Urteil noch nicht rechtskräftig Tödlicher Unfall nach Naumburger Kirschfest: Prozess wird womöglich neu aufgerollt
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28. März 2025, 09:13 Uhr
Der Prozess um den Unfall mit drei Toten nach dem Kirschfest in Naumburg wird womöglich neu aufgerollt. Nachdem der Angeklagte den Verteidiger gewechselt hatte, stehen eine Berufung oder eine Revision des Urteils im Raum. Mitte März hatte das Gericht den 43-jährigen zu zwei Jahren Haft verurteilt. Gestartet war der Prozess mit einem Geständnis und einer Bitte um Entschuldigung des Angeklagten. Das Unglück hatte in der Region große Bestürzung ausgelöst.
Der Prozess gegen einen mutmaßlichen Unfallverursacher nach dem Naumburger Kirschfest wird womöglich neu aufgerollt. Bei dem Unfall waren im Juli vergangenen Jahres drei junge Menschen auf der Rückbank eines Pkw gestorben. Der 43-jährige Fahrer war Mitte März dieses Jahres vom Amtsgericht Naumburg wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht hatte außerdem entschieden, dass der Mann seinen Führerschein für zwei Jahre verlieren soll.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Naumburg teilte MDR SACHSEN-ANHALT jetzt mit, dass das Urteil nach wie vor nicht rechtskräftig sei. Nach dem Prozess vor zwei Wochen habe der Angeklagte den Verteidiger gewechselt. Dieser habe dann sofort Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. Möglich seien sowohl Revision als auch Berufung. Der Sprecher erklärte, er gehe von Berufung aus. Dann würde der Prozess neu am Landgericht Halle verhandelt. Der Angeklagte habe nichts zu verlieren. Höher als bereits ausgesprochen, könne das Urteil nicht ausfallen. Allerdings würden sich im Falle einer erneuten Verurteilung die Gerichtskosten deutlich erhöhen. Diese müsste der Angeklagte selber zahlen.
Angeklagter gestand Vorwürfe im Prozess
Im Prozess selbst hatte sich der Angeklagte geständig gezeigt. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT hatte er außerdem um Entschuldigung gebeten. Er gab zu, vor der Fahrt Alkohol getrunken zu haben und übermüdet gewesen zu sein. Dabei war konkret die Rede von Bier und Rum-Cola. Die als Zeugin geladene Beifahrerin gab an, der Fahrer habe zusätzlich noch einen Shot Pfeffi getrunken. Sie erinnere sich an den Unfall selbst nicht mehr, wisse aber, dass die drei Getöteten nicht angeschnallt gewesen seien.
Gutachten zufolge hatte der Fahrer 0,98 Promille im Blut und war mit zirka 90 Kilometer pro Stunde auf regennasser Fahrbahn unterwegs. Ein erster Alkoholtest nach dem Unfall hatte einen Wert von 1,3 Promille ergeben.
Nach dem Unfall bei Naumburg mit drei Toten war die Anteilnahme groß. Mehr dazu sehen Sie im Video von MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE aus dem Juli 2024.
In Kurve von Straße abgekommen
Der damals 43-Jährige war am 1. Juli des vergangenes Jahres in einer Kurve von der Straße abgekommen, einen Hang hinabgestürzt und gegen einen Baum geprallt. Zwei Frauen und ein Mann im Alter zwischen 19 und 21 Jahren auf der Rückbank starben.
Dazu hieß es vor Gericht, die drei seien an multiplen schweren Verletzungen vorwiegend an Kopf und Brustbereich verstorben. Der Fahrer selbst sowie seine 18 Jahre alte Beifahrerin wurden leicht verletzt.
Große Spendenbereitschaft nach tödlichem Unfall
Das Unglück hatte in der Region für riesige Betroffenheit gesorgt. Freunde sammelten innerhalb kurzer Zeit Spenden in Höhe von 30.000 Euro für die Hinterbliebenen der Opfer.
Kurz nach dem Unfall hatte die Staatsanwaltschaft Naumburg den Alkoholwert im Blut des Fahrers "in einem strafrechtlich relevanten Bereich" eingeordnet. Die Analyse der Blutprobe dauerte dann noch mehrere Monate.
dpa, MDR (A. Dabrowski, N. Düsekow, C. Dziedo, O. Leiste, K. Bunk, H. Leonard, M. Köhne, M. Fürstenberg, A. Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 18.12.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. März 2025 | 08:00 Uhr