
Geburtshilfe Geburt ohne ärztliche Eingriffe: Wie die Hebammenkreißsäle in Thüringen ankommen
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30. März 2025, 16:09 Uhr
In Thüringen bieten inzwischen vier Kliniken einen Hebammenkreißsaal an. Dort können Schwangere ihrem Wunsch nach einer Geburt ohne ärztliche Eingriffe nachgehen. Geleitet werden die Kreißsäle von Hebammen. Das Angebot stößt im Freistaat auf Interesse.
In einigen Thüringer Krankenhäusern können Schwangere ihre Kinder ohne ärztliche Begleitung zur Welt bringen. Geleitet werden die Kreißsäle stattdessen von Hebammen. Das Angebot stößt nach Einschätzung der Kliniken auf Interesse. Es gebe zahlreiche Anfragen und Anmeldungen dazu, teilten die Thüringen-Kliniken Saalfeld und das Universitätsklinikum Jena auf Anfrage mit. Frauen, die das Angebot wahrnehmen, wünschten sich häufig eine natürliche Geburt, möglichst ohne ärztliche Eingriffe und individuell betreut.
In Hebammenkreißsälen betreuen die Geburtshelferinnen eigenverantwortlich gesunde Schwangere vor, während und nach der Entbindung. Ärzte werden nur bei Komplikationen zur Unterstützung herangezogen. Nach Angaben des Hebammenlandesverbandes gibt es in Thüringen bislang zusätzlich zur normalen Geburtshilfe an vier Kliniken Hebammenkreißsäle. Neben Saalfeld und Jena sind das die Ilm-Kreis-Kliniken in Arnstadt und das Helios-Klinikum Erfurt. Im Klinikum Weimar ist nach Angaben einer Sprecherin ein Hebammenkreißsaal geplant.
Geburt im Hebammenkreißsaal nicht möglich bei Risikoschwangerschaften
In den Thüringen-Kliniken haben seit dem Start zu Jahresbeginn zehn Frauen im Hebammenkreißsaal entbunden. "Das ist knapp ein Zehntel aller Geburten seit dem 1. Januar 2025 bei uns", teilte Kliniksprecher Stephan Breidt mit. Bei Risikoschwangerschaften sei eine derartige Entbindung nicht möglich, so die Vorsitzende des Hebammenlandesverbandes, Diana Schmidt. Das betreffe beispielsweise Frauen mit Bluthochdruck oder früheren Kaiserschnittentbindungen. Bei Zwillingsgeburten, wenn das Kind zu klein sei oder falsch im Körper der Mutter liege, dürften Hebammen die Entbindungen nicht alleine begleiten.
Am Universitätsklinikum Jena, wo jährlich rund 1.200 Kinder zur Welt kommen, ist der Anteil der allein von Hebammen betreuten Geburten - 35 binnen zwei Jahren - auch deshalb überschaubar. Aktuell stehen in Jena 160 werdende Mütter auf der Anmeldeliste für den hebammengeleiteten Kreißsaal.
Landesärztekammer schlägt Hebammenzentren vor
Angesichts sinkender Geburtenzahlen in Thüringen, eines zunehmenden Fachkräftemangels und höherer Standards bei der Personalausstattung von Geburtskliniken durch die Klinikreform hat die Landesärztekammer kürzlich eine stärkere Zentralisierung in der Geburtsmedizin angeregt. Sie brachte dabei auch die Schließung von kleinen Geburtskliniken ins Spiel. Zur Versorgung in davon betroffenen Regionen schlägt die Kammer wohnortnahe Hebammenzentren vor, die sich telemedizinisch mit bestehenden Geburtskliniken zusammenschalten könnten.
In Thüringen gibt es laut Kammer aktuell 19 Geburtskliniken. Vier von ihnen betreuen weniger als 350 Entbindungen jährlich - also nicht einmal eine pro Tag.
MDR (ost)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 30. März 2025 | 15:00 Uhr
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