Ehemalige Grenze Wandern an der früheren DDR-Grenze: "Macht doch rüber" ist hier eine Einladung
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31. März 2024, 15:53 Uhr
Wandern zwischen der Altmark und Niedersachsen, zwischen Geschichte und Natur: Das verspricht ein neuer Wanderweg. Die Karte ist jetzt präsentiert worden. Sie führt an seltener Natur und beeindruckenden historischen Zeugnissen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze – und lädt auf 80 Kilometern immer wieder zum "Rübermachen" ein.
- Einer neuer deutsch-deutscher Wanderweg zwischen der Altmark und Niedersachsen verläuft 80 Kilometer entlang der ehemaligen Grenze.
- Die Route führt immer wieder auf beide Seiten der Grenze – wo es auch heute noch Unterschiede gibt.
- Wanderer kommen auf dem Weg zu DDR-Gedenkstätten und erleben auf dem Grünen Band die Natur.
"Wer seine Vergangenheit nicht kennt, der hat keine Zukunft." Michael Cramer, Fahrradaktivist und einst für die Grünen im Europaparlament, zitiert Wilhelm von Humboldt oft und gern. Cramer ist Initiator des "Iron Curtain Trail", des europaweiten Radwegs entlang des Eisernen Vorhangs, der einst Ost- und Westeuropa trennte.
Das Grüne Band, der ehemalige innerdeutsche Grenzstreifen, gehört dazu. Deshalb ist Cramer begeistert von der neuen deutsch-deutschen Wanderkarte, die jetzt erschienen ist. Die empfohlene Route führt nämlich 80 Kilometer lang zu Stationen auf beiden Seiten des ehemaligen Todesstreifens. Ein Besuch des niedersächsischen Grenzlandmuseums im niedersächsischen Schnackenburg wird da genauso empfohlen wie der des verwaisten Grenzturms im altmärkischen Hoyersburg oder des Gedenksteins "Deutsche Teilung" direkt auf der ehemaligen Grenze in Dahrendorf.
Länderübergreifender Wanderweg: "Man kann rübermachen!"
Die Karte entstand dann auch in länderübergreifender Zusammenarbeit. Sowohl altmärkische als auch niedersächsische Kommunen im Grünen Band haben ihren Teil beigetragen. Susanne Kamien, Cheftouristikerin im niedersächsischen Wendland, sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Deswegen geht ja auch die Route immer mal rüber – mal zur einen, mal zur anderen Seite. Es ist uns einfach wichtig, damit die Leute sehen: Ja, man kann jetzt wieder rüber. Man kann rübermachen!"
Es ist uns einfach wichtig, damit die Leute sehen: Ja, man kann jetzt wieder rüber.
Noch immer nämlich trennt die ehemalige Grenze viele Menschen. Die Region ist längst noch nicht eins, auch 35 Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR. Die Erfahrungen der Älteren sind hüben wie drüben unterschiedlich: Während man auf DDR-Seite einen Passierschein ins Grenzgebiet brauchte und die Einwohner unter ständiger Bewachung standen, genossen die Wendländer ihre demokratische Freiheit und bis Anfang der 1990er-Jahre Extra-Zuschüsse als Zonenrandgebiet, die jetzt längst weggefallen sind. Die Erfahrungen mit der Grenze sind einfach sehr unterschiedlich hüben und drüben.
Jüngere Generationen wiederum, moniert Susanne Kamien, wissen im Höchstfall noch, dass es die innerdeutsche Grenze gab. "Aber die Vorstellungskraft, was das bedeutet hat, ist schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Wie denn auch? Wenn man den Zaun nicht mehr gekannt hat? Solche Dinge geraten immer wieder sehr schnell in Vergessenheit."
Route führt zu DDR-Gedenkstätten in der Altmark
Die neue deutsch-deutsche Wanderkarte kann da Abhilfe schaffen. Sie weist unter anderem den Weg zu drei Gedenkstätten. Sie gelten den geschleiften Dörfern Groß Grabenstedt, Stresow und Jahrsau. Die Orte waren im Rahmen der "Aktion Ungeziefer" auf Geheiß des DDR-Regimes beseitigt, ihre Bewohner binnen Stunden abtransportiert und in anderen Regionen der DDR neu angesiedelt worden. Entlang der Grenze zwischen DDR und BRD waren insgesamt 30 Dörfer geschleift und ungefähr 14.000 Menschen umgesiedelt worden.
80 Kilometer durch eine einzigartige Region – die neue deutsch-deutsche Wanderkarte soll Interesse wecken, mal "rüberzumachen". Sie enthält Hinweise auch zu einzigartigen Vorkommen von Flora und Fauna: Das heutige Grüne Band war nach dem Zweiten Weltkrieg Todesstreifen für Menschen, die von der DDR aus über die Grenze in den Westen wollten. Es war aber das Paradies für Tiere und Pflanzen, die von intensiver Landwirtschaft verschont blieben und damit überleben konnten. Heute ist das Grüne Band eines der am strengsten geschützten Gebiete in der gesamten Bundesrepublik.
Das Grüne Band: Wandern zwischen Natur und Geschichte
Die Ziele aber sind höhere: Das Grüne Band soll UNESCO-Welterbe werden. Die einzigartige Kombination aus Natur und Geschichte ist in derartiger Intensität nirgends anders zu finden, begründen die beteiligten Bundesländer, der zuständige Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND und die Bundesregierung ihren Antrag an die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, die UNESCO. Die Entscheidung aber wird erst in zehn, 15 Jahren fallen. Bis dahin müssen sowohl das geschichtliche als auch das natürliche Erbe erhalten und gefördert werden. Die gerade erschienene deutsch-deutsche Wanderkarte soll ihren Teil dazu beitragen.
Sie ist in den Tourist-Informationen im Wendland, in Salzwedel, Arendsee und Seehausen erhältlich und enthält auch ein Gastgeberverzeichnis mit Anbietern hüben und drüben.
MDR (Katharina Häckl, Maren Wilczek)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. März 2024 | 13:40 Uhr
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