Wirtschaft Schachtbau Nordhausen: Größter Einzelauftrag für Anlagentechnik seit der Wende
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12. Januar 2023, 06:10 Uhr
Schachtbau stellt sich gegen den Trend: Während die Wirtschaft unter hohen Energiepreisen und Inflation ächzt, boomt der Nordhäuser Industriebetrieb. Ein Rekordauftrag kommt aus Berlin, doch auch in Thüringen und im Ausland läuft das Geschäft.
- Das Unternehmen sieht zwei Gründe für den Erfolg
- Großaufträge durch ein Atomendlager
- Schachtbau in Berlin, an Bleiloch-Stausee und in Kasachstan im Einsatz
- Unternehmen sucht Dutzende Fachkräfte
Seit 20 Jahren hat sich Schachtbau Nordhausen bei den Berliner Wasserbetrieben einen Namen gemacht. Die jährlichen Baustellen blieben klein, brachten den Nordhäusern aber verlässliche Einnahmen von 2 bis 3 Millionen Euro pro Jahr. Eine Beharrlichkeit, die sich ausgezahlt hat.
Endes des vergangenen Jahres ist ein Großauftrag der Berliner Wasserbetriebe von insgesamt 16,5 Millionen Euro in den Südharz gegangen. Zwei Blockheizkraftwerke und eine Klärgasaufbereitung werden die Mitarbeiter in den nächsten Jahren in Schönerlinde bei Wandlitz errichten. Dazu stemmt Schachtbau auch die Genehmigungsplanung der gesamten Anlage. Es ist der größte Einzelauftrag für die Anlagentechnik des Unternehmens seit der Wiedervereinigung.
Gründe für den Erfolg
Schachtbaus Anlagentechnik ist die jüngste Abteilung des Unternehmens. Sie wurde erst nach der Wiedervereinigung Stück für Stück ausgebaut, weil andere Geschäftsfelder wegbrachen. Der Erfolg der jungen Unternehmensabteilung hat laut Robert Franz zwei Gründe. Er ist seit 30 Jahren dabei und für den Geschäftsbereich "Wasser- und Abwassertechnik" zuständig.
Zum einen habe sich das Unternehmen darauf konzentriert, ein Rundum-Sorglos-Paket zu schnüren. Auftraggeber müssen dabei nicht jedes Gewerk und jede Maßnahme einzeln ausschreiben. Schachtbau versucht oft ein Gesamtangebot für alles zu liefern. Die Bemessung, Konstruktion, Projektierung bis hin zur Inbetriebnahme - alles liegt in einer Hand. Das verkürze die Bauzeit, so Robert Franz. Das komme gut an bei Auftraggebern.
Den zweiten Grund für den Erfolg sieht Robert Franz in den gestiegenen Energiepreisen. Gerade energieintensive Anlagen, wie zum Beispiel Abwasseraufbereitung oder Trinkwasserversorgung, müssen in diesen Zeiten optimiert werden, wie etwa bei den Berliner Wasserbetrieben. Das Unternehmen will mit den eigenen Blockheizkraftwerken für Energiesicherheit sorgen. Steigende Investitionen, von denen Schachtbau profitiert.
Dazu kommen gestiegene Anforderungen an die Wasserqualität. Die Reinigungsstufen müssen dank europäischer Vorgaben immer höhere Leistung bringen, besonders bei Kläranlagen einer bestimmten Größenordnung. Darum kümmern sich Schachtbaus Anlagetechniker.
Großaufträge durch Atommüll-Endlager
Auch am Ausbau des Atommüll-Endlagers im niedersächsischen Salzgitter arbeitet Schachtbau seit Jahren mit. Für den "Schacht Konrad" fertigen die Techniker den zentralen Förderturm im Wert von 50 Millionen Euro. Die Einzelteile werden in Nordhausen gefertigt und in Salzgitter montiert. Bereits im Herbst vergangenen Jahres wurde der Endlager-Auftrag erweitert - um weitere 30 Millionen Euro.
"Bis ins Jahr 2026 werden sich unsere Aufträge auf etwa 250 Millionen Euro summieren", sagte Geschäftsführer Michael Seifert MDR THÜRINGEN.
Optimistisch ins neue Jahr
Schachtbau startet mit vollen Auftragsbüchern ins Jahr 2023. 200 Millionen Euro beträgt das aktuelle Volumen. Darunter auch eine Baustelle in Thüringen: Für den Vattenfall-Konzern wird Schachtbau die Talsperre Bleiloch im Saale-Orla-Kreis erneuern. Die Talsperre hat unter seinesgleichen das größte Fassungsvolumen in Deutschland. Schachtbau wird die gigantischen Rohre am Fuß der Staumauer instand setzen. 2,3 Millionen Euro zahlt Vattenfall für die Grundablass-Sanierung.
Die Liste der Aufträge ist lang. Auch in einem Chromerzbergwerk in Kasachstan sind die Thüringer gefragt. Hier bauen die Schachtbauer seit Jahren an den Förderungstrecken unter Tage mit. Auch bei der Wismut oder dem Forschungsbergwerk der TU Bergakademie Freiberg mischt das Unternehmen mit.
Schachtbau braucht Fachkräfte
Alle Geschäftsfelder von Schachtbau Nordhausen wachsen. Die Anlagetechnik bei der Wasseraufbereitung, der klassische Bergbau durch die Suche nach Rohstoffen, der Stahlbrückenbau durch marode Infrastruktur sowie die stahlbautechnische Komponentenfertigung für die Muttergesellschaft Bauer.
"In jeder Abteilung gibt es einen tollen Auftragsbestand, sehr positive Zukunftsaussichten und demzufolge auch überall Investitionsbedarf. Doch bei den Fachkräften gehen Wunsch und Realität weit auseinander", so Michael Seifert.
Der Geschäftsführer rechnet damit, dass Schachtbau bereits in naher Zukunft 40 weitere Mitarbeiter benötigt. "Wir wollen weiter in die Digitalisierung und Automatisierung am Standort Nordhausen investieren. Doch den größten Bedarf haben wir beim Personal."
MDR (rom/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 11. Januar 2023 | 19:00 Uhr
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