Jugendsozialarbeit Großbrembach: Nach Behörden-Hick-Hack kann Jugendwohngruppe eröffnen

29. Dezember 2023, 05:00 Uhr

Schon längst sollte in der alten Molkerei in Großbrembach im Kreis Sömmerda Leben sein. Doch noch ist es still in der modernen und geräumigen Wohnküche. Auch die vier Zimmer sind noch leer. Die geplante Jugendwohngruppe von Carolyn Sendler und Thomas Wanie gibt es noch nicht. Doch das Warten darauf hat ein Ende. Die ersehnte Betriebserlaubnis für die neue Jugendhilfeeinrichtung wurde erteilt.

Am 15. November lag der Bescheid im Briefkasten. Ein Datum, welches Carolyn Sendler nicht mehr vergisst. "Es war eine gänzliche Freude über all die Monate, die so zäh und wartend waren." Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor hatten Carolyn Sendler und Thomas Wanie ihren ersten schriftlichen Antrag beim Jugendamt im Landratsamt Sömmerda eingereicht. Sie wollten eine Wohngruppe für Jugendliche gründen, mit denen es das Leben nicht ganz so gut meint.

Positive Lebensperspektive soll vermittelt werden

In der WG sollten sie lernen, selbständig zu werden, einen Haushalt zu schmeißen und Strukturen kennenlernen. An ihrer Seite soll stets eine Erzieherin oder Sozialpädagogin stehen. "Großes Ziel ist es, dass alle, die zu uns kommen, einen Schulabschluss machen und dann in eine Ausbildung gehen", sagt Sendler. Sie spricht von einer "positiven Lebensperspektive", die sie vermitteln will.

Bildungsministerium vermittelte

Doch das Jugendamt sah zunächst weder Bedarf noch fühlte es sich zuständig und verwies die Unternehmensgründer an das Thüringer Ministerium für Bildung. Dort versuchte man zu vermitteln. "Die Zusammenarbeit zwischen dem Träger und dem örtlichen zuständigen Jugendamt gestaltet sich offenbar schwierig", hieß es wörtlich.

Auch das habe die Bearbeitung des Anliegens verzögert. Es gab etliche Telefonate, Ortstermine und Begehungen. Immer wieder wurde die Betriebserlaubnis nicht erteilt. Und das, obwohl die Jung-Unternehmer bereits eine fertig eingerichtete Wohnung und eine Mitarbeiterin für die Erziehung eingestellt hatten. "Wir hatten laufende Kosten. Fahrzeuge, Miete und Personal", berichtet Wanie.

Thomas Wanie am Kühlschrank
Die Wohnung ist schon fertig eingerichtet. Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Am Ende haben sie sich dann aber doch getroffen - es gab den heiß ersehnten Kompromiss. Carolyn Sendler und Thomas Wanie haben noch einmal an ihrem Konzept gefeilt und das Bildungsministerium gab schließlich grünes Licht. Seit November laufen auch die Gespräche. "Wir wählen unsere Bewohner sorgsam aus. Nicht jeder passt in unser Konzept."

Wille zum Schulabschluss muss da sein

Die Jugendlichen, die hierher kommen, müssen willens sein, einen Schulabschluss oder eine Ausbildung zu machen." Ein Junge hat bereits die Koffer gepackt. In Kürze wird er hunderte Kilometer von zu Hause weg sein und in der alten Molkerei in Großbrembach einziehen. Weitere Bewerbungsgespräche stehen an. "Endlich können wir starten. Das war das Schlimmste, dass sich alles so langgezogen hat", sagt Thomas Wanie.

"Läuft es gut an, wollen wir 2024 auch wachsen. Eine weitere Wohnung im Haus wird frei und könnte für Jugendliche hergerichtet werden." Und dann gibt es da noch die alte Schule im Ort. Nach wie vor will das Paar das Gebäude ausbauen und dort ein Kinderheim eröffnen. "Die größte Herausforderung wird es aber sein, Personal zu finden", sagt Carolyn Sendler. "Wenn jemand Lust auf eine neue Aufgabe hat, soll er sich bitte bei mir melden."

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MDR (cma/dr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 28. Dezember 2023 | 06:15 Uhr

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