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Defibrillator-Kurse Thüringer Krankenschwester sagt plötzlichem Herztod den Kampf an
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07. Februar 2025, 19:36 Uhr
Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache in Deutschland. Hört das Herz plötzlich auf zu schlagen, zählt jede Sekunde. Je schneller geholfen wird, desto größer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit. Krankenschwester Mandy Schauerhammer aus Stadtroda stattet ehrenamtlich Gemeinden im Saale-Holzland-Kreis mit einem Defibrillator aus und schult die Einwohner am Gerät.
Laien-Defibrillatoren - so heißen die kleinen Geräte, mit denen auch medizinisch Unversierte eine Defibrillation, also einen Stromimpuls für das Herz, durchführen können. Die sogenannten automatisierten externen Defibrillatoren (AED) kommen im Mini-Köfferchen daher und können in Outdoor-Schränken griffbereit aufgehangen werden.
Der neueste hängt im 90-Seelen-Dorf Meusebach, außen am Gemeindehaus. Auch er geht, wie mittlerweile mehr als 80 Stück im Landkreis, auf die Kappe von Mandy Schauerhammer.
Defibrillatoren verbessern Überlebenschancen deutlich
Sie selbst trägt seit elf Jahren einen implantierten Defibrillator aufgrund einer genetischen Erkrankung. Die Angst um ihre Kinder, die möglicherweise dieselbe Krankheit haben könnten, gab schließlich den Ausschlag für ihr ambitioniertes Projekt.
Ich weiß, wie schlecht die Überlebenschancen im ländlichen Raum beim plötzlichen Herztod sind. Und deswegen liegt mir das auch so sehr am Herzen, dass wir die Gemeinden flächendeckend mit den AEDs versorgen und so dem plötzlichen Herztod ein Schnippchen schlagen.
Seit Monaten ist die 50-Jährige unermüdlich im Einsatz - ehrenamtlich, neben ihrem Job als Krankenschwester. Sie will so viele Gemeinden wie möglich mit den kleinen Helfern ausstatten, denn gerade auf dem Land sind Rettungswagen nicht sofort an Ort und Stelle.
"Ich weiß, wie schlecht die Überlebenschancen im ländlichen Raum beim plötzlichen Herztod sind. Und deswegen liegt mir das auch so sehr am Herzen, dass wir die Gemeinden flächendeckend mit den AEDs versorgen und so dem plötzlichen Herztod ein Schnippchen schlagen", sagt Mandy Schauerhammer.
Großes Interesse bei den Teilnehmern
In den Meusebacher Gemeindesaal sind neben Mandy Schauerhammer etwa 25 Einwohner gekommen. "Es wollten noch mehr kommen, aber es sind ja Ferien", sagt Bürgermeisterin Silke Höntsch.
Sie alle wollen sich zeigen lassen, wie im Notfall mit dem Defibrillator umgegangen werden muss. "Sie müssen mutig sein", sagt Mandy Schauerhammer zur Einleitung. Man müsse sich überwinden, auch wenn dies nicht einfach ist. "Derjenige, der dort liegt, und wahrscheinlich kennen Sie den, weil Sie alle hier aus dem Dorf kommen, der hat nur Sie, um zu überleben", sagt Schauerhammer zu den Teilnehmern.
Trotz Defibrillator: Herzdruckmassage ist das A und O
Zunächst erklärt die gelernte Krankenschwester Theoretisches zum plötzlichen Herztod und wie man als Außenstehender erkennt, dass jemand ein lebensbedrohliches Problem hat. Außerdem stellt Schauerhammer gegenüber, wie die Erfolgsquoten aussehen, wenn man mit und ohne Defibrillator hilft.
Derjenige, der dort liegt, und wahrscheinlich kennen Sie den, weil Sie alle hier aus dem Dorf kommen, der hat nur Sie, um zu überleben.
Dann wird praktisch geübt: zunächst die stabile Seitenlage an freiwilligen Anwesenden, danach geht es an die Übungspuppen mit "Defi". Das Gerät arbeitet vollautomatisch, erklärt mit klaren Ansagen Schritt für Schritt, was zu tun ist - bis zum lebensrettenden Stromstoß. Trotzdem kommen die Teilnehmer ins Schwitzen, denn eine Herzdruckmassage ist trotz eines Defibrillators das A und O.
Wiederbelebung erfordert Kondition
Teilnehmer Peter Seibt soll zwei Minuten lang Herzdruckmassage durchführen, danach muss er seine Jacke öffnen. "Ich kann mir nicht vorstellen, das in fünf Minuten durchzuziehen. Es ist sehr anstrengend", sagt er. Eine zweite Person sei hilfreich, um mal wechseln zu können.
Ich kann mir nicht vorstellen, das in fünf Minuten durchzuziehen. Es ist sehr anstrengend.
Am Ende herrscht eifriges Wuseln im Gemeindesaal. Jeder möchte sich an einer der drei Übungspuppen ausprobieren und den Anweisungen des Defibrillators folgen. Nur so könnten Hemmungen abgebaut werden, sagt Mandy Schauerhammer.
Land fördert Anschaffung von Defibrillatoren
Für die Anschaffung eines Laien-"Defis" oder aus AEDs erhalten kleine Gemeinden bis zu 80 Prozent Fördergelder vom Land. Das sei keine unerhebliche Summe bei Kosten von knapp 2.000 Euro - immerhin seien alle knapp bei Kasse, sagt Bürgermeisterin Silke Höntsch.
In einer Kataster-App, im sogenannten Defi-Kataster, kann man übrigens einsehen, wo sich der nächste Defibrillator befindet.
MDR (vle/anh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 07. Februar 2025 | 18:25 Uhr
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