Am Grünen Band "Schön ist es woanders auch": Wie zwei Bürgermeister mehr Touristen an die Ex-DDR-Grenze locken wollen
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20. März 2025, 17:32 Uhr
Die beiden Orte Lichtenberg und Rosenthal liegen sich gegenüber an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Trotz der fast gleichen Voraussetzungen haben die Bürgermeister unterschiedliche Möglichkeiten, Touristen in ihre Orte am Anfang des Rennsteigs zu locken.
Für Wanderer sind Begriffe wie "Das Grüne Band" oder "Der Rennsteig" nicht fremd. Aber am südlichen Ende des Rennsteiges - gut 100 Kilometer von der Wartburg entfernt - ist Tourismus auch 35 Jahre nach der Wende noch ein Grenzfall.
Die Landschaft ist traumhaft: Die Berge sind rund 700 Meter hoch. Unten in den Tälern liegen kleinere Orte. Die Häuser mit Schiefer gedeckt, viele hübsch hergerichtet und mit dem Fachwerk ein echtes Postkartenmotiv.
Grenzorte wünschen sich touristischen Leuchtturm
So sieht es auch in Rosenthal am Rennsteig im Saale-Orla-Kreis und in Lichtenberg im Landkreis Hof aus. Zwischen den Orten liegen nicht einmal fünf Kilometer, aber auch eine Landesgrenze.
"Schön ist es woanders auch - das ist nicht unser Alleinstellungsmerkmal. Wir brauchen mehr", sagt der Bürgermeister von Rosenthal am Rennsteig, Alex Neumüller (CDU), und verweist auf die Touristen, die meist nur einen Tag in der Region bleiben.
Schön ist es woanders auch - das ist nicht unser Alleinstellungsmerkmal. Wir brauchen mehr.
Auch sein fränkischer Kollege Kristan von Waldenfels (CSU), der Bürgermeister von Lichtenberg, bemängelt die fehlende Leuchtkraft aus der Region. Ein Ziel, zu dem man direkt hinfährt - ein touristischer Leuchtturm - fehle.
Die geplanten riesigen Fußgängerbrücken in Franken, die allein mit ihrer Länge deutschlandweit für Aufsehen sorgen würden, wären laut von Waldenfels ein solcher Leuchtturm.
Damit würden auch die anderen touristischen Ziele in den Fokus der Besucher kommen: die großen Saale-Stauseen (Thüringer Meer), das Theater in Hof, Museen und Wanderwege. "Das sind alles keine Entfernungen", fügt von Waldenfels an. Damit könnte man die nächste Generation von Touristen gewinnen.
Trekkingplätze immer beliebter
Daran arbeitet gerade ein Team der Bayerischen Staatsforsten und der Gemeinde Pressig. Rechtzeitig zu Beginn der Wandersaison am 1. April vollenden sie den achten Trekkingplatz im Frankenwald.
Es sind besonders Menschen aus den Ballungsgebieten, [...] aber auch welche aus der Umgebung, die hier das Naturerlebnis suchen.
Auf drei Plateaus können dann Wanderer ihre Zelte aufstellen, an einer Feuerstelle grillen oder sich bei Regen in einer "Trapperhütte" unterstellen. Und es gibt auch eine Kompost-Toilette.
Eine oder mehrere Übernachtungen mitten in der Natur - weit weg vom nächsten Ort, dafür in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit. "Es sind besonders Menschen aus den Ballungsgebieten, die hierherkommen", erklärt Markus Franz von Frankenwald Tourismus, "erstaunlicherweise aber auch welche aus der Umgebung, die hier das Naturerlebnis suchen."
Einige dieser Trekkingplätze liegen in der Nähe der ehemaligen Grenze, die seit 35 Jahren als Biotopverbund Grünes Band zwischen Thüringen und Frankenwald liegt. Entlang des fast 1.400 Kilometer langen Grünen Bandes führt auch ein Wanderweg, kreuzen Rennsteig, Fränkischer Gebirgsweg, Lutherweg. Es ist eine traditionelle Wandergegend.
Bürgermeister: Touristen suchen auch Highlights abseits der Wanderwege
Das Wandern war auf der bayerisch-fränkischen Seite schon früher beliebt, als vor allem noch die Westberliner hier zur "Sommerfrische" kamen. Doch das Wandern habe sich verändert. Die Wanderer seien anspruchsvoller geworden, suchten eine gute Gastronomie, zertifizierte Wanderwege, Übernachtungsmöglichkeiten. Außerdem möchten sie etwas links und rechts des Weges sehen, so der Eindruck.
Entlang des Grünen Bandes gibt es nicht nur Natur, sondern auch Erinnerungsorte an die innerdeutsche Grenze: Grenztürme, Reste von Sperranlagen oder kleine Gedenkstätten wie bei Heinersdorf im Landkreis Sonnefeld, dem Nachbarort von Pressig im Landkreis Kronach. "Wir haben jetzt einen Förderverein gegründet und wollen die Gedenkstätte wieder herrichten", freut sich Stefan Heinlein (CSU), Bürgermeister von Pressig.
Sozusagen als Höhepunkt der Grenzwanderung liegt fast am Ende des deutschen Teils des Grünen Bandes als weiterer Erinnerungsort zudem das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth. Einst geteilt durch eine Mauer - wie in Berlin - wird der kleine Ort auch als "Little Berlin" bekannt. Das Museum wird derzeit erweitert. Den Außenbereich im thüringischen und im bayerischen Teil des Dorfes besuchen jedes Jahr tausende Gäste.
MDR (uwk/fno)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 19. März 2025 | 19:00 Uhr
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