Aktenzeichen XY Seit 33 Jahren verschwunden: Neue Ermittlungen zu vermisster Thüringerin

Wo ist Ines Heider? Diese Frage ist seit dem 4. Januar 1990 offen. Die damals 27 Jahre alte Frau ist zum Frühstück bei ihren Eltern in Hermsdorf, als ihr ehemaliger Lebensgefährte und Vater des gemeinsamen Sohnes auftaucht. "Ich komme gleich wieder, dann trinken wir noch eine schöne Tasse Kaffee", soll Ines ihrer Mutter zugerufen haben.

Mit dem Ex-Partner fährt die junge Frau in ihre Wohnung, um Kleidung wegzubringen, die sie beim Auszug aus dem gemeinsamen Haus nicht mitgenommen hatte. Nach Aussage des Ex-Partners fahren die beiden noch einmal zum Haus, um weitere Kleidung zu holen. Schließlich soll er Ines Heider am Bahnhof abgesetzt haben. Was danach passiert, liegt im Dunkeln. Seitdem ist die junge Frau mit den langen dunklen Haaren spurlos verschwunden.

Ihren zweieinhalb Jahre alten Sohn holt sie nicht vom Kindergarten ab. An ihrem Geburtstag einen Tag später, am 5. Januar, öffnet sie keine Tür. Ines' Eltern machen sich große Sorgen und betreten die Wohnung der Tochter. Offenbar war die seit dem Vortag nicht mehr zu Hause. Die Kleidungsstücke liegen ungeordnet auf dem Bett.

Ist Ines einfach abgehauen, vielleicht Richtung Westdeutschland, wie es die Polizei zunächst vermutet? Einige Geschwister sind nach dem Mauerfall bereits in den Westen gezogen, auch Ines träumt von einem Leben dort. Lange hält sich nach Polizeiangaben das Gerücht, dass Ines Heider die Wendewirren genutzt hat und nach Westdeutschland übergesiedelt ist.

Doch hat sie ihren kleinen Sohn zurückgelassen? Oder geschah doch ein Verbrechen? Genau das vermutet die Polizei heute, nachdem sie die alten Unterlagen nochmals ausgewertet hat. In den Wirren der Wende und den sich überschneidenden Ermittlungsmethoden aus DDR und BRD scheint einiges verloren gegangen zu sein.

So soll sich die Polizei im Winter 1990 erstmals fünf Wochen nach der Vermisstenanzeige bei der Mutter gemeldet haben, weil sie einen Pullover haben wollte, erzählte die Frau vor einigen Jahren der Zeitung. 33 Jahre nach dem Verschwinden aber gehen die Beamten von einem Tötungsdelikt aus.

Mit neuer Ermittlungstechnik will die Kriminalpolizei die Leiche der Frau finden. So war die Soko Altfälle bereits bei einer Reihe vermisster Kinder erfolgreich. Wie ein Sprecher der Polizei Jena MDR THÜRINGEN sagte, waren im Fall Heider bereits sogenannte Cadaver Dogs im Einsatz - spezielle Leichenspürhunde, die es nach seiner Aussage in Deutschland gar nicht gibt und die aus dem Ausland angefordert wurden.

Mit ihrer Hilfe sei eine Industriebrache in Sachsen "auf links gedreht" worden. Allerdings ohne Erfolg. Doch aus den alten Unterlagen hätten sich noch mehr Hinweise ergeben, denen die Polizei nun nachgehen will. Genaueres will der Polizeisprecher nicht verraten, um dem möglichen Täter keinen Vorsprung zu ermöglichen.

Mit Hilfe der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" hofft am Mittwoch ab 20:15 Uhr die Kriminalpolizei nun auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Wer hat Ines Heider am 4. Januar 1990 in der Nähe der Käthe-Kollwitz-Straße 5 in Hermsdorf gesehen? Oder wer hat danach etwas bemerkt - laut Polizei möglicherweise in Verbindung eines Dacia 1310 in der Farbe Champagnerbeige. Für die entscheidenden Hinweise, die zum Täter führen, hat die Staatsanwaltschaft Gera eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.