Guy Montavon, 2021
Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Nach Vorwürfen Erfurter Stadtrat entscheidet: Montavon als Theater-Werkleiter abberufen

01. Februar 2024, 09:20 Uhr

Guy Montavon ist als Werkleiter des Erfurter Theaters abberufen worden. Dafür stimmte am Mittwochabend der Stadtrat. Hintergrund sind Vorwürfe von Machtmissbrauch und sexueller Übergriffe am Theater.

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Der Generalintendant des Theaters Erfurt, Guy Montavon, ist von der Werkleitung abberufen worden. Das hat der Stadtrat am Mittwochabend beschlossen. Die zweite Werkleiterin, Verwaltungschefin Angela Klepp-Pallas, hatte bereits zuvor ihrer Abberufung zugestimmt.

Kultur

Teilnehmende einer Demonstration des Landesfrauenrat Thüringen zur Solidarität mit Betroffenen von Sexismus und Machtmissbrauch am Theater Erfurt stehen vor Beginn einer nicht öffentlichen Stadtratssitzung vor dem Erfurter Rathaus.
Teilnehmende einer Demonstration des Landesfrauenrat Thüringen zur Solidarität mit Betroffenen von Sexismus und Machtmissbrauch am Theater Erfurt stehen vor Beginn einer nicht öffentlichen Stadtratssitzung vor dem Erfurter Rathaus.  Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Stadtrat will Aufklärung

Einem Aufhebungsvertrag, den die Stadt vorab mit Montavon verhandelt hatte, stimmte der Stadtrat in der vorliegenden Form nicht zu. Kritisiert wurde unter anderem eine Klausel, wonach mit Inkrafttreten alle weiteren Ermittlungen gegen Montavon eingestellt würden. Diesen Freibrief wolle man nicht ausstellen, hieß es. Nun soll ein geänderter Aufhebungsvertrag ausgehandelt werden.

Bereits vor der Sitzung hatten mehrere Fraktionen deutlich gemacht, dass sie dem Vertrag nicht zustimmen würden. CDU, Linke, Grüne und Mehrwertstadt kritisierten unter anderem mangelnde Transparenz seitens der Stadt. Die Stadträtinnen und -Räte forderten auch eine konsequente Aufklärung aller Vorwürfe.

Mitarbeitende wollen neuen Intendanten

Zudem habe der Personalrat mitgeteilt, dass sich mehr als 130 Mitarbeitende einem kritischen Brief angeschlossen hätten, in dem die Beschäftigten einen Neuanfang innerhalb des Theaters mit dem jetzigen Intendanten ablehnten.

"Das Theater braucht einen Neustart, weil dort offensichtlich eine sehr barocke Führungskultur herrschte", so Erfurts OB Andreas Bausewein. "Wir brauchen neue Köpfe am Theater, haben aber juristisch und arbeitsrechtlich nichts in der Hand", beschrieb er das Dilemma.

Montavon bleibt damit freigestellt

Mit dem Stadtratsbeschluss bleibt Montavon vorerst Intendant, soll jedoch weiterhin freigestellt bleiben. Bausewein sagte, die weitere Freistellung von Montavon müsse jetzt juristisch geprüft werden. Zudem soll nun eine nicht in Erfurt ansässige Kanzlei einen neuen Aufhebungsvertrag ausarbeiten. Diesem müsse dann auch Montavon zustimmen. Das könnte ein Prozess sein, der länger dauere, so Bausewein. 

Wie Kulturdezernent Tobias Knoblich nach der Sitzung sagte, sollen der bisherige stellvertretende Generalintendant Malte Wasem und eine bisherige Mitarbeiterin der Erfurter Stadtwerke stattdessen die Werkleitung übernehmen.

Teilnehmende einer Demonstration des Landesfrauenrat Thüringen zur Solidarität mit Betroffenen von Sexismus und Machtmissbrauch am Theater Erfurt stehen vor Beginn einer nicht öffentlichen Stadtratssitzung vor dem Erfurter Rathaus.
Am Mittwochabend kam es vor dem Rathaus in Erfurt zu einer Solidaritätskundgebung - organisiert vom Landesfrauenrat. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Kundgebung vor dem Rathaus

Vor dem Rathaus gab es am Abend eine Solidaritätskundgebung. Dutzende Menschen hatten sich versammelt und forderten eine Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe. Sie solidarisierten sich mit den Betroffenen und der früheren Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Mary-Ellen Witzmann.

Diese hatte die Vorwürfe öffentlich gemacht und war daraufhin fristlos gekündigt worden. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte der Landesfrauenrat Thüringen.

Teilnehmende einer Demonstration des Landesfrauenrat Thüringen zur Solidarität mit Betroffenen von Sexismus und Machtmissbrauch am Theater Erfurt stehen vor Beginn einer nicht öffentlichen Stadtratssitzung vor dem Erfurter Rathaus.
Mit Plakaten machten die Teilnehmer auf die Vorwürfe gegen Guy Montavon aufmerksam. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Vorwurf: Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe

Am Theater Erfurt hat es offenbar jahrelang sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch gegeben. Zu diesem Schluss kommt eine von der Stadt beauftragte Rechtsanwaltskanzlei. Sie spricht von 27 Fällen. Aufzuklären seien auch wirtschaftliche Fragen. So sollen beispielsweise Kulissen ins Ausland verkauft worden sein.
Zudem wurde bekannt, dass eine Kanzlei im Auftrag des Intendanten gegen zwei Stadträtinnen und den Orchestervorstand des Theaters - alle hatten sich zuvor kritisch zum Intendanten und mutmaßlichen Vorwürfen geäußert - nun juristisch vorgeht.

Hinweis: Im Teaser haben wir zuerst berichtet, dass alle Fraktionen außer der SPD für die Abberufung stimmten. Das ist falsch. Grund war ein Missverständnis in der Redaktion - die Autorin hatte es richtig erklärt.

Hintergründe zu den Vorwürfen

MDR (kir/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. Februar 2024 | 07:00 Uhr

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