Porträt Sprung ins kalte Wasser: Christian Karl - neuer Landrat im Kreis Sömmerda

01. August 2024, 21:23 Uhr

Nach zwölf Jahren hat der Landkreis Sömmerda einen neuen Landrat. Christian Karl tritt die Nachfolge von Harald Henning an, der aus Altersgründen nicht mehr aufgestellt werden konnte. Für den neuen Landrat waren die ersten Wochen im neuen Amt trotz jahrelanger Politikerfahrung ein Sprung ins kalte Wasser - metaphorisch, aber auch im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein bisschen ist es ihm anzusehen. Die ersten Wochen im Amt waren alles andere als ein Zuckerschlecken. Wie viel Arbeit auf ihn wartet und wie sehr einige Themen brennen, habe ihn dann doch überrascht, sagt Christian Karl. Gerade hat er ein paar Tage Urlaub gemacht, um neue Energie zu tanken. Es stehen viele große Aufgaben für den neuen Landrat an.

Eine persönliche Herausforderung für den gebürtigen Sömmerdaer ist die Position an sich - denn er tritt in die Fußstapfen des langjährigen und beliebten Landrats Harald Henning. Zwar verbleibt das Amt mit Christian Karl in den Händen der CDU, trotzdem muss er sich nun erst einmal beweisen.

Christian Karl in seinem Büro
Bevor Christian Karl zum Landrat gewählt wurde, war er 14 Jahre lang Geschäftsführer des Kreisverbandes des Arbeiter-Samariter-Bundes. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann

Die erste Kinderstadt in Sömmerda mit aufgebaut

Den einen großen Ratschlag bei einem Glas Bier von Alt-Landrat zu Neu-Landrat habe es nicht gegeben, sagt Karl. Als Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag habe er in den vergangenen Jahren aber ohnehin im häufigen Austausch mit Henning gestanden. "Das war sehr hilfreich, dass ich nicht so sehr ins kalte Wasser gestürzt bin."

Der große Schritt ins kommunale Spitzenamt ging für Christian Karl mit einem emotionalen Schlussstrich einher. Über 14 Jahre war er der Geschäftsführer im Kreisverband des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Deutschland. Besondere Freude machte ihm dort die Kinder- und Jugendarbeit.

Bei mir hat jeder die Chance, wenn er in der Sachpolitik mitgestalten will. Das habe ich in den vergangenen Jahren so gehalten und gebe es auch jetzt so vor.

Christian Karl Landrat

Als eine der letzten Amtshandlungen als Geschäftsführer baute er die erste Kinderstadt in Sömmerda mit auf. Das Landratsamt ist zwar nur etwa 200 Meter von seinem früheren Arbeitsplatz entfernt. "Trotzdem bin ich natürlich mit einem tränenden Auge gegangen", so der 46-Jährige. "Jetzt freue ich mich aber erstmal auf die neuen Aufgaben, die ich angenommen habe und annehmen werde."

Kinder mit mit Hammer 4 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die ersten Projekte sind schon in vollem Gang oder stehen unmittelbar vor der Tür. Da ist zum einen die Schulnetzplanung im westlichen Landkreis. Mehrere Schulen sollen in den kommenden Jahren saniert und die Schulstandorte neu konzipiert werden. "Wir wollen im Landkreis eine gute Bildung entwickeln und wir wollen die Schulen gut aufstellen. Das ist mein oberes Ziel", so der Landrat.

Ein weiteres Großprojekt ist der Bau des seit Jahren geplanten Feuerwehrtechnischen Zentrums in Sömmerda. Wo genau die Reise hingeht, sei laut Karl aber noch offen und unterliege letztendlich dem Kreishaushalt. Und wie dieser aufgestellt sein wird, hängt auch von der Landtagswahl und dem Landeshaushalt ab. Trotz der Ungewissheiten ist Christian Karl fest entschlossen, den Haushalt für 2025 noch im Dezember beschließen zu lassen.

Digitalisierung sämtlicher Altakten

In Sachen Digitalisierung wähnt er den Landkreis auf einem guten Weg. Zuletzt sei viel Geld für den Aufbau eines Rechenzentrums in die Hand genommen worden. Derzeit würden sämtliche Altakten digitalisiert und auch die Software-Entwicklung werde weiter vorangetrieben, so Karl. Im Landratsamt werden für die Mitarbeiter außerdem viele Schulungen angeboten. "Ich selbst habe da in den ersten Wochen schon herausfordernde Momente erlebt", sagt der Landrat lachend. An die über 150 digitalen Programme der Kreisverwaltung müsse er sich erst noch gewöhnen.

Zwischen den Parteien im Kreistag wünscht sich Christian Karl in der neuen Legislatur ein respektvolles Miteinander. Das bedeute für ihn auch, mit allen Fraktionen im Austausch zu bleiben. "Bei mir hat jeder die Chance, wenn er in der Sachpolitik mitgestalten will. Das habe ich in den vergangenen Jahren so gehalten und gebe es auch jetzt so vor."

Eine Grenze sei für ihn erreicht, wenn die Themen nur noch parteiideologisch angegangen werden. Auch für die Arbeit im Landratsamt wünscht sich Christian Karl eine offene Kommunikation auf Augenhöhe. "Ich möchte mit den Kollegen einen guten Austausch haben. Das ist mir sehr wichtig."

Einsatz als Rettungsschwimmer

Dass der neue Landrat sich nahbar zeigt, hat er erst kürzlich mit seinem Einsatz im Buttstädter Freibad unter Beweis gestellt. Als das Bad an einem Freitagnachmittag wegen fehlenden Personals frühzeitig schließen sollte, sprang Christian Karl kurzerhand als Rettungsschwimmer ein und sicherte damit den Badespaß ab.

Das ist für mich ganz normal und ich habe das gerne gemacht.

Christian Karl Landrat und Rettungsschwimmer

Dass das (im wahrsten Sinne) hohe Wellen geschlagen hat, ist dem neuen Landrat aber gar nicht so recht. "Ich bin seit 15 Jahren in der Wasserrettung und in den verschiedensten Wasserbecken hier im Landkreis gewesen. Das ist für mich ganz normal und ich habe das gerne gemacht." Auch für die Zukunft schließt es der neue Landrat nicht aus, für den Landkreis ein weiteres Mal in die Badehose zu schlüpfen.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 01. August 2024 | 18:45 Uhr

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