Porträt Wechsel nach drei Jahrzehnten: Ulli Schäfer ist neuer Landrat im Landkreis Greiz
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28. Juli 2024, 15:37 Uhr
Generationenwechsel im Landratsamt Greiz: Ulli Schäfer (41) tritt in die großen Fußstapfen von Martina Schweinsburg. Sie durfte aus Altersgründen nicht wieder zur Wahl antreten. Damit bleibt das Landratsamt Greiz fest in CDU-Hand. Bodenständig, aber mit Blick in die Zukunft.
Zufrieden schaut Ulli Schäfer auf das Tablet. Amtsleiter Sven Maiwald zeigt, wo Asylsuchende im Landkreis Greiz künftig arbeiten könnten. "Sehr gut vorbereitet", lobt Schäfer. Er weiß um die Fachkompetenz der Amtsleiter und Mitarbeiter im Landratsamt. Aber auch um die Herausforderungen.
Denn schon seit 20 Jahren sitzt Ulli Schäfer im Greizer Kreistag. Seit zehn Jahren ist er Fraktionsvorsitzender. Insofern hat er kaum Anlaufschwierigkeiten - er kennt das Landratsamt, viele Mitarbeiter und auch die Zusammenhänge. Nun also von der anderen Seite: als Landrat.
Ich freu' mich sehr drauf! Das Landratsamt ist ein guter und verlässlicher Arbeitgeber.
"Ich freu' mich sehr drauf! Das Landratsamt ist ein guter und verlässlicher Arbeitgeber", sagt Schäfer. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat er die Studien- und Ausbildungsplätze in seiner Behörde erhöht. Gemeinsam mit der Dualen Hochschule Gera-Eisenach soll möglichst vielen jungen Leuten im Landratsamt eine gute praktische Ausbildung ermöglicht werden.
Arbeitszimmer nahezu unverändert
"Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter hierbleiben, in unseren verschiedenen Einrichtungen im gesamten Landkreis. Mit guten Arbeitsbedingungen können wir das schaffen", gibt sich Ulli Schäfer optimistisch.
Digitalisierung ist dabei ein ganz großes Thema - auch mit Blick auf den Internetauftritt des Landkreises. Auf dem Schreibtisch im Amtszimmer stehen erstmals Computer und Laptop. Ansonsten ist das Arbeitszimmer fast unverändert. "Ich habe andere Prioritäten als zuerst die Möbel auszutauschen. Das kommt irgendwann", sagt Schäfer.
Sozial- und Gesundheitswissenschaftler tritt in große Fußstapfen
Der 41-Jährige tritt in große Fußstapfen. Unglaubliche 34 Jahre lang war der Name Martina Schweinsburg mit dem Landkreis Greiz fest verbunden. Sie wäre zur Kommunalwahl 2024 noch einmal angetreten. Doch da sie inzwischen 65 Jahre alt ist, lässt die Thüringer Kommunalordnung dies nicht zu. Mit diesem Wissen hat sie klug vorgebaut - und Ulli Schäfer als ihren Nachfolger aufgebaut.
Wenn ich Fragen hätte, könnte ich Frau Schweinsburg jederzeit ansprechen. Ich übernehme ein sehr gutes Amt, so dass es Freude macht fortzusetzen, was sie begonnen hat.
Er wird anders agieren, so viel ist klar. Letztlich zählen die Ergebnisse. Auf den Fluren im Landratsamt frage ich nach; die Daumen gehen hoch. Der Neue hat bei den meisten im Amt offenbar einen sehr guten ersten Eindruck hinterlassen.
Schwerpunkt: Bildung und Schulen
Vor-Ort-Termin in Münchenbernsdorf: "Ein toller Termin", freut sich Schäfer. Denn es geht zum Neubau der Grund- und Regelschule mit Platz für 400 Kinder. Barrierefrei, mit Solar auf dem Dach. 2026 sollen die Schülerinnen und Schüler dort einziehen.
Die Schulen in Auma und Münchenbernsdorf hatten mit massivem Lehrermangel zu kämpfen. Vor drei Jahren startete Schäfer mit den Elternvertretern deshalb eine Petition. Heute sind beide Schulen gut aufgestellt. "Es ist nicht nur eine Schulhülle, sondern der Digitalpakt wird auch umgesetzt. Das ist eine gute Sache, wie wir vor Ort, im ländlichen Raum, Schule erhalten können", freut sich Schäfer.
650 Millionen Euro hat der Landkreis in seine Schulen gesteckt - allerdings insgesamt in den vergangenen 30 Jahren. Jetzt beginnt die Sanierung von vorn. In Münchenbernsdorf und Bad Köstritz baut der Landkreis komplett neue Schulen.
Mehrere Studienabschlüsse hat Schäfer in der Tasche. Die Mehrarbeit, die vielen Termine als Landrat - am Wochenende und abends - schrecken ihn nicht. "Es gehört eine gute Organisation dazu und natürlich auch ein guter familiärer Zusammenhalt. Und das hab ich zum Glück: Familie, die hinter einem steht.“
Der Mann mit dem roten Kreuz auf der Brust
Es geht auf 18 Uhr zu. Dienstliche Termine stehen heute nicht mehr an. Wohl aber einer, der Ulli Schäfer besonders am Herzen liegt: sein Dienst im Deutschen Roten Kreuz. Seit 35 Jahren ist er Mitglied im DRK und inzwischen sogar Präsident des DRK-Kreisverbandes Greiz.
Dennoch - oder gerade eben deshalb - macht er weiter aktiv mit. Herzlich die Begrüßung: alle Mitstreiter werden umarmt. Dann geht’s an´s Einräumen des Einsatzfahrzeuges. Die nächsten Termine werden besprochen. "Ich lass' mich auch weiter für Einsätze einteilen, natürlich", sagt Ulli Schäfer auf meine Frage ganz überrascht.
Für seine DRK-Mitstreiter war es am Anfang ungewohnt. "Sagt man jetzt Herr Landrat? Darf man noch du sagen? Nee, das ist der Ulli. Und er bleibt der Ulli für uns - der Fels in der Brandung", sagt Sanitäter Torsten Scheler.
Wie wichtig Ulli Schäfer das DRK ist, zeigt er ein paar Meter weiter: "Straße des Jugendrotkreuzes". 2017 wurde die kleine Straße auf Betreiben von Ulli Schäfer - mit dem Segen des Stadtrates - so benannt. "Deutschlandweit einmalig, das gibt es nur in Münchenbernsdorf, im Landkreis Greiz", sagt Ulli Schäfer und strahlt.
MDR (KaBe/mm)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 27. Juli 2024 | 19:00 Uhr
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