Mutmaßlicher Machtmissbrauch Theater-Affäre in Erfurt: Neues Gutachten zu Montavon - Kritik an Stadt hält an
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10. Mai 2024, 10:21 Uhr
In der Erfurter Theater-Affäre hat die Stadt ein weiteres Rechtsgutachten vorgestellt. Es attestiert Intendant Guy Montavon Pflichtverletzungen, die aber keine außerordentliche Kündigung rechtfertigten.
In der Erfurter Theateraffäre hat die Stadt am Mittwoch den aktuellen Stand der Untersuchungen bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Demnach habe ein weiteres, von der Stadt beauftragtes Rechtsgutachten aus Sicht der Stadt viele Vorwürfe entkräftet. Es habe Pflichtverletzungen und Strukturprobleme gegeben, aber nach jetzigem Kenntnisstand keine juristisch relevanten Straftaten. Doch die Kritik im Stadtrat an der Stadt reißt auch nach diesem Gutachten nicht ab.
Stadtrat und Personalrat ignoriert
Laut Gutachten hat Generalintendant Guy Montavon bei der Vergabe von Aufträgen den Werkausschuss des Stadtrats nicht einbezogen sowie seine Informationspflicht in Bezug auf Missbrauchsvorwürfe verletzt. Mehrfach habe er Stadtrat und Personalrat ignoriert. Das reiche aber nicht für eine außerordentliche Kündigung Montavons aus. Montavon ist freigestellt, mit ihm soll ein Aufhebungsvertrag erarbeitet werden.
Erfurter Stadträte können das zweite Gutachten in den nächsten Tagen lesen. Eine Veröffentlichung hatte Kulturdezernent Tobias Knoblich ausgeschlossen. Fachleute hätten von einer Veröffentlichung des Dokuments abgeraten. Als Grund hätten die Juristen den Schutz der im Gutachten genannten Menschen genannt.
Kanzlei kritisiert finanzielle Situation
Kritik üben die Juristen der Kanzlei PricewaterhouseCoopers daran, dass das Theater von den Einnahmen der Domstufenfestspiele lebt. Das berge ein hohes Risiko. Ende des Vorjahres war eine finanzielle Schieflage bekannt geworden.
Montavon hatte im November ein Millionendefizit eingeräumt. Daraufhin verhängte die Stadt als Eigentümerin eine Haushaltssperre am Theater über eine Million Euro für 2024.
Erstes Gutachten nach Missbrauchsvorwürfen
Der Stadtspitze attestieren die Juristen in Sachen Aufklärung der mutmaßlichen Fälle von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt, richtig gehandelt zu haben. Die Vorwürfe seien zunächst sehr pauschal gewesen, hätten intern aufgeklärt werden müssen. Dem war die Gleichstellungsbeauftragte Stadt, Mary-Ellen Witzman, zuvorgekommen. Sie hatte die Vorfälle 2023 öffentlich gemacht. Daraufhin wurde ihr fristlos gekündigt.
Wegen der Vorwürfe hatte die Stadt Erfurt ein erstes Gutachten bei der Berliner Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben. Diese war laut Stadtverwaltung zu dem Schluss gekommen, dass es Verstöße gegeben habe, aber nichts davon als Straftat verfolgbar sei.
Grüne und CDU mit scharfer Kritik nach neuem Gutachten
Die Grünen im Erfurter Stadtrat reagierten mit heftiger Kritik an der Informationspolitik der Stadtspitze zu dem zweiten Gutachten. Fraktionssprecherin Laura Wahl sprach vom "Gegenteil lückenloser Transparenz". Nicht nur, dass die Stadtspitze zuerst die Presse und erst danach den Werksausschuss als Kontrollorgan des Theaterausschusses informiert habe, sei schlechter Stil gewesen. Für die Betroffenen müsse es zudem ein Schlag ins Gesicht sein, dass sich die Stadtspitze nun damit brüste, dass bei ihr keine Pflichtverletzungen festgestellt worden seien.
Die CDU im Stadtrat wirft der Stadtspitze vor, die Veröffentlichung der Ergebnisse als "Wahlkampf-Trick" zu nutzen. Nach Ansicht von CDU-Stadtrat und Werkausschuss-Mitglied Niklas Waßmann hat sich Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) mit der Pressemitteilung zum Gutachten selbst freigesprochen. Die Entlastung des Oberbürgermeister bezeichnet Waßmann als "Nebelkerze".
MDR (kir/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. Mai 2024 | 19:00 Uhr
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