Federmappen und Hefte liegen auf einem Tisch in einer Grundschule.
Der Wunsch nach einer bestimmten Klasse kann nicht immer erfüllt werden. (Symbolfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

Neues Schuljahr Hunderte Schulplätze in Thüringen müssen verlost werden

17. August 2023, 16:40 Uhr

Nicht jeder Schulanfänger oder Wechsler in die fünfte Klasse kommt auch auf seine Wunsch-Schule. Oftmals ist kein Platz mehr. Betroffen sind vor allem die Städte. Als letztes Mittel müssen Plätze dann verlost werden.

In manchen Thüringer Schulen wird es im kommenden Schuljahr eng. Wie Anfragen von MDR THÜRINGEN an die fünf Thüringer Schulämter ergaben, werden auf breiter Front Klassen vergrößert, um mehr Schüler unterbringen zu können. Das macht die Vergabe von Schulplätzen mitunter schwierig.

In Erfurt sind etwa 2.000 Schüler vom Übergang in die fünfte Klasse betroffen. Damit sei in vielen Fällen auch der Wechsel der Schule verbunden, sagt Schulamtsleiter Ralph Leipold, verantwortlich für den Bezirk Mittelthüringen.

Gerade in Erfurt seien Räume knapp. "Etwa 120 Schüler hingen deswegen lange in der Luft." Inzwischen seien alle untergebracht. Für die Gesamtschule "Friedrich Schiller" habe es beispielsweise 108 Anmeldungen gegeben - für 44 freie Plätze.

Das sagt das Thüringer Schulgesetz

Wenn der Bedarf die Kapazität in diesem Maß überschreitet, greift Paragraf 15a des Thüringer Schulgesetzes "Auswahlverfahren an allgemein bildenden Schulen". Darin ist festgehalten, wie die Schulen vorgehen, wenn die Plätze nicht reichen. Zunächst geht es nach der Wohnortnähe. Wer am nächsten an der Schule wohnt, genießt ein Vorrecht.

Dann wird berücksichtigt, ob Geschwister die Schule schon besuchen. Das gilt an Grundschulen - ab der fünften Klasse zählen aber erst die Geschwister und dann der Schulweg. Dann kommt noch hinzu, ob ein bestimmtes Fremdsprachangebot zählt. Auch pädagogische Konzepte können eine Rolle spielen.

Das Los als letzte Lösung

Letztlich wird geschaut, ob der Zweitwunsch für eine bestimmte Schule möglich ist. Wenn nach all diesen Kriterien immer noch Schüler ohne Schulplatz sind, wird gelost. Von den etwa 2.000 Plätzen in der fünften Klasse in Erfurt habe man etwa 160 Mal losen müssen. Weitere Fälle gebe es in den ersten Klassen. "Da sind gerade in Erfurt schon zehn Schulen betroffen", sagt der Schulamtsleiter. In Weimar sind es vier, in Sömmerda und Apolda jeweils eine.

Von Apolda müssen derzeit sogar Schüler nach Kranichfeld pendeln - zum Missfallen des Schulamts. "Da ist derzeit auch keine Lösung in Sicht", sagt Leipold. Den Transport besser zu organisieren wäre Sache des Schulträgers - und das ist der Kreis Weimarer Land. "Da kümmert sich der Kreis einfach nicht", so Leipold.

Auch in Gotha sind drei Grundschulen und vier weiterführende Schulen betroffen, eine weitere in Arnstadt ebenfalls. Das Ostthüringer Schulamt vermeldet ebenfalls Fälle mit Verlosungen, ohne allerdings konkrete Schulen oder Orte zu nennen. Von mehreren Ämtern ist allerdings zu erfahren, dass das Problem eher die Städte betreffe.

Neue oder größere Klassen gebildet

Teilweise wurden wegen steigender Schülerzahlen auch neue Klassen gebildet oder bestehende Klassen aufgestockt. Das gibt zum Beispiel das Schulamt Südthüringen als Lösung an. Sei die Aufnahmekapazität einer Schule erschöpft, erfolge die Zuweisung an eine andere Schule, wenn der Schulweg abgesichert ist.

In Nordthüringen gebe es durch Zuzüge aus anderen Regionen sowie Kinder mit Migrationshintergrund "eine gewisse Zahl offener Fälle", schreibt das Schulamt Nordthüringen in Worbis. Hier wurden zum Beispiel im Kyffhäuserkreis an einem Standort außerhalb der Schulen sechs Räume speziell für Sprachklassen angemietet. Die offenen Fälle würden aber permanent abgearbeitet.

Manche Eltern nicht einverstanden

Der stellvertretende Leiter des Schulamts Ostthüringen, Henry Fischer, sagte, es gebe dann auch Probleme mit Eltern, die nicht immer einverstanden seien. "Das ist manchmal schwierig für uns."

Verantwortlich für die Lage ist einerseits, dass es für Geflüchtete aus der Ukraine keine Wohnortbindung gibt. "Es zieht die Menschen dann eher in die Städte", sagt der Mittelthüringer Schulamtsleiter Leipold. In Erfurt komme deutlich erschwerend hinzu, dass die Stadt seit Jahren hinter den Ausbauvorhaben ihres eigenen Schulnetzplans zurückhänge.

"Da soll seit Jahren an mehreren Standorten ausgebaut und erweitert werden, aber da passiert zu wenig", sagt Leipold. Man könne in vielen Gebäuden die Klassen nicht größer als 24 oder 26 Schüler werden lassen, weil es die Größe der Räume gar nicht zulasse.

Was der Bildungsminister Helmut Holter (Linke) zu fehlenden Lehrern sagt, trifft auch auf die Schulplätze zu: Grundsätzlich nimmt die Zahl der Schüler eher ab, aber wie viele Menschen als Geflüchtete ins Land kommen, so wie 2022, das ist schwer vorherzusehen.

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MDR (gir/sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. August 2023 | 19:00 Uhr

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