Stühle stehen im Klassenraum einer Grundschule auf den Tischen
Viele Lehrerstellen sind in Thüringen nicht besetzt - mit Folgen für den Unterricht der Kinder. Bildrechte: picture alliance/dpa | Caroline SeidSeidel-Dißmannel

Bildung Lehrermangel in Thüringen hat sich weiter verschärft

15. August 2023, 13:04 Uhr

In Thüringen fehlt es nach wie vor an Lehrern. 2.000 gibt es mittlerweile zu wenig, wie der Lehrerverband vorrechnet. Auch bei der Einstellung und Einarbeitung von Seiteneinsteigerinnen läuft es noch nicht rund.

Der Lehrermangel an den Thüringer Schulen hat sich in diesem Jahr noch einmal verschärft. Das geht aus einer Studie des Thüringer Lehrerverbands hervor. Demnach fehlen pro Schule rein statistisch im Schnitt 2,6 Lehrer.

2.000 Fachkräfte fehlen

Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 2,1. Auf alle staatlichen Schulen hochgerechnet fehlen demnach rund 2.000 Lehrerinnen und Lehrer.

Dabei miteingerechnet sind sowohl nicht besetzte Stellen, als auch Lehrer, die langfristig erkrankt sind, sich in Mutterschutz oder Elternzeit befinden. Der Lehrerverband kommt damit auf eine höhere Zahl als das Bildungsministerium, das derzeit von rund 1.700 fehlenden Pädagoginnen und Pädagogen ausgeht.

Kritik: Seiteneinsteiger besser helfen

Der rot-rot-grünen Landesregierung stellt der Verband kein gutes Zeugnis aus. Er fordert unter anderem eine gute Ausbildung für Seiteneinsteiger ins Lehramt.

Die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer ist laut Studie in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 200 gesunken, die der schulpflichtigen Kinder allerdings um knapp 7.000 gestiegen.

Abhilfe könnten die Seiteneinsteiger schaffen, da sind sich Lehrerverband und Ministerium einig. Mehr als jede zweite Schule greift mittlerweile auf deren Dienste zurück.

Frust unter Seiteneinsteigern

Doch viele der befragten Schulleitungen räumen selbst ein, dass sie die neuen Kolleginnen und Kollegen oft nur unzureichend auf ihre neue Arbeit vorbereiten - im Schnitt vier Unterrichtsstunden pro Woche. Dementsprechend groß sind offenbar Frust und Unzufriedenheit unter den Seiteneinsteigern.

Viele fühlen sich laut Studie als Pädagoginnen zweiter Klasse - auch, weil sie geringer bezahlt werden und schlechtere Aufstiegschancen haben als ihre oftmals verbeamteten Kollegen.

Kritik von Oppositionsparteien

Der bildungspolitische Sprecher der CDU, Christian Tischner, sagte, die Schulen würden mit steigenden Schüler- und sinkenden Lehrerzahlen alleine gelassen. Die Landesregierung bilde zu wenige neue Lehrer aus und schaffe es nicht, die langsamen Einstellungsverfahren zu beschleunigen, so Tischner. Ein CDU-Antrag, der den Lehrerberuf attraktiver machen und Seiteneinsteiger besser unterstützen soll, wurde laut Tischner zwar vom Landtag beschlossen, aber nicht umgesetzt.

Auch die Thüringer FDP fordert vom Bildungsministerium, Seiteneinsteigern den Start in den Schuldienst zu erleichtern. Dabei ginge es nicht allein um eine Nachqualifizierung, so die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Gruppe, Franziska Baum. Auch die teils deutlich schlechtere Bezahlung der Seiteneinsteiger müsse geändert werden. Eine Möglichkeit wäre Baum zufolge, ein extra Studiengang.

Lehrermangel, Unterrichtsausfall, Schulschließungen - noch nie wurde so viel über das deutsche Schulsystem debattiert wie in den vergangenen Wochen und Monaten. MDR-Reporterin Juliane Maier-Lorenz beleuchtet die Situation in ihrem Film:

MDR (pso/fno/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 15. August 2023 | 12:00 Uhr

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