Hunderttausende Objekte aus den Sammlungen digitalisiert werden. Zudem wird die historische Kunst- und Wunderkammer wieder eingerichtet. Ab Ende April ist eine Ausstellung zum Klimawandel und den Folgen für die Natur in Thüringen geplant.
- Die Stiftung Friedenstein Gotha will sich dach der Namensänderung im Oktober 2023 auch inhaltlich neu ausrichten – als Universalmuseum statt Schlossmuseum.
- Für die Digitalisierung der Sammlungen der Stiftung stellt der Bund über 20 Millionen Euro zur Verfügung.
- In der Jahreshauptausstellung 2024 geht es um Klimawandel und daraus folgende Veränderungen der heimischen Landschaften und Ökosysteme.
Die Friedenstein Stiftung Gotha will sich bis 2027 zu einem Museumsstandort von nationaler Bedeutung entwickeln. Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke sagte am Montag MDR KULTUR, ein Schritt dahin sei die Digitalisierung der historischen Sammlungen. Dafür habe der Bund weitere 20,3 Millionen Euro bereitgestellt.
"Wir führen dieses Digitalisierungsprojekt jetzt bis 2027 weiter, das ist der zweite Teil", so Pfeifer Helke: "Selbstverständlich ersetzt die Digitalisierung nicht die Begegnung mit dem Original, sondern ganz im Gegenteil, sie lädt dazu ein, dass die Menschen hierherkommen, und das Thema Sichtbarkeit wird uns in den nächsten Jahren weiter begleiten."
Fokus auf Digitalisierung der Sammlungen
Laut dem Stiftungsratsvorsitzenden und Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) umfasst die Gothaer Sammlung 1,15 Millionen Objekte aus den Bereichen Kunst, Natur- und Kulturgeschichte. Davon sollten etwa 26 Prozent für die Präsentation im Internet erfasst, eingescannt und aufbereitet werden. Während erste Bestände bereits vollständig digital erfasst seien, solle in diesem Jahr etwa mit der Digitalisierung der naturwissenschaftlichen Bestände begonnen werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Neuausrichtung der Friedenstein Stiftung soll laut Stiftungsdirektor Pfeifer-Helke die Wiedereinrichtung der historischen Kunst- und Wunderkammer sein, und zwar am ursprünglichen Ort im Westturm des Schlosses. Die ursprüngliche Idee der Kammer sei gewesen, Schätze und Vielfalt der Welt in einer Universalsammlung zu vereinen. In Gotha verbänden sich einzigartige Bestände mit einem einmaligen architektonischen Ensemble. 200 Jahre nach der Museumsgründung solle die Präsentation nun neu ausgerichtet werden.
Neben dem Modellcharakter der Sammlungen soll der Friedenstein als Ort der Kunst und Wissenschaft präsentiert werden. Hierbei werde insbesondere auch die weltumspannende Dimension der Sammlungen herausgestrichen.
Bereits im Oktober 2023 hatte die Stiftung ihren Namen geändert – von Stiftung Schloss Friedenstein zur Friedenstein Stiftung Gotha. Der neue Name soll sich vom Schlossbau wegbewegen und stärker auf die Sammlungen verweisen.
Natur im Wandel: Die Jahreshauptausstellung 2024
Im Zentrum der Jahresausstellung 2024 auf dem Friedenstein steht die Naturwissenschaft. Am 28. April wird im Herzoglichen Museum die Ausstellung "S.O.S. Grünes Herz. Unsere Natur im Wandel" eröffnet. Kurator Christian Göcke sagte MDR KULTUR, in einem Kapitel der Ausstellung wolle man auf das Naturverständnis des 19. Jahrhunderts zurückschauen und historische Sammlungsobjekte zeigen, etwa eine bedeutende Insektensammlung aus dieser Zeit.
"Aber wir werden auch unsere historischen Pilzmodelle wahrscheinlich präsentieren, wir werden vielleicht auch Gemälde zeigen, wo wir ein romantisches Naturbild thematisieren und historische Landkarten und Ähnliches", so Göcke. Darüber hinaus werden die aktuellen Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt in der Region gezeigt. Dabei geht es Göcke zufolge sowohl um Arten- und Waldsterben als auch um Erfolgsgeschichten wie Renaturierungen oder die Wiederbesiedlung Thüringens durch Wolf und Biber.
Besucherzahl auf dem Friedenstein Gotha zuletzt leicht gesunken
Die Besucherzahl ist nach Angaben der Friedenstein Stiftung im Jahr 2023 leicht zurückgegangen. Es seien knapp 128.000 Gäste gekommen, fast 16.000 weniger als 2022. Damit liege die Gästezahl im Bereich des Niveaus der Zeit vor der Corona-Pandemie. Als Grund für den Rückgang gab die Stiftung an, dass es im vergangenen Jahr kein Barockfest gegeben habe.
Quelle: MDR KULTUR, Stiftung Schloss Friedenstein, dpa, epd, redaktionelle Bearbeitung: as, hki
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. Februar 2024 | 08:40 Uhr