Mehrere Menschen sitzen zusammen an einer langen Tafel und trinken Kaffee.
Die Senioren im Seniorenpark in Bürgel genießen das Zusammensitzen beim Kaffee. Wer will, kann hier nachmittags vorbeikommen, muss es aber nicht. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski-Lenk

Betreutes Wohnen Wohnen im Seniorenpark in Bürgel: Allein, aber nicht ohne Hilfe

15. Januar 2024, 10:58 Uhr

Wohnen im Alter - und das ohne Sorgen - so wirbt der Senioren-Wohnpark in Bürgel im Saale-Holzland-Kreis für seine Anlage. Die soll etwas Besonderes sein, denn gewohnt wird selbstbestimmt und in familiärer Atmosphäre. Das Konzept kommt gut an - der Senioren-Wohnpark ist ausgebucht

Gleich am Ortseingang von Bürgel hinter dem Gewerbegebiet "In den Satteln" befindet sich der Köber-Wohnpark für Betreutes Wohnen. Er besteht aus einem gelben Haupthaus und neun Wohnbungalows in verschiedenen Farben. Im Haupthaus ist gerade Kaffee-Zeit. Im Essen-Saal werden selbst gebackener Kuchen, Kaffee oder Tee gereicht.

14 Seniorinnen und Senioren sind aus ihren Appartements zum gemeinsamen Kaffeetrinken nach unten gekommen. Sie genießen das Beisammensein, die freundliche, wohlige Atmosphäre, sagen sie, und dass im Notfall - sollte mal etwas sein - jemand zur Stelle ist.

Ich lasse mich zwar morgens angenehmerweise auch waschen, aber ich kann soweit noch alles alleine machen.

Bewohnerin, 94

Wohnen wie im Hotel, all inclusive

Im Haupthaus stehen 16 Appartements à 52 Quadratmeter mit Balkon zur Verfügung - sie werden alle bewohnt, entweder allein oder als Paar. Dabei leben die Senioren selbstbestimmt - und dennoch fast wie im Hotel, all inclusive. Die Wohnung läuft über Mietvertrag, hinzu kann aber eine Vielzahl an Service- und Pflegeleistungen zugebucht werden. So beispielsweise die täglichen Mahlzeiten, Reinigungsdienst, Pflegeleistungen oder Rufbereitschaft. Dinge des täglichen Bedarfs oder spezielle Gelüste sind gleich ums Eck im Einkaufsmarkt erhältlich.

"Die wenigsten Menschen brauchen am Ende ihres Lebens ein Pflegeheim", sagt Betreiberin Henrike Köber. Der Wohnpark ist ihr Herzensprojekt. Die 38-Jährige ist Mutter von drei kleinen Kindern, die Pflegebranche kennt sie von kleinauf. Ihre Eltern betrieben selbst eine Senioren-Wohnanlage. Doch dieses Unternehmen nur zu übernehmen, das reichte Henrike Köber nicht. Einen eigenen Fußabdruck im Leben hinterlassen, das war ihr Ziel.

Henrike Köber am Empfangstresen des Seniorenparks
Henrike Köber betreibt den Seniorenpark in Bürgel. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski-Lenk

Ihre Masterarbeit vor 13 Jahren schrieb sie zum Thema: Wohnen im Alter. Da erfuhr sie, dass Senioren ihren Lebensabend am liebsten in den eigenen vier Wänden verbringen würden. Die Idee war geboren: Betreutes Wohnen in kleine Häuser packen!

"Wir sind nicht nur ein betreutes Wohnen, sondern ein verschieden aufgestelltes betreutes Wohnen", sagt Henrike Köber. "Die Besonderheit ist, dass wir Bungalows haben, wo man im betreuten Wohnen wohnt, aber sein eigenes Haus behält. Man hat die Vorteile des Allein-selbständig-Lebens, aber auch die Vorteile des betreuten Wohnens - sprich: Rufbereitschaft, Service und Pflegedienst im Hintergrund."

Hier weiß ich, wenn ich mal nicht mehr bin, dass sich jemand um meine demenzkranke Frau kümmert.

Bewohner, 86

Herzensprojekt mit langer Planung

2013 schob Köber das Projekt an - viele Hürden galt es zu nehmen, beispielsweise die Umwidmung des Geländes und die Suche nach einem Kreditgeber für ihr Millionenprojekt. Drei Jahre hat das gedauert. 2020 dann der erste Spatenstich. Mittlerweile leben 19 Senioren im Haupthaus - neun Paare haben die Bungalows bezogen.

So auch Ehepaar Funk aus Schmalkalden. Beide über 70 Jahre, die Frau ist stark sehbehindert. Das alte Haus mit drei Etagen war nicht mehr händelbar. Gelebt wird auf 92 Quadratmetern Wohnfläche mit offenem Wohn- und Essbereich, Schlaf- und Gästezimmer sowie einer Toiletten-Dusche - alles geräumig und behindertengerecht. Außen fügen sich Sonnenterrasse und Autostellplatz an. Seit gut einem Jahr lebt Ehepaar Funk in Bürgel, es sei die beste Entscheidung gewesen unter allen Möglichkeiten.

Leben in Gemeinschaft - trotz eigener vier Wände

Wie das Ehepaar Funk leben fast alle Bungalowbewohner selbständig, sind mobil und kaum auf Hilfe angewiesen. Aber auch sie können bei Bedarf Pflegeleistungen bei Henrike Köber zubuchen. Das sorge für Sicherheit und beruhigt. "Ich höre ganz oft den Satz von unseren Bungalow-Bewohnern: Wenn mir mal was passiert, dann bin ich ja hier gut aufgehoben. Und ja, das stimmt", ist Henrike Köber überzeugt.

Bungalows im Sonnenuntergang.
Viele Bewohner leben selbstständig in Bungalows, können auf Hilfe zurückgreifen, wenn sie es brauchen. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski-Lenk

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MDR (jml)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 15. Januar 2024 | 10:48 Uhr

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